Nur ihre Haare verraten die Wildkatze

22.9.2014, 06:00 Uhr
Nur ihre Haare verraten die Wildkatze

© Fredrik von Erichsen/Archiv (dpa)

Es gibt Wildkatzen auch bei uns. Im letzten Jahr hatte, wie berichtet, ein Lockstock-Projekt, das Alfons Greiner und Hubert Schraml vom Bund Naturschutz leiteten, ein überraschendes Ergebnis. Im Osten des Stadtgebiets von Neumarkt, dort, wo wieder klare Bäche sprudeln, treibt sich die sogenannte Felis silvestris silvestris noch oder wieder herum. Auch zwischen Allersberg und Seligenporten gelang ein Nachweis. An mit Baldriantinktur bestrichenen Lockstäben fanden sich Haare, die genetisch als die einer Wildkatze identifiziert wurden. Die Tiere reiben sich an den Stäben, deren Duft sie magisch anzieht.

Nur ihre Haare verraten die Wildkatze

© Hubert Schraml

Hatte die bundesweite Untersuchung 2013 in Neumarkt mit sechs Naturschützern begonnen, die 24 Lockstöcke regelmäßig mit Lupe und Pinzette nach Haaren absuchten, so waren es heuer schon 17 ehrenamtliche Mitarbeiter, die sich um 82 Lockstäbe kümmerten. Diese waren großflächig in weiten Teilen des Landkreises in den Boden gerammt worden. Genau dort, wo sich Wildkatzen wohl fühlen würden. Das sind größere zusammenhängende Waldgebiete.

Baldrian verführt

Interessant für Wildkatzen sei, so Alfons Greiner, auch der schmale Waldgürtel, der sich entlang der Albtrauf von Norden nach Süden durch den Landkreis zieht. Interessant auch deshalb für die, die den Katzen in besten Absichten nachstellen. Denn in den schmalen Streifen dürfte der verführerische Duft von Baldrian nicht unbemerkt bleiben. Ob Greiner mit damit Recht behält, wird sich zeigen. Wegen der Fülle der eingesandten Haare wird sich deren Auswertung bis weit in den Herbst hinziehen. Denn es sind nicht nur verwilderte oder streunende Hauskatzen, die der Versuchung erliegen, sich an den Stäben zu reiben. Auch Wildschweine tun das, warum auch immer, und Marder.

Korridore der oben beschriebenen Art sind wichtig für den Genpool der Wildkatze. Die braucht nicht nur hohle Bäume, um ihre Jungen aufzuziehen, sie meidet auch grundsätzlich offene Flächen, wenn sie längere Strecken wandert.

Dazu werden die Jungen von den Müttern gezwungen, die sie ab einem gewissen Alter vertreiben, damit sie sich ein eigenes Revier suchen. Wie groß das sein muss, hängt wohl vom Nahrungsangebot ab. Die Naturschützer arbeiten in ganz Deutschland seit zehn Jahren an von Bäumen und Büschen bestandenen Korridoren, die die von ausgeräumten Landschaften getrennten Waldgebiete verbinden.

Noch ist nicht sicher, dass das von Bund und Bund Naturschutz getragene und von der Bundesregierung finanziell unterstützte Lockstock-Projekt kommendes Jahr fortgeführt wird. Hubert Schraml würde sich das wünschen und regt an, den Baldrian mit Bibergeil zu kombinieren. Dieser Duftstoff aus einer Afterdrüse des großen Nagers wirkt auf Luchse unwiderstehlich. Die Pinselohren streifen zumindest gelegentlich auch durch den Landkreis Neumarkt. In Pyrbaum wurde eine Fährte aufgespürt und auch im Altmühltal hinterließ die größte heimische Raubkatze schon ihre Spuren.

Gnadenlos verfolgt

Wie der Luchs wurde auch die Wildkatze früher von den Jägern gnadenlos verfolgt. Sie sahen in ihr einen Konkurrenten bei der Jagd auf Niederwild wie Hasen. Tatsächlich aber ernähren sich die Wildkatzen zu 90 Prozent von kleinen Nagetieren. Hasen sind normalerweise außerhalb ihres Beuteschemas.

Ausnahmen bestätigen die Regel, räumen Schraml und Greiner ein. Aber das falle ebenso wenig ins Gewicht, wie die paar Singvögel, die gelegentlich in Wildkatzenkrallen enden. Da haben unsere Hauskatzen wesentlich mehr Piepmätze auf dem Gewissen, nicht nur wegen ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit.

Mit denen ist die Wildkatze übrigens nur entfernt verwandt. Es kann zwar vorkommen, dass ein lüsterner Wildkater den Verführungen einer rolligen Hauskatze erliegt, doch das kommt ausgesprochen selten vor. Sollten die Jungen dann nach dem Papa geraten, werden aus ihnen niemals Schmusekätzchen. Die Wildkatze ist nicht zähmbar.

Aber sie kann grau getigerten Hauskatzen schon verblüffend ähneln. Ein typisches Merkmal ist der buschige Schwanz mit der schwarzen Spitze. Aber zu sehen bekommt diese der Mensch eigentlich sowieso nur in Wildgehegen.

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