Max Uthoff: Aus der Anstalt ins Johanneszentrum

14.2.2016, 17:30 Uhr
Max Uthoff: Aus der Anstalt ins Johanneszentrum

© Foto: Franz-Xaver Meyer

Uthoffs Markenzeichen: schwarzer Anzug, weißes Hemd, schmale schwarze Krawatte. Für sein inzwischen drittes Soloprogramm mit dem Titel „Gegendarstellung“ braucht er nur seine Stimme und gelegentlich ein Megaphon. Aus dem abgedunkelten Zuschauerraum marschiert er langsam auf die Bühne, ruft ins Megaphon: „Wer immer Dasselbe sagt, hat Recht“ – und entlarvt damit die Methoden der Massensuggestion.

Max Uthoff ist ein durch und durch politischer Kopf. Er knöpft sich vor allem den Kapitalismus vor, der inzwischen die Demokratie ersetzt habe. „Alles hat ein Ende, nur die Gier hat keines“, geißelt er das Immer-mehr-haben-Wollen. 62 Menschen der Weltbevölkerung besitzen soviel wie die gesamte untere Hälfte, prangert Uthoff die ungerechte Verteilung an.

Den deutschen Spitzenpolitikern wäscht Uthoff gehörig den Kopf: Bundeskanzlerin Angela Merkel habe nur die Floskel „alternativlos“ parat, SPD-Chef Sigmar Gabriel lächle die Ängste der Bevölkerung vor dem Freihandelsabkommen TTIP einfach weg. Die Folgen für die nordafrikanischen Länder würden weggewischt.

„Nur bei Sahra Wagenknecht erfährt man in einer zwölfminütigen Bundestagsrede mehr als bei einem Jahresabo der FAZ“, lobt Uthoff die Frontfrau der Linken. Immer wieder zaubert der Kabarettist Überraschungsvergleiche hervor: „Die Grünen sind das ideologische Kirschkernkissen für die Wohlstandsbürger und sie haben längst die FDP ersetzt“, witzelt der 48-Jährige über die Öko-Partei, an der er kein gutes Haar lässt.

Markus Söder wünscht er sich als bayerischen Ministerpräsidenten, weil dieser ihn als Kabarettisten auf keinen Fall arbeitslos mache. Alexander Dobrindt gehöre zu den intellektuellen „Kraftlack’ln“ der CSU. Zu CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer fällt ihm die rhetorische Dreierfigur „kläffen, Speichel lecken, Stöckchen holen“ ein.

Wes Geistes Kind die AfD darstellt, ist für Uthoff klar: „Wer Björn Höcke nicht rausschmeißt, ist rassistisch“. Uthoff seziert messerscharf ökonomische Zusammenhänge bei deutschen Waffenlieferungen und das Elend der griechischen Bevölkerung, in der viele keine Krankenversicherung mehr haben und täglich die Suppenküchen frequentieren. „500 Millionen Euro Zinsen musste Griechenland an Deutschland abführen“, nimmt Uthoff die Menschen dort in Schutz.

Die soziale Schieflage ist Uthoff ein besonderes Anliegen und er nimmt sich der sozial Schwächeren und der Arbeitslosen an. „Bei Hartz IV-Empfängern werden die Opfer zu Tätern gemacht“, attackiert Uthoff manche Gemeinheit gegenüber diesen Menschen, deren angebliche Faulheit geschickt instrumentalisiert werde.

Zwei Stunden lang sorgt Uthoff dafür, dass das Gehirn keine Ruhepause einlegt. Die Bürgerkriegsflüchtlinge lässt Uthoff nicht außer Acht und hier schluckt man dann doch. Uthoff löst am Schluss die Beklemmung und empfiehlt seinem immer wieder klatschenden Publikum Heiterkeit und Gelassenheit. Am besten eigne sich dazu, sich einen eigenen Grabspruch auszudenken. Der könne etwa lauten: „Du bist auch bald dran“.

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