Neumarkt hat einen neuen Familienrichter

3.3.2015, 18:08 Uhr
Neumarkt hat einen neuen Familienrichter

Der 33-jährige gebürtige Regensburger hat noch am Donnerstag vergangener Woche einen Sitzungssaal des Amtsgerichts Neumarkt in anderer Funktion gesehen: Bei mehreren Hauptverhandlungen hat Michael Müller die Staatsanwaltschaft vertreten. Seit mehreren Jahren kennt er das örtliche Amtsgericht aus dieser Perspektive: „Ich habe mich immer darauf gefreut, zu Sitzungen nach Neumarkt zu fahren, ein schönes Amtsgericht mit einem ausnehmend guten Betriebsklima.“

Bei der Amtseinführung des neuen Familienrichters betonte Amtsgerichtsdirektor Harald Müller — wie sein Namensvetter promoviert —, dass sich der neue Stelleninhaber „aktiv nach Neumarkt beworben“ habe.

Michael Müller hat in Regensburg und Aberdeen in Schottland Rechtswissenschaften studiert und ab 2008 sein Referendariat bei der Justiz in Nürnberg abgeleistet. Ab 2010 wurde er bei der Staatsanwaltschaft in der Noris tätig, zuerst in einer Abteilung für Verkehrfälle und danach in der Abteilung für Wirtschaftsstrafsachen. Dort waren beispielsweise Steuervergehen, Betrugsfälle und Unterschlagungen sein täglich Brot. Das hat sich seit Montag dieser Woche grundlegend geändert.

Oft geht es ums Geld

Als Richter am Amtsgericht Neumarkt wird Michael Müller ausschließlich Familiensachen behandeln und darüber Recht sprechen. Im vergangenen Jahr sind am Neumarkter Amtsgericht laut Direktor Harald Müller 857 einschlägige Fälle bearbeitet worden. In dieser Zahl sind 276 Scheidungen enthalten, die der Neumarkter Familienrichter vollzogen hat. Der vormalige Wirtschafts-Staatsanwalt hat sich zuletzt im Rahmen eines einwöchigen Fortbildungslehrganges intensiv in das neue Aufgabenfeld eingearbeitet.

Bei Müllers künftigen Urteilen geht es häufig ums Geld: Bei den Scheidungsprozessen entscheidet der Richter über Unterhaltsansprüche und Vermögensstreitigkeiten. „Oft sind mehr Schulden als Vermögen zu verteilen: Wer nimmt wieviel Last auf den weiteren Lebensweg mit“, umschreibt Amtsgerichtsdirektor Müller die Rolle des Familienrichters.

Justitia trifft aber auch Regelungen in Bezug auf das Sorgerecht für die Kinder — und das nicht nur im Scheidungsfall, sondern auch dann, wenn Eltern ihrer Erziehungsaufgabe nicht mehr angemessen nachkommen. Die Familienrichter müssen vergleichsweise häufig existenzielle Streitfälle schlichten: Bei rund 400 000 neuen Ehen bundesweit entschließen sich jedes Jahr etwa 130 000 Paare, getrennte Wege zu gehen und sich wieder scheiden zu lassen.

Fall Uli H. analysiert

Während seiner Tätigkeit als Staatsanwalt für Wirtschaftsstrafsachen hat Michael Müller eine Doktorarbeit geschrieben, deren Thema bei einem breiten Publikum großes Interesse hervorruft: die Selbstanzeige im Steuerstrafrecht. Der Zufall wollte es, dass der Doktorand in seiner rechtswissenschaftlichen Arbeit auch den Fall Uli Hoeneß analysiert hat.

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