Mist und Gülle werden zu Energie und Dünger

3.5.2012, 09:00 Uhr
Mist und Gülle werden zu Energie und Dünger

© Jens Schlueter

Der Unfall in Tartsberg war die Ausnahme, aber kein Einzelfall. Im Landkreis Rottal-Inn waren am 25. April auf Grund eines Bedienungsfehlers 20 Kubikmeter Gärsubstrat in den nahen Fluss Bina geflossen.

Der Vorfall in der Gemeinde Pilsach warf die Frage auf, ob in einer Zeit, in der Biogasanlagen wie Pilze aus dem Boden schießen, eventuell bei der Standortwahl zu wenig nachgedacht werde.

Johannes Hebauer, der Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, meint trotz des Tartsberger Debakels, dass ausreichend Vorsorge getroffen werde. Die Biogasanlagen seien ausgereift und keine Pilotprojekte mehr. Dass in der Regel nicht das passieren könne, was in Pilsach passiert ist, verhindere die Einbindung von Fachstellen wie dem Wasserwirtschaftsamt (WWA) in der Genehmigungsphase.

Nahe am Gewässer

So generell sei das nicht der Fall, heißt es jedoch aus dem WWA in Regensburg. Nur wenn eine Biogasanlage in der Nähe eines Gewässer, wie die an der Straußmühle im Tal der Weißen Laber bei Deining, gebaut werde, sorge das WWA dafür, dass Sicherheitsmechanismen wie ein Rückhaltebecken eingeplant würden. Auch wenn größere Dachflächen, wie sie bei derartigen Anlagen die Regel sind, entwässert werden müssen, schaltet sich die Behörde ein.

Johannes Hebauer warnt vor hysterischen Reaktionen. Ein gewisses Restrisiko sei nirgends gänzlich auszuschließen. „Wo Menschen zu Werke gehen, werden Fehler gemacht: Ob im Straßenverkehr oder eben beim Betrieb einer Biogasanlage.“ Gleichwohl gefällt ihm nicht alles, was auf diesem Gebiet geschieht. Die Ausnutzung könne noch optimiert werden.

Derzeit existieren im Landkreis Neumarkt 32 Biogasanlagen, die zusammen neun Megawatt Strom erzeugen. Manche nutzen die Abwärme der Verstromung des Gases, um — wie in Lauterhofen — die Einrichtungen von Regens Wagner zu heizen oder in Staufersbuch große Teile des Dorfes. Andere belassen es dabei, das eigene Wohnzimmer zu wärmen.

Das liegt auch daran, dass die Biogas-Anlagen meist im Außenbereich, weit entfernt von Nutzungsmöglichkeiten für die Abwärme der Gasmotoren, gebaut werden. Es laufen Überlegungen, das Gas zu Blockheizkraftwerken zu leiten, die dort stehen, wo die Abwärme gebraucht wird.

Gefüttert werden diese Methan-Produktionsstätten im Landkreis Neumarkt zu 40 Prozent mit Gülle und Mist. Das sei ideal, findet Hebauer. Denn dem Stoff werde die Energie entzogen, Nährstoffe und Mineralien blieben als Bestandteile des Düngers erhalten.

Eine große Rolle als Vergärungsmaterial spielt zweifellos der Mais. Allerdings halte sich das im Landkreis Neumarkt noch in Grenzen. Hier seien es 18 bis 19 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche, auf die der Einwanderer aus Amerika gesät werde. In Südbayern sind es zur Freude der Wildschweine teilweise schon bis zu 50 Prozent.

Mais sei, sagt Hebauer, nicht unproblematisch, weil der Boden über den Winter meist offen liegen bleibe. Zwischenfrucht sei ein probates Mittel, um die Krume zu schonen und ihr die Möglichkeit zu geben, sich wieder zu erholen.

Es laufen auch schon Versuche mit Riesenweizengras und „Durchwachsende Silphie“ als Maisersatz. Diese Pflanzen böten durchgängige Bodenbedeckungen. Allersdings müsse noch untersucht werden, wie sie sich allgemein auf die Ökologie auswirken.

Für ziemlichen Unfug hält Hebauer die gelegentlich verbreiteten Ängste, die auf den Feldern ausgebrachten Gärsubstrate von Biogasanlagen würden die Verbreitung der Bakterien fördern, die die Krankheit Botulismus auslösen. Diese natürlich vorkommenden Erreger würden in Biogasanlagen durch die hohen Temperaturen eher dezimiert.

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