Neumarkter Erntedank-Wochenende gedachte an Zeiten der Not

NEUMARKT - Eine Feier, zwei Wetter: Am Erntedank-Wochenende erlebten die Gottesdienstbesucher hautnah die Wechselhaftigkeit der Witterung, mit der sich der Landmann seit Urzeiten herumschlagen muss. Auf einen herrlicher Spätsommertag folgte am Sonntag jener lang anhaltende Landregen, den sich die Bauern schon für den Sommer gewünscht hätten.

Doch deswegen kein Groll gegen den Schöpfer. Wie an jedem ersten Oktobersonntag, wenn die Ernte weitgehend eingebracht ist, dankten die Menschen in gut besuchten Gottesdiensten für die bei uns üppig gedeckten Tische im gesamten Jahreslauf.

Es ist ein Fest der Rückbesinnung, eine Mahnung zur Bescheidenheit in Zeiten, in denen man sich jeden Tag für wenig Geld den Bauch vollschlagen kann. Aber auch nur in wenigen Teilen der Welt, und auch in diesen litten die Leute vor wenigen Generationen noch Hunger. So erinnerte Domkapitular Norbert Winner in der Neumarkter Johanneskirche die Gläubigen daran, dass die Ernährung der Menschen bei uns noch bis weit ins 18. Jahrhundert hinein weitgehend aus Brot und Getreidesuppen bestand.

Auch mit Flüchtlingen teilen

Denn Fleisch war für den größeren, armen Teil der Bevölkerung unerschwinglich, und „im Naturzustand“ lief es immer so schnell davon. So wurde das Getreide zur Lebensgrundlage und das Brot „das Synonym für Lebensmittel schlechthin“, sagte der Stadtpfarrer und verwies auf die vielen heute noch gebräuchlichen Redewendungen, in denen das Brot auftaucht. Winners Botschaft: Wir sollten uns nur einmal umschauen in der heutigen Welt und Gott danken für unseren Wohlstand.

Nur wenige Stunden zuvor, am Samstagnachmittag hatte der Domkapitular an der Seite seines evangelischen Kollegen Martin Hermann am Stadtrand einen ökumenischen Erntedankgottesdienst gefeiert, organisiert vom Arbeitskreis Altenhof der Pfarrei St. Johannes. Sonnenschein und ein laues Lüftchen lockten gleich mehrere Hundert Menschen auf die Christopheruswiese, wo wie in allen Kirchen des Landkreises die „Früchte der Erde“ kunstvoll hergerichtet waren.

Nicht anders war das „Setting“ in der Christuskirche, wo der evangelische Dekan Norbert Dennerlein das Erntedankfest mit der Aufforderung zum Teilen verband. Womit er die Brücke zu den aktuellen politischen Themen 25 Jahre Deutsche Einheit und Flüchtlinge schlug: „Die überwältigende Hilfsbereitschaft unzähliger Menschen in Deutschland für Flüchtlinge in diesen Monaten ist ein historisches Ereignis ungeahnten Ausmaßes“, sagte Dennerlein.

Bis auf den letzten Platz gefüllt war am Sonntag das Zelt am Voggenthaler Skihang. Kaplan Clemens Mennicken feiert darin einen Familiengottesdienst, unterstützt von einer Musikgruppe unter der Leitung von Frieda Braun. Vor der Tür schützte ein Sonnenschirm den reich gedeckten Erntedankaltar vor allzu viel Nässe, während in der benachbarten Skihütte schon ein Kaminfeuer prasselte: Im Anschluss an die Segnung der Feldfrüchte wartete dort ein gemütliches Mittagessen auf die Kirchgänger.