Plädoyer für den Artenschutz im Landkreis Neumarkt

21.6.2017, 12:24 Uhr
Plädoyer für den Artenschutz im Landkreis Neumarkt

© dpa

Bei dem Treffen des BBV Neumarkt mit dem Landratsamt sei „wieder ordentlich Geschütz aufgefahren“ worden, heißt es in ein BN-Stellungnahme. Man könne den Eindruck gewinnen, die Landwirtschaft insgesamt sei in Gefahr. Der BN erinnert daran, dass der Bauernverband kein gemeinnütziger Verein sei, der sich um schutzbedürftige Allgemeingüter kümmere. Es sei eine Standesorganisation, die sich um die Interessen seiner Mitglieder, also der Landwirte, kümmere. Das sei sein gutes Recht und auch durchaus sinnvoll, es solle auch nicht in Frage gestellt werden.

Natur- und Artenschutz sei aber eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, „kein Hobby von einigen Spinnern“. Wenn Arten oder Naturräume unter Schutz gestellt würden, zeige der Gesetzgeber damit, wie wichtig ihm diese seien und hebe sie über den alltäglichen Eigennutz hinaus. An der Schnittstelle zwischen Sozialpflichtigkeit und Eigenwohl gebe es natürlich Konflikte, die gelöst werden müssten.

Die untere Naturschutzbehörde mit den Biberberatern leiste hier wertvolle Arbeit, meint der Bund Naturschutz. „Man kann diese Frauen und Männer gar nicht genug dafür loben, dass sie sich all diese Probleme ansehen und anhören, teilweise auch wüste Beschimpfungen über sich ergehen lassen müssen und trotzdem sachgerechte Lösungen erarbeiten“, erklärt der BN-Kreisvorsitzende Josef Guttenberger. Nicht zuletzt dank ihrer Arbeit seien viele Konflikte entschärft worden, und die Akzeptanz des Bibers in der Bevölkerung sei ungebrochen.

Man solle auch nicht zu sehr auf „einige Heißsporne bei den Landwirten hören“. Die Mehrzahl der Schäden seien gering und würden sich durch Ausgleichszahlungen regeln lassen. Dass diese immer zu gering seien, kenne man auch aus anderen Bereichen. Dafür gebe es unabhängige Gutachter mit genügend Erfahrung. Die Frage müsse auch erlaubt sein, ob intensiver Maisanbau bis an den Bachrand noch durch den Begriff der ordnungsgemäßen Landwirtschaft gedeckt ist. Und wo bleibt in diesem Zusammenhang das bayerische Gewässerrandstreifenprogramm? So fragt der Bund Naturschutz.

Bei komplexeren Schäden müsse man vielleicht eher von der vorbeugenden Seite her denken. „Wie wäre es, eine Spundwand einzurammen, wenn Strassendämme oder Gebäude unterspült zu werden drohen? Man hat sich vielleicht zu sehr auf das Fangen und Schießen eingestellt, weil es auf den ersten Blick einfacher und billiger ist“, gibt Guttenberger zu bedenken. Auf lange Sicht gesehen sei aber das andauernde Entfernen eines Dammes auch sehr aufwendig und zeitraubend und keine Dauerlösung.

Wenn man für die Zukunft die Artenvielfalt auf den letzten naturnahen Flächen erhalten wolle, müsse man dies aktiv angehen und den Arten und Biotopen ihren Raum geben. Amphibientunnel, Grünbrücken, Nisthilfen, Fledermausquartiere: Dies seien alles schon Ansätze, die ein Umdenken zeigen würden. Das koste zwar Geld und brauche Aufgeschlossenheit auf beiden Seiten, sei aber machbar. Das Ergebnis sei aber eine stabile, artenreiche Lebensumgebung, an der sich nicht nur die „Nicht-Landbewirtschafter“ erfreuen könnten.

Allen Beteiligten sei ein Besuch des BN-Moorfestes am Sonntag um 13 Uhr am Ollertshof empfohlen. Dort würden die positiven Auswirkungen des Bibers in seinem Lebensraum dargestellt.

nn

 

Keine Kommentare