Niedriger Zins verhagelt alle Anleger-Träume

24.1.2015, 16:00 Uhr
Niedriger Zins verhagelt alle Anleger-Träume

© dpa

Kein Wunder, dass bei einem Zinssatz von 0,05 Prozent das klassische Sparbuch beim privaten Bankkunden nicht mehr so recht zieht. Während die Sparkasse Neumarkt-Parsberg laut Vorstand Stefan Wittmann sogar „leichte Zuwächse“ bilanziert, mussten die Raiffeisenbank Neumarkt und die Raiffeisenbank Berching-Freystadt-Mühlhausen ein rückläufiges Sparaufkommen bei der herkömmlichen Anlageform verbuchen. Nicht nur der geringe Zins, sondern auch eine dreimonatige Kündigungsfrist schreckt offenbar die Anleger ab.

Suche nach guter Rendite

Dafür suchen die Bankkunden nach kurzfristigen Optionen — wohl auch in der Hoffnung, dass, irgendwann, die Zinsen wieder ansteigen werden. „Viele wollen sich nicht längerfristig binden“, berichtet der Neumarkter Raiffeisenbank-Vorstand Josef Hofbauer. Da ist es vielen Privaten egal, dass es auf dem Girokonto keine Guthabenzinsen gibt. Nicht nur die Neumarkter Sparkasse hat bei Tages- und Festgeld mit Renditen von 0,05 und 0,25 Prozent je nach Höhe des Kapitals und nach Laufzeit deutliche Zuwächse erzielt. Auch die beiden Raiffeisenbanken melden hier ein Plus. Gleichzeitig buhlen die Geldinstitute auch mit lukrativeren Produkten um die Kundengunst. Bei der Berchinger Raiba sind beispielsweise „kündbare Wachstumsgelder“ laut Vorstandschef Klaus Majehrke „der Renner“: Der Investor legt Geld für vier bis fünf Jahre an und kann nach einem oder zwei Jahren kündigen — bei einer Verzinsung von 0,6 bis 0,7 Prozent. Die „größte Zuwachsrate“ hat die Sparkasse Neumarkt-Parsberg mit dem „Regionalsparbuch“ erzielt: Bei einjähriger Kündigungsfrist winkt ein Zins von 0,3 Prozent.

„Spekulativer Charakter“

Im Rückblick war es nach Ansicht von Josef Hofbauer von der Raiffeisenbank Neumarkt sicher falsch, angesichts der Kursgewinne überhaupt kein Geld in Aktienkäufe gesteckt zu haben. Aber es hilft alles nichts. „Der deutsche Sparer ist konservativ“, meint Hofbauer. Sein Kollege Stefan Wittmann von der Sparkasse sieht ein „generelles Kulturthema“. Die breite Bevölkerung habe von der guten Aktienentwicklung nicht profitiert. Maximal 15 Prozent der Sparkassenkunden befassen sich überhaupt mit dem Thema Aktien. Wegen des „spekulativen Charakters“ empfiehlt die Neumarkter Raiba die klassische Einzelaktie ihren Kunden überhaupt nicht.

Weniger Scheu hat das Publikum offenbar vor Aktienfonds oder Mischfonds aus Aktien und Rentenpapieren. Das sind an der Börse gehandelte Wertpapiere, bei denen ein Bündel verschiedener Aktienwerte das Risiko streut — und die teils von Fondsmanagern aktiv betreut werden, um möglichst hohe Renditen zu erwirtschaften. Nicht nur die Raiffeisenbanken und die Sparkassen empfehlen diese Produkte auch deshalb gerne, weil ihre Schwesterunternehmen solche Fondsanteile anbieten.

Bei Schuldverschreibungen oder Pfandbriefen muss der Kunde bei Laufzeiten von zehn Jahren einen etwas längeren Atem mitbringen. Stefan Wittmann von der Sparkasse nennt hier einen Zins von 0,75 Prozent. Auch nach der Senkung des Garantiezinses für Lebensversicherungen zum Jahreswechsel bleiben seiner Ansicht nach solche Verträge als „Einmalanlage“ attraktiv. Beispiel: Jemand zahlt 20 000 Euro ein; nach zwölf Jahren wird die Lebensversicherung mit einer Rendite von über zwei Prozent fällig.

Alle Banker berichten, dass das Publikum angesichts der Niedrigzinsphase manchmal händeringend nach Alternativen sucht. „Die Geldanlage hat nicht mehr den hohen Stellenwert“, beobachtet Klaus Majehrke. Alternativ sei dabei auch der Konsum, etwa eine attraktive Reise. Gerade im eher ländlich geprägten Einzugsbereich der Raiffeisenbank Berching-Freystadt-Mühlhausen steckten viele Private ihr übriges Geld in Haus und Heim. Majehrke: „Wohnen hat einen hohen Stellenwert.“ Eine Anlage mit Renditeaussicht kann dann laut Stefan Wittmann beispielsweise auch eine Fotovoltaikanlage auf dem Hausdach sein.

Ackerland und Wald

Angesichts der Wertzuwächse der vergangenen Jahre suchen viele auch ihr Heil in Immobilien und „Betongold“. Mancher erwartet sich durch den Kauf von Ackerland oder Wald eine solide Anlage. Bei anderen regt die Demografie die Fantasie an und sie stecken ihr Geld in „Pflegeimmobilien“. Wohnungen und Häuser in der näheren Umgebung, in Regensburg oder München bleiben laut Majehrke attraktiv — obwohl viele durch das inzwischen erreichte hohe Preisniveau eher abgeschreckt würden (wir berichteten). Der Schweizer Währungscoup mit einer massiven Abwertung des Euro im Verhältnis zum eidgenössischen Franken lässt offenbar auch das Publikum im Landkreis nicht unbeeindruckt: Klaus Majehrke von der Raiba stellt eine unerwartet steigende Nachfrage nach Gold fest. Bei einem Kurssprung über 1300 Dollar pro Feinunze in dieser Woche wird das eher das Interesse der Anleger noch beflügeln.

2 Kommentare