Nach Wolkenbrüchen wird es unappetitlich

29.7.2014, 11:00 Uhr
Nach Wolkenbrüchen wird es unappetitlich

© Hans Christian Biersack

Denn der Generalentwässerungsplan der Stadt, der darauf fußt, dass so genannte Jahrhundert-Unwetter sich wegen des Klimawandels häufen dürften, ist auf lange Sicht angelegt.

Bereits vor geraumer Zeit hatten die Neumarkter Nachrichten darüber geschrieben, dass die Uferbereiche des schmalen Bacherls immer wieder von so genannten Hygieneartikeln verschmutzt sind. Die Bezeichnung ist etwas irreführend. Es handelt sich schlicht um gebrauchtes Klopapier, das sich im dichten Uferbewuchs verfängt, wenn die Schwarzach kurzzeitig anschwillt. Den Ratzen gefällt es. Anwohner jedoch haben sich erst jüngst wieder bei einem Bürgergespräch der Gruppierung Flitz darüber beklagt.

Werner Schütt, der in der Bauverwaltung der Stadt unter anderem auch für die Kanalisation und die Kläranlage zuständig ist, kennt das Lied und versteht den Ärger.

Auf der Wasserscheide

Aber es gibt zwei Umstände, warum es so ist, wie es ist. Neumarkt liegt auf der Wasserscheide und hat deshalb nur wenige und nur kleine Gewässer. Wenn da Schmutz rein gerät, fällt der viel eher auf als etwa in Regensburg, durch das sich die Wassermassen der Donau wälzen. An diesem geografischen Nachteil für Neumarkt wird sich wohl nichts ändern lassen.

Nach Wolkenbrüchen wird es unappetitlich

© Anestis Aslanidis

Der zweite Grund für die sporadische Sauerei ist, dass noch rund 70 Prozent der Kanalisation in Neumarkt im Mischsystem arbeiten. Das bringt es mit sich, dass bei heftigen Niederschlägen Abwässer aus den Haushalten mit dem Regenwasser an Überläufen des kurzfristig überforderten Kanalsystems in die Bäche abgeschlagen werden. Das ließe sich im Mischsystem nur mit mannshohen Rohren vermeiden, sagt Schütt.

Deshalb bemühe sich die Stadt, Zug um Zug das Trennsystem einzuführen. In diesem fließen die Haushaltsabwässer in einem eigenen Rohr direkt in die Kläranlage. Wolkenbrüche haben auf diese Leitungen keine Auswirkungen. Aber, so Werner Schütt, die Umstellung sei eine Generationenaufgabe. Die nächsten Jahre werden die Neumarkter immer wieder mit unappetitlichen Folgen von Gewittern konfrontiert werden.

Für Entspannung sorgen schon jetzt Stauraumkanäle und auf das ganze Stadtgebiet verteilte Regenrückhaltebecken. In diesen werden bei starken Niederschlägen die Fluten gespeichert, bis die Kanalisation wieder in der Lage ist, sich in ruhigem Fluss in Richtung Kläranlage zu entleeren.

Nächstes Projekt ist ein Rückhaltebecken unter der Seelstraße gegenüber dem jetzigen Eingang ins Freibad. So soll schon nächstes Jahr den Spaziergängern um den Schlossweiher der Anblick auf dem Wasser treibender „Hygieneartikel“ erspart werden.

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