Oberpfälzer Handwerk setzt auf Asylbewerber

2.10.2015, 10:31 Uhr
Oberpfälzer Handwerk setzt auf Asylbewerber

© Foto: Marijan Murat/dpa

„Das Handwerk ist seit jeher für seine integrativen Kräfte bekannt. Nicht umsonst lautet einer der Leitsprüche der Imagekampagne des Handwerks: Bei uns zählt nicht, wo man herkommt, sondern wo man hinwill‘“, so Georg Haber, Präsident der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, bei der Veranstaltung zum Thema „Flüchtlinge und Asylbewerber als Fachkräftepotenzial für das ostbayerische Handwerk“ in Straubing.

Gemeinsam mit Vertretern der Kreishandwerkerschaften und Spezialisten aus unterschiedlichen Institutionen sollten die Herausforderungen und Chancen der aktuellen Flüchtlingssituation aus Sicht des ostbayerischen Handwerks beleuchtet werden. Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, Hans Schmidt, war sich sicher, dass das Handwerk nachhaltige Integrationschancen biete und über eine ausgeprägte Willkommenskultur verfüge, wie die Zahl von aktuell 100 Auszubildenden aus Krisengebieten wie Syrien und Afghanistan beweise. Allerdings müsse dabei auch klar sein, dass „das Ausbildungsniveau mindestens gleich bleiben, wenn nicht sogar steigen muss, um die Anforderungen des modernen Arbeitsmarktes erfüllen zu können“.

Hoch motiviert

Dieser Meinung war auch Stefan Weinberger, Geschäftsführer der Weinberger Malerbetrieb-Akustikbau GmbH in Osterhofen: „Wir wollen keine Helfer einstellen, sondern sehr gute Maler ausbilden.“ Er selbst beschäftige einen jungen Flüchtling aus Afghanistan als Auszubildenden, der hoch motiviert sowie fleißig sei und sowohl bei Kunden als auch Mitarbeitern gut ankomme. Neben einem flexibleren bürokratischen Regelwerk wünschte sich Weinberger vor allem Unterstützung beim Vermitteln der Sprachkenntnisse.

Genau an gezielter Sprachförderung mangelt es häufig. Monika Wagner, Teamleiterin Berufsberatung bei der Agentur für Arbeit Deggendorf, erklärte, dass die Förderprogramme bisher keine originären Sprachkurse umfassen, sondern in Form einer Einstiegsqualifizierung erfolgen würden.

Auch Johann Dilger, Leiter der Staatlichen Berufsschule III in Straubing, kannte das Problem unzureichender Deutschkenntnisse: „Selbst nach zwei Jahren Berufsschule fehlt es an Sprachkenntnissen, die Qualifizierung muss unbedingt vorher erfolgen.“ Die Berufsschulen seien bereits an ihrer Leistungsgrenze angekommen, Unterstützung von Gymnasien und Realschulen sei dringend nötig.

Eine Umfrage unter 105 000 Asylsuchenden im Alter von über 20 Jahren ergab, dass 13 Prozent eine Hochschule, 17,5 Prozent ein Gymnasium und 30 Prozent eine Mittelschule besucht haben. Acht Prozent der Befragten gaben an, keine Schule besucht zu haben, 24 Prozent lediglich eine Grundschule. Allerdings sind diese Daten nicht repräsentativ und valide, da sie auf freiwilligen Angaben beruhen würden.

Seitens der Handwerkskammer unterstützt Stefanie Graf, Beraterin für passgenaue Besetzung, Asylsuchende mit Interesse an einer Ausbildung im Handwerk. Auch interessierte Betriebe werden beraten.

Informationen zum Thema Asylbewerber und Flüchtlinge finden Betriebe auf der Homepage der Handwerkskammer unter www.hwkno.de/asyl

Keine Kommentare