Ölsbacher Maibaum-Drama: Geklaut, zurückgeklaut, aufgestellt

3.5.2015, 19:04 Uhr
Ölsbacher Maibaum-Drama: Geklaut, zurückgeklaut, aufgestellt

© Helmut Fügl

Obwohl beide im Grunde Brauchtumspflege betreiben, sich dabei aber immer wieder gegenseitig auf die Füße treten. Das neueste Drama: ein Maibaumklau. Nun haben die Sindlbacher beim Ölsbacher Nachbarn den Baum gemopst, es folgte eine spontane „Wiederbeschaffung“ per Nacht- und Nebelaktion. Noch dazu ohne Ablöse. Auch wenn letztlich das Wichtigste überhaupt, der Maibaum, bitter dafür büßen musste.

Alles war vorbereitet, das 22 Meter lange schmucke Brauchtums-Symbol hing – frisch gestrichen und schon zum Aufstellen bereit — an der Rückwand des Ölsbacher Schützenhauses, für Passanten und Pkw-Fahrer nicht einsehbar. „Irgendeiner muss das aber doch bemerkt und mit weiteren Burschen danach Entführungspläne geschmiedet haben“, so Norbert Stich von der Klosterberggilde. Und an was die Ölsbacher überhaupt nicht dachten: Es stand ja auch noch die „Walpurgi- oder die „Freinacht“ an, wo doch allerhand getrieben wird. Stich: „Wir waren uns sicher, dass nichts passiert“, so zog man in Ölsbach die Rollos runter.

Die „Sidlbecker Burschen“ haben viel Erfahrung, ihre „Schreckens-Chronologie“ ist schon ziemlich lang. Bereits eine erfolgreiche Maibaumentführung im Jahr 2012, ein gescheiterter Klau-Versuch im Jahr danach und jetzt ein erneuter Anlauf: Durch Oberölsbach-Irleshof und ganz Sindlbach wurde das Stangerl bis Richtung Bischberg gekarrt, um es schließlich am Ortsende neben einer Lagerhalle zu deponieren. Die Forderungen an die Eigentümer zwecks Übergabe waren für den nächsten Tag angedacht.

Auf dunklen Straßen

Doch diese Rechnung wurde diesmal ohne die Geschädigten gemacht. Als diese den „Frevel“ bemerkt und die „Missetäter“ ermittelt hatten, wurden vereinseigene Fahnder eingeschaltet. Mit Erfolg: Das „Corpus delikti“ wurde entdeckt, die Umgebung unauffällig „observiert“, ein Rücktransport bei Tageslicht widersprach der Ehre. Also in der Nacht. „Wie du mir, so ich dir“ war die Parole, und wiederum erlebte der Ölsbacher Maibaum einen Nachttransport auf dunklen Kreis- und Staatsstraßen bis „hoam“. Jetzt galt es, den Baum hundertprozentig sicher aufzubewahren — am besten gleich rein ins Schützenhaus, denn Schützenstüberl und Saal sind groß genug.

Ölsbacher Maibaum-Drama: Geklaut, zurückgeklaut, aufgestellt

© Helmut Fügl

Gesagt, getan. Eingangs- und Zwischentüren auf, Baum hinein in die gute Stube, noch weiter bis in den Schießstand. Aber o Schreck: Mit seinen 24 Metern ragte der Baum dann doch noch weit aus der Haustür, also: schnell eine Motorsäge her und das Stangerl um sechs Meter kürzer gemacht. Die „restliche“ Baumlänge – 18 Meter – konnten danach problemlos und sicher „beherbergt“ werden.

Am 1. Mai wurde der weiß-blaue Stamm dann mit Bulldog und Muskelkraft wohlbehütet zum traditionellen „Flaggplatz“ zwischen Gasthaus Hierl und dem Kastenbauer befördert. Dort wurden Schadstellen schnell restauriert und überstrichen. Dazu kamen weiter noch Girlanden und die Handwerkszunftzeichen von Metzger, Bäcker, Brauer, Müller, Zimmerer, Schreiner und Schmied sowie Landkreis- und Gemeindewappen, jene des Schützengaues und der Klosterbergschützen und noch die Symbole eines Bauern und des Jägers.

Wiederum mit PS-Stärke und viel Schmalz konnte schließlich der weit und breit bekannte „Ölsbacher Maibaum“ dann endlich in die Senkrechte gebracht werden.

Die vielen Helfer wurden nach getaner Arbeit mit einer pfundigen Brotzeit und flüssigem Brot im Schützenhaus reichlich belohnt.

"Wie eine Todsünde"

Und die waren bei bester Stimmung der Gegenwart schon wieder weit voraus: „Nächstes Jahr brauchen wir einen neuen Maibaum. Der alte ist jetzt doch etwas klein geworden und hat durch die Nachttransporte auch Folgeschäden abbekommen“, war man sich einig.

Einen Wink zu den „Sidlbecker Burschen“ gab es auch noch: Steht ein Baum, darf er weder geklaut noch beschädigt werden. Das ist urbayerische Sitte und Brauch, an welche man sich halten muss. Und wenn doch, ist das wie eine Todsünde, wäre mehr als gemein, ja unentschuldbar und grundsätzlich nie zu verzeihen.

 

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