Pächter und Bauern sagen Wildschweinen den Kampf an

22.1.2015, 11:25 Uhr
Pächter und Bauern sagen Wildschweinen den Kampf an

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Bei einer sehr gut besuchten Versammlung der Arbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer im Bayerischen Bauernverband – Kreisverband Neumarkt – forderten Jäger und Jagdvorsteher jedenfalls in großer Einmütigkeit die Freigabe dieser Technik.

In der Arbeitsgemeinschaft sind rund 100 Jagdgenossenschaften und zehn Eigenjagden aus dem Landkreis Neumarkt als Mitglieder vertreten. Vorsitzender ist Alois Schuster aus Tauernfeld. Der konnte bei der Versammlung in Seubersdorf als ersten Referenten des Abends den Jagdvorsteher und Jäger Heinrich Hofstetter aus Nittenau im Landkreis Schwandorf begrüßen.

Hofstetter stellte das Schwarzwildprojekt Nittenau vor, mit dem Jäger, Landwirte, die Bayerischen Staatsforsten, das Landratsamt und benachbarte Kommunen gemeinsam versuchen, der Wildschwein-Plage Herr zu werden. Bei dem Projekt sind eine ganze Reihe von Empfehlungen herausgekommen. Hofstetter nannte unter anderem: Eine enge Zusammenarbeit von Jagdgenossen und Revierinhabern, die Forcierung von revierübergreifenden Jagden, den Verzicht auf jegliche Einschränkung bei den Jagden, gegenseitige Abstimmungen über Art und Umfang bei den Kirrungen und das Anstreben von gütlichen Einigungen bei Jagdschäden.

„Ziel aller Bemühungen muss es sein, bewirtschaftbare Jagden für Jäger und Landwirte zu bekommen“, so Hofstetter. Er erklärte, dass das in verschiedenen Modellregionen zum Einsatz gekommene Schwarzwildinformationssystem (SIS) wahrscheinlich noch heuer flächendeckend eingeführt werden soll.

Beim Schwarzwildprojekt Nittenau kam im Rahmen einer Ausnahmegenehmigung auch Nachtzieltechnik zum Einsatz. Hofstetter berichtete, dass insgesamt 179 Sauen erlegt wurden. Nach Angabe der Jägerschaft seien in 139 Fällen Nachtzielgeräte zum Einsatz gekommen. „Nachtzielgeräte sind zwar kein Allheilmittel, aber sie sind von großem Vorteil beim gezielten Ansprechen“, sagte Hofstetter. Ansonsten helfe gegen die Sauenplage nur jagen, jagen, jagen, und zwar auch auf die „Zuwachsträger“, sprich: die Bachen.

Dass viele Jäger auf einen dauerhaften Einsatz der Nachtzielgeräte pochen, zeigte sich nach dem Vortrag. „Die Sauen vermehren sich unkontrolliert, und da können wir es uns nicht mehr leisten, auf diese Jagdmethode zu verzichten“, betonte zum Beispiel der Vorsitzende des Jägervereins Jura, Michael Steindl. Der machte deutlich, dass der Großteil der Jäger in dieser Sache nicht mehr die Meinung des Jagdverbandspräsidenten Jürgen Vocke vertritt. Bauernobmann Martin Schmid und die anwesenden Jagdvorsteher sahen in Vocke das größte Hindernis auf dem Weg zur Nachtzieltechnik. Schmid drückte seinen Unmut so aus: „Auch Herr Vocke muss mit der Zeit gehen, sonst geht er mit der Zeit.“ Aufgabe des BBV werde es sein, so Schmid, zu erreichen, dass die Politik mitzieht.

Als weiterer Referent trat der Jagdreferent des BBV, Hubert Hofmann von der Hauptgeschäftsstelle aus Regensburg, an das Rednerpult. Er sprach zum Thema „Deckelung des Wildschadensersatzes in Jagdpachtverträgen“ und sprach sich dabei nachdrücklich dafür aus, dass die Wildschadensregelung von den Jagdpächtern übernommen wird. „Nur die haben unmittelbaren Einfluss auf die Jagdausübung“, stellte er fest.

Einen Ausblick auf das Vegetationsgutachten 2015 gab Forstdirektor Michael Roßkopf vom Amt für Landwirtschaft und Forsten Neumarkt. Er wies darauf hin, dass auf etwa Zweidrittel der Jagdflächen im Landkreis der Verbiss noch zu hoch oder deutlich zu hoch ist. Roßkopf verdeutlichte die Notwendigkeit angepasster Wildbestände unter anderem mit den Worten: „Eine gut laufende Waldverjüngung ist wichtiger als ein Jagdpächter, der viel bezahlt.“ Ende März/ Anfang April werde mit der Verjüngungsinventur begonnen. Im Juli würden die Ergebnisse an die Jagdgenossenschaften versandt.

Obmann Martin Schmid, Geschäftsführer Thomas Bayerl und Alois Schuster ehrten dann noch Josef Hierl aus Schweibach und überreichten ihm ein Geschenk. Hierl war Vorgänger von Schuster und führte die Arbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer zwölf Jahre lang.

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