Nach Insolvenzantrag: Europoles hat gute Aussichten

16.10.2018, 09:53 Uhr
Nach Insolvenzantrag: Europoles hat gute Aussichten

© Foto: Wolfgang Fellner

Die Überwachungsfunktion hat die Kanzlei Schwartz Insolvenzverwaltung vom Amtsgericht Nürnberg zugesprochen bekommen, nachdem das Neumarkter Unternehmen in der vergangenen Woche selbst einen Insolvenzantrag gestellt hat.

Als Ursache für die wirtschaftliche Schieflage des Unternehmens nannte Rechtsanwalt Dr. Dean Didovic aus der Kanzlei Schwartz einen stornierten Großauftrag zur Lieferung von Strommasten im Wert von 110 Millionen Euro. Der Kunde ist der niederländische Netzbetreiber Tennet, mit dem Europoles aber weiter in Verhandlung sei.

Von der Insolvenz in Eigenverwaltung sind aber nur zwei von zehn Europoles-Gesellschaften betroffen: die Europoles GmbH & Co. KG und die Europoles Verwaltungs-GmbH jeweils mit Sitz in Neumarkt. Acht weitere Gesellschaften der Unternehmensgruppe in Polen, Frankreich, der Schweiz und im Oman sind von dem Insolvenzverfahren nicht berührt.

613 Angestellte betroffen

Diese beiden Unternehmen beschäftigen nach Angaben des Sachwalter-Anwalts Didovic 613 Menschen. Deren Löhne und Gehälter seien für einen Zeitraum von drei Monaten durch das Insolvenzgeld abgesichert. Für die Zeit danach müsse der "Fahrplan für die Eigenverwaltung" umgesetzt sein. Ziel sei die Weiterführung des Geschäftsbetriebes. Der Anwalt erklärte auf Anfrage der NN, dass die Erfolgsaussichten für eine Sanierung gut seien. Vor dem Hintergrund nehme Europoles Aufträge an.

Auch am vergangenen Wochenende haben die externen Umstrukturierer und Sanierer die Situation des Unternehmens detailliert geprüft. Dabei habe sich unter anderem herausgestellt, dass der "Finanzpuffer nicht voll aufgebraucht" sei, so Anwalt Dean Didovic. "Wir wollen das Unternehmen zurück am Markt haben." Beim Blick auf die Marktlage sei aufgefallen, dass in Bayern die Elektrifizierung von zwei Bahnstrecken anstehe - potenzielle Aufträge für Europoles. Dies gelte auch für den Bau von überregionalen Starkstromtrassen.

Großauftrag aus den Niederlanden platzte

Die nun strauchelnden Europoles-Unternehmensteile hatten angesichts des zu erwartenden Großauftrages aus den Niederlanden mehrere Millionen Euro investiert und Personal eingestellt. Unter anderem hatte der Neumarkter Mastenhersteller erst im Frühjahr ein anderes Unternehmen auch aus einem Insolvenzfahren übernommen und Produktionskapazitäten ausgebaut.

Die Leitung der beiden Europoles-Gesellschaften obliegt weiterhin den beiden Geschäftsführern Dr. Martin Prillmann und Michael Schauerte. Sie werden allerdings die Restrukturierung mit den Sanierungsspezialisten Alexander Reus und Vincenz von Braun aus der Kanzlei anchor Rechtsanwälte abstimmen müssen. An einen Personalabbau ist laut Rechtsanwalt Dean Didovic nicht gedacht.

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