Neumarkter Schüler recherchierten im Iran und in Böhmen

3.5.2016, 10:49 Uhr
Neumarkter Schüler recherchierten im Iran und in Böhmen

© Foto: Franz Xaver Meyer

Oberstudiendirektor Markus Domeier lobte das große Engagement der Schüler, die damit bewiesen haben, dass sie die wissenschaftlichen Arbeitstechniken präzise beherrschen und sich selbstständig mit einem Arbeitsgebiet auseinandersetzen können. Absolventen der 13. Klassen, die die fachgebundene beziehungsweise allgemeine Hochschulreife anstreben, müssen eine Seminararbeit schreiben.

Im Folgenden die Kurzvorstellung der herausragenden Seminararbeiten:

Daniel Schuster machte sich auf eine Zeitreise in die eigene Familiengeschichte. Anhand zweier Fallbeispiele untersuchte er die Vertreibung am Kriegsende 1945. Dazu reiste der Schüler ins ostböhmische Schirmdorf. Aus diesem kleinen Ort stammte der Großvater. Dort unterhielt sich der Schüler mit Zeitzeugen und wertete alte Briefe aus.

1946 wurden die Urgroßeltern und Großeltern – der Opa war damals gerade zwölf Jahre alt — in der Kreisstadt Leitomischl in Züge verladen. „Ein Zug fuhr in das von den Russen besetzte Ostdeutschland, der andere nach Passau. „Nur weil mein Urgroßvater einen Wärter bestochen hatte, konnten er und die anderen Angehörigen in den Zug nach Passau einsteigen“, schilderte Daniel Schuster die Umstände.

Deutsches Trauma

Daniel Schlupf analysierte im Fach Geschichte/Sozialkunde die Ursachen und Entwicklung der großen deutschen Inflation von 1914 bis 1923. „Die Inflation ist ein deutsches Trauma“, stellte der Schüler fest. Der Verlauf des Ersten Weltkrieges zeichnete den Weg in die Inflation vor. Durch die Kriegsschulden und die hohen Reparationsforderungen wurde die Inflation beschleunigt. Immer schneller wurde die Notenpresse deshalb angetrieben und der Geldwert verfiel rasant. „1923 kostete ein Laib Brot Milliarden Reichsmark“, erläuterte Schlupf. Die Verlierer der Inflation waren die Sparer, die nichts mehr hatten, und die, die Kriegsanliehen gekauft hatten. Wer dagegen Schulden hatte, profitierte davon.

Länger in Arbeit

Felix Schlierf beschäftigte sich im Fach Sozialkunde mit dem demographischen Wandel und den damit verbundenen Einfluss auf die Arbeitswelt in Deutschland. Die immer älter werdende Bevölkerung bedeutet eine große Herausforderung sowohl für den Arbeitsmarkt als auch für die Rentenhöhe. Der Fachkräftemangel zeichnet sich deutlich ab. Ob man diesen mit den Flüchtlingen beheben kann, sei kaum vorauszuberechnen, erläuterte der Schüler. Bei vielen müsste die Ausbildung erst nachgeholt werden. Der Arbeitskräftemangel lässt sich etwas abfedern, wenn man die Erfahrung der älteren Arbeitnehmer nutzt und diese auf freiwilliger Basis länger arbeiten lässt.

Johannes Wittmann beschäftigte sich im Fach Physik mit der Entwicklung des Transistors. Die Transistoren als Nachfolger der Röhre werden in nahezu allen elektronischen Schaltungen verwendet. „Die Transistoren sind seit ihrer Entstehung in den 1950er Jahren immer mehr miniaturisiert worden“, sagte Wittmann. Sie sind heute nur mehr wenige Nanometer groß und damit mit dem bloßen Auge nicht erkennbar. In jedem Computer sind diese kleinen Schalter und Verstärker millionen-, ja sogar milliardenfach enthalten.

