Neumarkter Kulturamtsleiter von der Stadt abgemahnt

1.9.2015, 09:15 Uhr
Kulturamtsleiter Oliver Michelsen (links) hat Stress mit seinem Arbeitgeber (rechts OB Thomas Thumann)

© Günter Distler Kulturamtsleiter Oliver Michelsen (links) hat Stress mit seinem Arbeitgeber (rechts OB Thomas Thumann)

„Ich wurde heute als Kulturamtsleiter der Stadt Neumarkt per förmlicher Zustellung abgemahnt, da ich die Kernzeit der Stadtverwaltung mehrfach mißachtet habe. Da scheint wohl jemand nicht zu begreifen, das Kulturarbeit kein 9 to 5 job ist, shit happens“, schreibt Michelsen unter dem Datum 28. August, 14.12 Uhr, auf seinem Facebook-Profil, öffentlich und jedermann zugänglich. Die Kommentare, die folgen, sind nett: Da wird dem Kulturamtsleiter, der seit 1. März vergangenen Jahres in Neumarkt tätigt ist, kräftig die Schulter geklopft, wird sein nachhaltiges Engagement für die Kultur in der Stadt gelobt.

Nicht machbar

Wenig Verständnis zeigen die Kommentatoren, die überwiegend aus Stadt und Landkreis stammen, mit dem Vorgehen der Stadtverwaltung. Da wird gescherzt und mit flapsigen Bemerkungen dem Kulturamtsleiter Recht gegeben, dass in der Kernzeit zwischen 8 und 16 Uhr Kultur in der Stadt nicht machbar sei. Das aber durchaus im netten Ton und es kommt auch der Vorschlag, das Altstadtfest halt beim nächsten Mal gleich im Büro des Kulturamtsleiters durchzuziehen, aber eben in der Kernzeit.

Von Seiten der Stadtverwaltung war zum Vorgang nichts zu erfahren. Bürgermeister Albert Löhner, der gestern für Oberbürgermeister Thomas Thumann in Vertretung zu einem 100. Geburtstag zum Gratulieren kam, sagte der Vorgang auf Anfrage gar nichts, „da kann ich keine kompetente Antwort geben“, sagte der Stellvertreter des OB. Er verwies auf Kämmerer Josef Graf, der in der Stadt für Personal-Angelegenheiten zuständig ist. Doch der weilt, war im Rathaus zu erfahren, derzeit im Urlaub.

„Unter diesen Rahmenbedingungen geht keine aktive Kulturarbeit“, sagt Michelsen. Er könne keine Bands, die er verpflichten wolle, tagsüber ins Büro zum Vorspielen holen. Da müsse er abends zum Auftritt hin.

Bleibt abzuwarten, wie die Stadtspitze auf den Kulturamtsleiter reagiert, der eine interne Verwaltungsangelegenheit derart an die Öffentlichkeit trägt und dringend ein Umdenken der Stadtoberen über seine Arbeit fordert. Michelsen scheint sich über die mögliche Reaktion auch nicht so sicher zu sein: „Mal schauen, ob ich dann für die Kulturnacht gekündigt bekomme“, ulkt – oder unkt — er.

Im Laufe des Vormittages ist der Post vom Freitag samt der Kommentare von der öffetnlich zugänglichen Seite verschwunden. Nur noch Internet-Nutzer, die mit Michelsen befreundet sind, können ihn nun lesen. Stadtpressesprecher Franz Janka erklärte: "Zu Personalangelegenheiten sagt die Stadt nichts."

Michelsen hingegen hofft, dass es nun in nächster Zukunft zu einem runden Tisch kommen wird, um über die Zukunft der Kulturarbeit in Neumarkt zu diskutieren: "Es muss ja jetzt weitergehen", sagte er.

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