Minister Ramsauer am Deininger Bahnhof

8.7.2013, 13:00 Uhr
Minister Ramsauer am Deininger Bahnhof

© Linke/Fellner

Der Bundesverkehrsminister, der am Sonntagmorgen aus dem Chiemgau angereist war, war mehr als pünktlich. Er war sogar zehn Minuten zu früh in Deining und musste noch warten, bis der Gottesdienst beendet war, ehe es in einem kleinen Festzug zum Kirchweih-Zelt ging.

Peter Ramsauer war locker und entspannt, ließ sich von Bürgern begrüßen und umringen und hatte für jeden ein offenes Ohr. Auch, als er dringend die Toilette aufsuchen musste. „Kann ich mal kurz ins Rathaus?“ „Nein, das ist grad schlecht. Ich hab keinen Schlüssel für mein Rathaus“, entgegnete Bürgermeister Alois Scherer. Die Menschen, die um die beiden Politiker herum standen, mussten nach diesem Wortwechsel herzlich lachen.

Peter Ramsauer wollte eigentlich schon am Bahnhof Deining austreten. „Da gibt es ja nix“, stellte er hernach fest. Ein Zustand, den die Deininger schnellstmöglich geändert haben wollen. Bevor Ramsauer zu seiner Rede im Festzelt ansetzte, hatte er den Bahnhof der Gemeinde besucht. Vor wenigen Tagen hatte er einen Brief von Bürgermeister Alois Scherer bekommen, sich das „besichtigungswürdige Objekt“ dringend bei seinem Kirwa-Besuch anzusehen.

„Angetroffen hab ich am Bahnhof niemanden“, sagte Ramsauer. Das Areal sei heruntergekommen gewesen. „Ich werde alles dafür tun, dass es nicht verrottet und ein Schandfleck wird“, schimpfte Ramsauer im Bierzelt. Dafür erntete der CSU-Politiker aus Traunstein großen Applaus. Offenbar liegt das Thema Bahnhof den Deiningern besonders im Magen. „Eine Verbindung mit der S-Bahn bis hinunter nach Parsberg wäre schön“, so Alois Scherer. Dafür sei zwar nicht der Bundesverkehrsminister zuständig, sondern das bayerische Verkehrsministerium, doch Ramsauer solle dort doch ein gutes Wort einlegen.

Minister Ramsauer am Deininger Bahnhof

Wer bislang von Nürnberg nach Deining möchte, muss in Neumarkt in die Bahnen der Agilis umsteigen. Mit Umsteigezeit und kurzem Aufenthalt ist man insgesamt fast eine Stunde unterwegs, um dann im Ortsteil Deining-Bahnhof auszusteigen und gegebenenfalls noch mit dem Auto weiterzufahren. Verwaltet wird das Bahnhofsgebäude derzeit von der Bahn.

Offensichtlich sei die Bahn aber dieser Aufgabe nicht gewachsen, so Ramsauer. Irgendwelche Investoren möchte der Verkehrsminister aber auch nicht auf der Bieter-Liste sehen. „Es sei denn, eine Gemeinde will ein Bahnhofsgebäude selbst erstehen“, sagte er in Richtung Alois Scherer. Die Stadt Parsberg hat beispielsweise den Bahnhof von der Deutschen Bahn AG vor kurzem gekauft.

Noch nicht an der Reihe

Ob auch in Deining bald Pendler in die S-Bahn einsteigen, blieb nach dem Besuch natürlich offen. Er trage für über 5700 Bahnhöfe in der Bundesrepublik die Verantwortung, Deining sei noch nicht an der Reihe gewesen, so Ramsauer. Er verließ die Gemeinde aber nicht, ohne Bilder vom Bahnhof gemacht zu haben. „Für den Bahnhof Deining finden wir auch noch eine Lösung“, sagte er und polterte im Kirchweihzelt über die Pkw-Maut, den stabilen Arbeitsmarkt, Länderfinanzausgleich, Tempolimit („Mit mir wird es kein generelles Tempolimit auf den Autobahnen geben“) und zog über die Opposition her („Die Grünen kann man nicht brauchen“).

Auch über seinen Job ließ er sich aus. „Ich hab Talkshows bis oben hin.“ Doch vergangene Woche diskutierte Günther Jauch über Schlaglöcher und darüber, ob Deutschland nun kaputt gehe. Diesmal nahm er die Einladung zur Talkshow an, so Ramsauer. Während er zu Hause auf dem Sofa sitze, könne er doch nicht mit ansehen, „wie die in der Glotze über den Ramsauer diskutieren“.

 

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