Neumarkterin warb in EU-Parlament für ihre Schule

23.4.2015, 10:00 Uhr
Neumarkterin warb in EU-Parlament für ihre Schule
Neumarkterin warb in EU-Parlament für ihre Schule

Reichlich souverän bewegte sich die 17-jährige Schülerin Noemi Funke bei dem gemeinsamen Erlebnisausflug ihrer Schulklasse ins EU-Machtzentrum.

Von außen ein beeindruckender gläserner Rundbau mit lichtem Innenhof, drinnen die „sehr, sehr gemütlichen“ blauen Polstersitze der an diesem Tag abwesenden EU-Parlamentarier. Stattdessen rund 500 Schüler aus immerhin 23 EU-Nationen. Vor ihnen hat Noemi eine einminütige Rede gehalten. „Ladies und gentlemen! Bonjour Mesdames et Messieurs“, leitete sie ein.

Daheim in Deutschland hatte sie mehrere Stunden an der fremdsprachigen Rede gefeilt, sich zum Schluss ihr Machwerk „von meinem Dad“ und vom jetzt mitgereisten Sozialkundelehrer Alexander Schlaht absegnen lassen.

„Die hat das wirklich sehr gut gemacht, hat ihre Rede auch wirklich komplett frei gehalten.“ Ganz im Gegensatz zu vielen anderen Schülersprechern aus den EU-Nachbarländern. Der Lehrer kritisch: „Die haben einfach nur abgelesen.“

Die Neumarkter Schüler hatten als einzige deutsche Schulklasse ihr Land vertreten. Noemi wollte — in der Kürze der Zeit — den Zuhörern aber nicht die deutsche Lebens- und Wesensart nahebringen. Sondern beschränkte sich auf Besonderheiten ihres Unesco-Gymnasiums.

Mehr als einmal fielen die deutschen Schüler für ihre perfekte Vorbereitung des Kurztripps und bei der inhaltlichen Arbeit in den Ausschüssen auf. Eine Teilgruppe, an der auch Noemi teilnahm, beschäftigte sich mit dem brisanten Thema „Migration und Integration“. Bereits Wochen vor den fürchterlichen Unglücken von Flüchtlingsschiffen im Mittelmeer forderte das internationale Schülergremium im EU-Parlament geradezu prophetisch einen „sicheren Transfer von Flüchtlingen“ durchs Mittelmeer. Und natürlich mehr EU-Geld für Flüchtlinge.

Im Kontakt mit Schülern aus (fast) aller Herren Länder wurde manches Vorurteil bestätigt. Zu einem abendlichen Treffen mit einer belgischen und einer französischen Schulklasse kamen die Deutschen überpünktlich — fünf Minuten zu früh. Für Aufregung sorgte am Tag von Noemis Plenarauftritt ihr eigenes Reisegebäck.

Bei de Sicherheitskontrolle am Parlamentseingang musste sie ihre elektrische Zahnbürste mit aufgestecktem Bürstenkopf auspacken. Das vermeintliches Stichgerät war aber harmlos.

Manche Zugverspätung steckte die reine Mädchenklasse ebenso locker wie gut gelaunt weg. Beinahe hätten sie bei der Heimreise die letzte Nürnberger S-Bahn nach Neumarkt verpasst. Doch dort wartete man — nicht zum Ergötzen der übrigen Reisenden — 30 Minuten auf die Neumarkter.

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