Neumarkter Neonazi-Gegner zeigen Präsenz

24.4.2017, 09:59 Uhr
Neumarkter Neonazi-Gegner zeigen Präsenz

© Foto: Wolfgang Fellner

Das Positive an dem Nazi-Spektakel: Auch wenn die Neumarkter erst spät erfuhren, welche braunen Umtriebe da am Samstag geplant waren – sie waren da, um ihre Stadt nicht von den Rechtsextremen vereinnahmen zu lassen. Zivilgesellschaft in Neumarkt funktioniert, war das wichtigste Signal dieses Nachmittages, losgelöst von dem rechtsradikalen Spektakel mit markigen Sprüchen und lautem Getrommel, das, so ein grober Überblick, wenige Zuhörer fand. Wer da am frühen Nachmittag im strömenden Regen rund ums Rathaus stand, der war gegen den Dritten Weg. Auch wenn zwei oder drei unverbesserliche Neumarkter für die Extremisten warben.

Neumarkter Neonazi-Gegner zeigen Präsenz

© Foto: Wolfgang Fellner

Die Extremisten hatten sich aus Plattling kommend gegen 13 Uhr am Bahnhof versammelt, der Großteil war mit der Bahn angereist. Für sie war Neumarkt nur ein Zwischenstopp auf dem Weg nach Nürnberg, wo der Dritte Weg am späten Nachmittag zum Aktionstag geladen hatte. Rund 50 Aktivisten, schätzte die Polizei, keine zehn davon aus dem Landkreis. Sie setzten sich in Formation, zwei Trommler vorweg, ihre Plakate hoch gereckt, und marschierten Richtung Rathaus.

Vom Bahnhof weg begleitet von rund 30 Antifaschisten, die immer wieder vergeblich versuchten, den Zug zu stoppen. Sie skandierten Slogans und machten ein Remmidemmi, dass die Rechtsextremen oft gar nicht zu verstehen waren. Vor dem Rathaus erwarteten bereits 200 Gegendemonstranten den gespenstischen Aufzug. "Neumarkt ist bunt" war einer der Slogans, SPD und FDP, dazu die Linke, bekannten Flagge, Vertreter der verschiedensten Parteien waren vertreten. Auch die SPD-Kreisverbandsvorsitzende Carolin Braun und die Neumarkter stellvertretende Ortsverbandsvorsitzende Gertrud Heßlinger waren vor Ort. "Ich möchte mich vor allem bei den Bürgern bedanken, die trotz der kurzen Frist doch noch in so großer Menge gekommen sind", sagte Carolin Braun. Auch den Kirchen dankte sie, die während des Auftriebs ihre Glocken machtvoll erklingen ließen.

Denn, bitteres Vorspiel: Die Stadtverwaltung hatte den Aufzug der Nazis genehmigt, weil er zu genehmigen ist. Aber sie hatte niemanden aus den Parteien darauf hingewiesen, was da für ein brauner Auftritt droht. Also hatten Braun und Heßlinger, die erst spät von der Kundgebung erfahren hatten, am Freitag noch alle Hebel in Bewegung gesetzt, um eine machtvolle Gegendemonstration auf die Beine zu stellen. Das war ihnen letztlich auch gelungen. Carolin Braun mit Blick auf das Neumarkter Rathaus: "Ich hoffe, das nächste Mal funktioniert die Kommunikation besser." Mit dieser Kritik war sie nicht die einzige an diesem Nachmittag.

Nach der Kundgebung am Rathausplatz leitete die Neumarkter Polizei überlegt und unterstützt von Kräften aus Amberg und von der BePo in Nürnberg die trommelnden Nazis auf der Ringstraße zurück zum Bahnhof. Die Neumarkter strömten in Scharen hinterher, auf der Straße, in der Allee. "Nazis raus" war dabei noch das Freundlichste, was zu hören war. Mehrmals musste die Polizei dabei Gegendemonstranten abdrängen, die den Zug aufhalten wollten.

In der Bahnhofsstraße dann Totalsperre, bis die Extremisten in der S-Bahn nach Nürnberg saßen. Die fuhr um kurz nach 15 Uhr ab.

Keine Kommentare