"Nicht jeder Patient ist dringend"

21.9.2018, 12:09 Uhr

© Foto: Hubert Bösl

Aufmerksam lauscht der Minister dem Anliegen von Claudia Häffner von der BI, doch bevor er viel mehr tun kann als Verständnis zu äußern, wird er von seinen Gastgebern, CSU-Kreisvorsitzendem Alois Karl (MdB) und Finanzminister Albert Füracker, weiter in Richtung Ärztehaus geleitet.

Denn dort erwartet ihn ein voller Saal. Wenn der CSU-Kreisverband Neumarkt mit dem Ärztenetz Neumarkt zum Fachgespräch lädt, lassen sich die medizinischen Experten des Landkreises nicht zweimal bitten: Überwiegend niedergelassene Ärzte, viele direkt aus dem Ärztehaus, Vertreter von Fachverbänden, Politiker, medizinische Fachangestellte: Sie wollen Spahn hören und mit ihm ins Gespräch kommen.

Um "schnellere Termine, mehr Sprechstunden, mehr Angebote" soll es gehen, wie es in der Einladung heißt. "Und das am besten bei höchstmöglichen Löhnen und niedrigen Krankenkassenbeiträgen", scherzt Minister Füracker in seiner Begrüßung — und steigt damit direkt in eines der Kernthemen des Gesprächs ein: die Budgetierung. Dass endlich ein Politiker erkannt habe, dass es "keine unbegrenzte Leistung bei begrenzten Budget" geben könne, darüber sei er schon mal froh, sagt Dr. Wolfgang Bärtl, der das Gespräch im Namen des Ärztehauses moderiert. Und dann auch oft seine Kollegen bremsen muss, die Spahn mit stürmischen Wortbeiträgen und Fragen auf den Zahn fühlen: Zu viel Bürokratie, zu wenig Nachwuchs, zu hohe Arbeitsbelastung bei zu vielen Patienten, aber auch Grundsatzfragen werden diskutiert, beispielsweise wie man Nachwuchs für den ländlichen Raum gewinnen könnte. Spahn bleibt wie zu erwarten cool, er ist Schlimmeres gewöhnt. "Sie glauben gar nicht, was für einen Shitstorm man auslösen kann, wenn man sagt ,Nicht jeder Patient ist dringend‘", sagt er humorvoll, aber das gehöre wohl zur Jobbeschreibung. Ebenso wie eine mit Leidenschaft geführte Diskussion über das Terminservice- und Versorgungsgesetz, mit dem Spahn die Versorgung besonders im ländlichen Raum stärken will. Trotz Uneinigkeiten im Gespräch zeigt sich der Minister zum Schluss versöhnlich: "Wir werden in Berlin morgens nicht wach, um Sie zu ärgern."

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