Mit dem Nachtzielgerät auf Wildschwein-Jagd?

4.1.2017, 06:08 Uhr
Mit dem Nachtzielgerät auf Wildschwein-Jagd?

© Archivffoto:Gregor Fischer/ dpa

Es braucht Geduld, um ein Wildschwein zu schießen. „Und Glück muss auch noch dazu kommen“, sagt Michael Rißmann. Er ist einer der erfolgreichsten Schwarzwildjäger der BJV-Gruppe Neumarkt, hat schon viele Stunden auf dem Hochsitz verbracht.

Doch sehr oft wartet der Jäger dort vergeblich auf ein Wildschwein. Denn anders als etwa Hirsche sind die Tiere nicht standorttreu. Sie wandern in einer Nacht weite Strecken, Reviergrenzen kümmern sie nicht. Und wenn der Jäger an der falschen Stelle ansitzt, hat er Pech gehabt.

„Bis zu Beginn dieses Jahrtausends war es ein Festtag für den Jäger und die Hege-Gemeinschaft, wenn ein Schwarzkittel geschossen wurde“, sagt Lothar Sagerer, Vorsitzender des BJV Neumarkt.

Das hat sich längst ins Gegenteil verkehrt. Hatte die Hegeschau im Jagdjahr 2001/2002 eine Strecke von 86 Stück Schwarzwild in den neun Hegegemeinschaften des BJV Neumarkt ergeben, waren es im vergangenen Jahr 582 Tiere. Das sind zwar 35 weniger als im Vorjahr. Doch der Trend zeigt steil nach oben.

Fußballfeld „beackert“

In anderen Teilen Bayerns sieht man das Wildschwein sogar als ausgeprägtes „Schadwild“ an. Im Landkreis Rhön-Grabfeld etwa werden jährlich über 2000 Stück geschossen. Dennoch klagen Landwirte über verwüstete Äcker und durchwühlte Wiesen. Fußball-Teams müssen bei anderen Vereinen Unterschlupf suchen, weil ihr eigenes Spielfeld umgepflügt wurde.

Das Wildschwein macht es seinem Jäger aber auch nicht leicht. Die Tiere leben in sozialen Verbänden, der Rotte. Sie sind stark, lernen dazu und passen sich an veränderte Lebensumstände an. Und diese haben sich seit 15 Jahren immer mehr zu ihren Gunsten verschoben. Immer mehr Maisfelder bieten den Tieren reichlich Nahrung und eine sichere Deckung. Die milden Winter der vergangenen Jahre haben auch schwache Frischlinge überlebt.

Es liegt also nicht unbedingt am fehlenden Sitzfleisch der Jäger, dass es immer mehr Wildschweine gibt. Hinzu kommt, dass die Jagd auf wenige Tage beschränkt ist, sagt Lothar Sagerer. Nicht vom Gesetz her, aber faktisch. Denn nur wenn der Vollmond am Himmel steht hat der Jäger ausreichendes Büchsenlicht, um das Tier auch genau zu erkennen.

Außerdem gibt es noch revierübergreifende Drück- oder Gesellschaftsjagden. Erst vergangene Woche fand eine solche bei Winterzhofen statt, immerhin 20 Wildschweine schossen die beteiligten Jäger. Viele Jäger, gerade in der Oberpfalz, fordern deshalb den Einsatz von Nachtzielgeräten zu erlauben. Sie werden vor die Zieloptik des Jagdgewehres montiert, die auch bei Dämmerung und Dunkelheit eine gute Ansprache erlaubt.

Nittendorf hat‘s ausprobiert

Bei einem Versuch bei Nittendorf haben die Jäger ein Jahr lang Nachtzielgeräte verwendet. Ein Hintergrund ist ein nächtlicher Jagdunfall, bei dem ein Jäger ums Leben kam. „Die Ergebnisse sind sehr positiv“, sagt Sagerer. Auch aus Sicht des Tierschutzes. Die Tiere starben beim ersten Schuss, es waren viel weniger Nachsuchen notwendig.

Allerdings sieht die Spitze des BJV in München den Einsatz von Nachtzielgeräten in der Jagd kritisch und als unwaidmännisch. Vor allem sperren sich die Sicherheitsbehörden dagegen. Das Bundeskriminalamt BKA hat es 2015 ausdrücklich verboten.

Trotzdem hat das Landwirtschaftsministerium einen Dreh gefunden: Seit diesem Jahr ist die Verwendung von Nachtzieltechnik in „Problemgebieten“ möglich.

Für die Erteilung der Erlaubnisse sind die Kreisverwaltungsbehörden zuständig. Die Jäger müssen einen begründeten Antrag beim Landratsamt stellen.

„Aus unserer Sicht fehlen bei uns die Voraussetzungen“, sagt Stefan Berner, Leiter der Unteren Jagdbehörde. Weder sei die Population so hoch noch gäbe es „massive Schäden“, so dass man von einem „Problemgebiet“ reden könne.

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