Leiche im Ludwigskanal

Theresa Hofbeck erstellte ein Kapitel für einen historischen Roman, der in Neumarkt spielt und den Titel „Tote Gewässer“ trägt. Im alten Ludwig-Donau-Main-Kanal wird im Jahr 1923 eine Leiche gefunden. Ein ehemaliger Leutnant, der von der Familie verstoßen wurde, soll im Ersten Weltkrieg Kontakt zum Opfer gehabt haben. Die Schülerin arbeitete sich unter Zuhilfenahme des Neumarkter Stadtarchivs in die Historie der Stadt ein und musste spezielle Schreib- und Erzähltechniken zeigen.

Stefan Buchner nahm im Fach Wirtschaftslehre die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) seit 2007 unter die Lupe. Bei normaler wirtschaftlicher Lage könnten Maßnahmen wie die Veränderung der Leitzinsen und der Mindestreserve den Finanzmarkt erfolgreich regulieren. In Zeiten wirtschaftlicher Turbulenzen wie seit der Finanzkrise 2007 reichten diese Maßnahmen nicht aus. Deshalb wurden die Leitzinsen gesenkt, die Refinanzierungsmaßnahmen verlängert und zahlreiche Staatsanleihen gekauft. Zu den Risiken dabei gehörten die langfristige Bindung der Gelder und eine sich schnell verändernde Inflationsrate, warf Buchner einen Blick in die Zukunft.

Patrick Müller beschäftigte sich mit der wirtschaftlichen Bedeutung der Zusammenarbeit ausgewählter europäischer Länder am Beispiel der Firma Airbus. Deutschland, Spanien, Frankreich und Großbritannien teilen sich dabei die Aufgaben bei der Fertigung und der Logistik der sieben verschiedenen Airbus-Modelle. Die Einzelteile aus den verschiedenen Ländern werden schließlich im französischen Toulouse und in Hamburg zusammengefügt. Durch die Synergieeffekte können Gelder eingespart werden. Die Herstellung der Airbus-Modelle ist damit ein Beispiel für gelungene Zusammenarbeit in der Europäischen Union. „Im Airbus 319 bin ich schon selber geflogen“, erzählte der Schüler über seine persönliche Airbus-Bekanntschaft.

Quotenfrauen und Vätermonate

Debora Thie setzte sich mit den Frauenrechten Deutschland und ausgewählten Ländern auseinander. Sie suchte sich dazu Afghanistan, den Iran und Pakistan aus. Deutschland sei nicht unbedingt ein Musterland bei den Frauenrechten, erläuterte Debora Thie. Frauen verdienten nämlich in vielen Berufen nach wie vor weniger als Männer. Quotenfrauen und die Vätermonate seien ferner Negativposten.

Bei einem Besuch im Iran konnte sich die Schülerin persönlich einen Eindruck von den Frauenrechten verschaffen. Frauen seien im Iran sehr wissbegierig und besser gebildet als die Männer. Die meisten Frauen in den Städten können Englisch. In Pakistan ist die Schülerin Malala nicht zuletzt durch den Auftritt vor der UNO weltbekannt geworden. Malala setzt sich für die Bildung der Mädchen in ihrem Heimatland ein, die bisher vernachlässigt wurde.

Matthias Uschold befasste sich im Fach Mathematik mit dem Euklidischen Algorithmus, einer Rechenmethode, die bereits über 2000 Jahre alt ist.“ Für die Sicherheit im Internet spielt er eine elementare Rolle“, berichtete der Schüler, der damit zeigen möchte, dass viele Fragestellungen in der Mathematik zeitlos sind. „Formeln und Berechnungen führten mich sowohl zu dieser Arbeit als auch zu von mir selbst programmierten Computerapplikationen, mit denen der Algorithmus anschaulich dargestellt wird“, erläuterte Uschold, den die Neugier gepackt hat und der später Mathematik studieren will.

Keine Kommentare