Millionenkredite in Schweizer Franken

30.1.2015, 10:35 Uhr
Auch Kreditnehmer im Landkreis Neumarkt sind von den Währungszturbulenzen um Euro und Schweizer Franken betroffen.

© Soeren Stache (dpa) Auch Kreditnehmer im Landkreis Neumarkt sind von den Währungszturbulenzen um Euro und Schweizer Franken betroffen.

Die Raiffeisenbank Berching-Mühlhausen-Freystadt hat Kredite in Höhe von 1,2 Millionen Schweizer Franken an Darlehensnehmer ausgereicht, wie Vorstandsmitglied Christian Kraus auf Anfrage der Neumarkter Nachrichten erklärte. Praktisch von einem Tag auf den anderen ist die Kreditlast für die Betroffenen — drei Private und ein Geschäftskunde — massiv gewachsen.

Allerdings reagierten die Kunden laut Kraus relativ gelassen auf die Kreditverteuerung: Es gebe Überlegungen, die Franken-Kredite in Euro-Darlehen umzuwandeln. Denn bei den „variablen“ Verträgen sei eine Zinsbindung mit Fristen von einem Tag bis zu maximal drei Monate vorgesehen, erklärte der Raiffeisen-Vorstand im NN-Interview.

Gleichzeitig distanzierte sich Christian Kraus von dem Kreditgeschäft in Schweizer Franken: Die Raiffeisenbank habe solche Darlehen „nicht aktiv beworben“; manche Privatkunden hätten auf eine Baufinanzierung in Schweizer Franken gedrungen, um in den Genuss günstiger Zinsen zu kommen. Diese hätten dafür das Währungsrisiko in Kauf genommen. Solche Kredite seien nur „auf direkten Kundenwunsch“ ausgereicht worden, betonte Christian Kraus.

„Sehr konservativ“

„Diese Themen haben wir gottseidank nicht im Bestand“, sagte Vorstandsmitglied Josef Hofbauer von der Raiffeisenbank Neumarkt. Sein Haus habe sich in der Frage von Franken-Krediten „sehr konservativ“ verhalten. Hofbauer: „Wir haben das grundsätzlich abgeblockt.“

Dabei sei die Raiffeisenbank Neumarkt von vielen Bankkunden regelrecht bedrängt worden. Es habe zahlreiche Anfragen auch von privaten Bauherrn gegeben. Diese wollten ausdrücklich Kredite für den Hausbau oder der Wohnungskauf in Schweizer Franken, weil vor einigen Jahren deutlich niedrigere Zinssätze als bei Euro-Krediten gewunken hätten. Hofbauer: „Wir haben dadurch sicher den einen oder anderen Kunden verloren.“

„Keine Meldepflicht“

Zwei Raiffeisenbanken, zwei Varianten der Geschäftspolitik: Jedes Institut entscheidet grundsätzlich selbst, welche Produkte es den Kunden anbieten will. Es gebe „keine Meldepflicht“, sagte Florian Ernst vom Genossenschaftsverband Bayern. Deshalb habe die Organisation „nur bedingt“ einen Überblick, wie sich die 281 Raiffeisen- und Volksbanken im Freistaat in der Vergangenheit verhalten haben.

Gleichzeitig erklärte der Verbandssprecher, dass die Mitgliedsbanken in Bayern „in geringem Umfang Fremdwährungsprodukte“ an Kunden vergeben hätten. Das betreffe Firmenkunden, die mit Fremdwährungskrediten internationale Geschäfte gegen Wechselkursrisiken absichern könnten. Aber auch Privatkunden hätten solche Darlehen in Anspruch genommen. Verbandssprecher Ernst: „Die Kreditvergabe erfolgte allerdings nur auf Nachfrage und nach eingehender Aufklärung über die Risiken.“

Sieben Milliarden Euro

Die Süddeutsche Zeitung hatte berichtet, dass normale Bankkunden viel stärker von dem „Franken-Schock“ betroffen seien als bisher bekannt: Allein die Volks- und Raiffeisenbanken hätten vor der Euro-Krise über 30 000 Fremdwährungskredite meist in Schweizer Franken vergeben. Das Volumen sei 2011 bei über sieben Milliarden Euro gelegen.

Die Fremdwährungsdarlehen seien von einer Auslandstochter der genossenschaftlichen DZ Bank entwickelt und unter dem Namen Luxcredit vertrieben worden, schreibt die SZ. Angeblich hätten über 80 Prozent der Genossenschaftsbanken in Deutschland diesen Luxcredit genutzt.

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