Meisterhafte Bauten aus Beton und Glas

2.3.2012, 17:00 Uhr
Meisterhafte Bauten aus Beton und Glas

© Wolfgang Fellner

Seit vier Jahren, gestand der Architekt und Motor der Vortrags-Reihe, Johannes Berschneider dem Publikum, sei er nun hinter Marte und Marte her. Und nun, am 29. Februar 2012, sei es endlich gelungen, einen der beiden aus der angesehenen Voralberger Architekten-Szene nach Neumarkt zu lotsen.

Berschneider hatte dem Publikum nicht zu viel versprochen: Was Stefan Marte präsentierte, lies die Herzen höher schlagen – oder verführte manchen dazu, irritiert den Kopf zu schütteln. Denn: Was die beiden Architekten-Brüder da bauen, das lässt einen die Luft anhalten, das fordert aber auch den Diskurs, was Architektur darf und was nicht. Das Publikum im Museum Maybach hatte der Architekt jedenfalls auf seiner Seite – das bewies der Applaus am Ende seines Vortrages.

Da hatte Stefan Marte das Publikum für fast eineinhalb Stunden durch von ihm und seinem Bruder konzipierte Häuser geführt. Und dabei mehr als einmal das Licht unter den Scheffel gestellt. Denn das Architekturbüro aus der Totengasse 18 in Weiler entwirft Häuser, die ihresgleichen suchen.

Das beginnt schon mit dem Haus, das Stefan Marte für sich selbst baute und als gelungenen Einstieg an den Beginn der Architektur-Reise stellte. Natürlich aus Beton, fließt es einen Abhang hinab, mit großen Fensterfronten und kahlen Betonrücken, das Dach wertet er als fünfte Ansichtsseite. Oben drauf zwei Halbschalen, viel Licht, viel Durchsicht, und trotzdem Geborgenheit und eine phantastische Aussicht.

Das Objekt per se ein Unikum, fest und zugleich fließend in die Landschaft gegossen; trotzdem: mit Blick auf die traditionelle Bauweise der Häuser angrenzend doch fast ein Fremdkörper, wenn auch mit starkem Wiedererkennungswert.

Ein Bootshaus ist ein Bootshaus. Nicht aber, wenn es Marte und Marte gebaut haben. Wie im Fußacher Hafen. Monolithisch steht der Baukörper da, ohne Schnörkel, ohne Regung. Unten, im Stauraum, lassen sich drei Boote unterbringen, darüber wohnt es sich. Bequem, zeigen die Bilder, und über allem, unter dem Dach, gibt es noch ein Sonnenstudio.

Das Dach lässt sich aufklappen. Und nicht nur das Dach. Um Platz zu sparen, ist die Treppe zwischen Wohnetage und Dach hydraulisch verstellbar. So lässt sich auf engstem Raum Platz sparen. Das waren nur zwei der Objekte, die Stefan Marte vorstellte.

Im Brückenbau sind die Brüder ebenso tätig wie auf kirchlichen Feldern: Eine Friedhofserweiterung mit Totenkapelle und Gräberfeld aus gestampftem Lehm zählt ebenso zum Portfolio wie Fabrikbauten im Rheinthal oder Museumseinrichtungen der kleineren Art.

Beeindruckend auch die Ferienhäuser, die Marte und Marte für ihre Klientel errichten: Eines, das Stefan Marte vorstellte, entsprach allem anderen als der gängigen Konvention. Es windet sich als schlanker Turm in den Himmel, mit einem Leergeschoss zum Sonnenbaden. Innen alles spartanisch wie in einer Schutzhütte, wertvolle Holzarbeiten an den Fenstern, der Beton nachbearbeitet, natürlich.

Neuer Badesee

In die gleiche Kategorie fällt das kleine Badehaus. „Es gibt nichts schrecklicheres, als Gott sein zu wollen“, sagte Stefan Marte. Der Badesee, den sie anlegten, war deshalb deutlich kennbar von Menschenhand, drum herum errichteten sie ein Badehaus, das seinesgleichen sucht; mit Sonnen- und Schattenfluchten, mit einem Wohnzimmer, das über die zwölf mal 18 Meter große Wasserfläche kragt, mit Küche, Ruheraum, Wellnessbereich und Technik.

Derzeit sind die beiden Brüder auch in Berlin im Einsatz. Sie haben den Wettbewerb der Stiftung Flucht Vertreibung Versöhnung in Berlin gewonnen und sollen nun dort ein Museum zu diesem Thema umsetzen.

Es sind anspruchsvolle Pläne, die Stefan Marte vorstellte, doch ob sie sich eins zu eins umsetzen lassen werden, das muss sich zeigen.

„Wann seid ihr denn fertig“, wollte Johannes Berschneider im Dialog nach dem Vortrag wissen. „Am 23.12.2015“, sagte Stefan Marte bescheiden ob des Millionenprojektes und bedankte sich artig für den losbrechenden Applaus.

Verwandte Themen


Keine Kommentare