Neumarkt: "Yeah, ich bin die Tochter von Elvis Presley"

1.4.2015, 10:15 Uhr
Neumarkt:

© Foto: Mark Johnston

Unverkennbar die Ähnlichkeit, diese Koteletten. Den starken Backenpelz habe sie schon bei der Geburt gehabt, sagt Elvira König. Eigentlich grenzt es an ein Wunder, dass in den vergangenen 55 Jahren kein Freund, kein Nachbar auch nur einen Hauch von ihrem berühmten Vater geahnt hat.

Dabei stecken in der Diskografie von Elvis Presley zahlreiche Anspielungen auf seinen „sweet german bastard”, wie er die kleine Elvira immer liebevoll zu nennen pflegte. „Er traf meine Mutter zufällig während des Manövers von 1958, als er mit dem Jeep von Neumarkt nach Dietfurt fuhr”, erzählt König. Ihre Mutter Kreszenz Hufnagel wusch bei Rocksdorf gerade Wäsche in der Sulz, als der junge Besatzungssoldat an der Brücke hielt.

Unter der Brücke

Elvis fand gleich Gefallen an dem Mädchen – und machte es unter der Brücke prompt zum gefallenen Mädchen. Wenig verwunderlich, umwehte den Panzerspäher doch der Nimbus des Schürzenjägers. Legendär sein Konzert im Frauengefängnis von Kentucky ein Jahr zuvor, als kein „Jailhouse-Rock” vor ihm sicher war.

Die kurze, aber heftige Affäre an der Sulz brannte sich dem Sänger tief ins Gedächtnis. Nach dem Boxenstopp, als er sich gerade wieder in den Jeep schwang, schnaufte 500 Meter weiter westlich der „Freystädter Bockel” an ihm vorbei, jene kleine Dampflok auf der alten Nebenlinie Greißelbach-Freystadt. Beide Eindrücke verarbeitete Elvis in seinem Welthit „Love me, tender”. „Meine Mutter wurde schwanger und schrieb nach Bad Nauheim, wo Elvis stationiert war”, erzählt Elvira König. Und obwohl ihr Vater bereits mit der jungen Priscilla Ann Wagner angebandelt hatte, verfolgte er von Hessen aus gespannt die Geburt seiner ersten Tochter im August 1959. Die inspirierte Elvis bekanntlich zur Songzeile „a poor little baby child is born“.

Doch mit der Rückkehr des Rock‘n‘Roll-Stars in die Staaten 1960 wurde der Kontakt spärlicher. „Hin und wieder ein Briefumschlag mit einem Bündel Dollars”, mehr sei da nicht mehr gewesen, sagt Elvira König.

Gerüchten zufolge wollte Elvis seine Villa in Memphis „Kreszenzland“ nennen. Doch ging der Oberpfälzer Name seinen Landsleuten nur schwer über die Lippen, von Priscillas Eifersuchtsanfällen ganz zu schweigen. So einigten sich die Presleys auf „Graceland“.

„Tutti Frutti“

„Ab 1965 war dann Funkstille“, sagt Elvira. Ihre Mutter sprach bis zu ihrem Ableben 1996 nicht mehr von ihrem Vater. Die Tochter heiratete Alfons König, zog nach Rockersbühl und betrieb in Berngau einige Jahre lang das „Herzschmerz-Hotel“ (heute Berngauer Hof). Seit 1999 führt sie die Neumarkter Obsthandlung „Tutti Frutti“.

Elvis' Tod im Jahr 1977 habe sie wenig berührt, gesteht Elvira König. „Musikalisch stand ich sowieso mehr auf die Flippers.“

Doch 2010 holte sie ihre Vergangenheit unerwartet wieder ein. Als durch die Medien ging, dass nach neuen Erkenntnissen Elvis noch „Elvira“ gehaucht habe, bevor er in seinem Badezimmer den „Way down“ antrat. Dieses größte Rätsel in der Geschichte der letzten Worte seit „Rosebud“ sei hiermit gelöst.

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