Millionen-Verluste für Waldbauern wegen Klimawandel

17.7.2016, 11:05 Uhr
Millionen-Verluste für Waldbauern wegen Klimawandel

© Foto: Karg

Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Darüber sind sich viele Experten einig. Auch die Waldbesitzer spüren die Auswirkungen von Dürre und Unwettern, wie zum Beispiel Stürme und Starkregen.

Exemplarisch für den gesamten Landkreis Neumarkt hatte Harald Gebhardt, leitender Forstdirektor des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, nach Ernersdorf in den Bereich des Berchinger Stadtwaldes eingeladen, der sich von Pollanten bis Wallnsdorf auf den Jurahöhen und am Osthang des Sulztals erstreckt. Mit dabei waren der für den 480 Hektar großen Stadtwald zuständige Revierförster Andreas Müller, Bürgermeister Ludwig Eisenreich und Kämmerer Christian Rogoza.

„Für Bayern rechnet man neben einem Anstieg der mittleren Temperaturen vor allem mit einer Zunahme extremer Stürme und Überschwemmungen“, sagte der Neumarkter Forstdirektor. Was das bedeuten könne, sei letztes Jahr mit der extremen Hitze und der massiven Dürre in der Region und vor allem auch in Nordbayern, aber auch mit den jüngsten Starkregenereignissen und Überflutungen eindrücklich vor Augen geführt worden.

Im Wirtschaftsjahr 2015 sei den Waldbauern in der Region ein Verlust von bis zu sieben Millionen Euro entstanden, weil wegen der Hitze und Trockenheit der Waldwuchs sehr gering gewesen sei. Überdies habe man Borkenkäfernester großflächig abholzen müssen. Das Nutzholz sei zum Teil mit einem bis zu 20 Euro geringeren Ertrag pro Festmeter Fichte oder Kiefer vermarktet worden.

Um den Unbilden der Witterung entgegenzuwirken, hat die Stadt Berching in diesem Jahr rund 80 000 Euro in Neuanpflanzungen investiert. Diese waren durch Rodungen von weitläufigen Waldflächen notwendig geworden, um zum Beispiel dem Buchdrucker den Lebensraum zu entziehen. Ausgebracht wurden überwiegend Laubpflanzen wie etwa Wildkirsche, Buche oder Eiche, die als Tiefwurzler Stürmen besser standhalten als Fichten oder Kiefern.

„Nachhaltigkeit hat die oberste Priorität“, sagte Bürgermeister Eisenreich. Es gehe bei allen Maßnahmen im Stadtwald auch um den Grundwasserschutz und den Erholungswert für die Bevölkerung. Zur Kosten-/Nutzungsrechnung erklärte Kämmerer Christian Rogoza: „Wenn wir nicht draufzahlen, sind wir zufrieden.“

Revierförster Andreas Müller erläuterte, dass heuer auf insgesamt zwölf Hektar Kahlflächen 18 000 Bäumchen im Berchinger Stadtwald neu gepflanzt worden seien, so dass ein ökologisch und wirtschaftlicher Wald mit Weißtannen, Lärche oder Fichten, mit Ahorn, Vogelkirsche, Buche und Eiche entstehe. Geerntet wurden im Jahr 2013 insgesamt 1400 Festmeter, 50 Prozent davon Fichte, im Jahr 2015 waren es 2200 Festmeter.

Forstdirektor Gebhardt lobte die Stadt Berching für die Investitionen und bot allen Waldbesitzern im Landkreis kostenlose Beratung an. Was der Waldbauer aber jetzt schon tun könne: „Mit offenen Augen durch seinen Wald gehen“, empfahl Gebhardt. Mitte der 1970er Jahre habe man in Mitteleuropa das Phänomen beobachtet, dass viele Bäume in den Wäldern Schäden aufwiesen. Anfang 1980 sprach man von einem „Waldsterben“, hauptsächlich verursacht durch den Schwefeldioxid. Heute müsse man gegen den Klimawandel und die daraus resultierenden Veränderungen in der Natur ankämpfen.

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