Postbauer-Heng: "Glasnost" bei Baugenehmigungen?

28.5.2015, 09:30 Uhr
Der baukulturelle Wandel hat auch den Gemeinderat in Postbauer-Heng erreicht.

© oh Der baukulturelle Wandel hat auch den Gemeinderat in Postbauer-Heng erreicht.

Um örtliche Bauvorschriften und die Anpassungen der aktuell gültigen Vorschriften ist es in der letzten Sitzung des Bau- und Umweltausschusses gegangen. Als fachliche Berater und Planersteller waren die Architekten Jochen Sturm und Jürgen Schmidt aus Seligenporten und Architekt Helmuth Theil aus Postbauer-Heng anwesend.

Vor über zehn Jahren hatte die Verwaltung des Marktes einen Bauratgeber mit rechtlichen Vorgaben herausgebracht. Inzwischen habe sich an den Wünschen der Bauherren einiges geändert. Barrierefreie Häuser sowie Bungalows kommen wieder. „Wir genehmigen schon sehr viel. Gestaltung ist aber eine Empfindung, die subjektiv ist. Müssen und wollen wir was ändern, passen unsere Vorgaben noch, stoßen wir an unsere Grenzen. Dies sollte grundsätzlich geklärt werden“, meinte Bürgermeister Horst Kratzer. Anhand einer Bilderschau stellte er verschiedene Häusertypen in und außerhalb der Gemeinde vor.

Erster Ansprechpartner für Bauwillige ist Bernhard Hartel im Rathaus. „Es sind schon einige gekommen, weil bei uns so ziemlich alles genehmigt wird. Einflussnahme der Verwaltung ist gering, die meisten kommen mit fertigen Plänen“, sagte Hartel. Die Gemeinde gibt den Rahmen vor.

Bleibt der Bauantrag in diesem Rahmen, geht der Antrag weiter. Bauanträge außerhalb dieser Norm gehen an das Landratsamt. Die Bayerische Bauordnung (BayBO) gibt in Artikel 8 die Baugestaltung vor, die besagt: „1. Bauliche Anlagen müssen nach Form, Maßstab, Verhältnis der Baumassen und Bauteile zueinander, Werkstoff und Farbe so gestaltet sein, dass sie nicht verunstaltet wirken. 2. Bauliche Anlagen dürfen das Straßen-, Orts- und Landschaftsbild nicht verunstalten. 3. Die störende Häufung von Werbeanlagen ist unzulässig.“

Den Fachleuten kommen die Regeln entgegen. Der Drang nach Individualität beim Bauen sei spürbar. Doch sollte diese individuelle Note auch in die Landschaft passen. Gemeinwohl sollte schon eine gewisse Rolle spielen.

Architekt Helmuth Theil stellte ein Konzept für einen Baubeirat des Marktes vor: Alle Bauanträge, die nicht im Freistellungsverfahren behandelt werden, sowie Bebauungspläne und Änderungen im Flächennutzungsplan werden vor der Sitzung des Rates im Baubeirat behandelt. „Ein Haus muss sich aus der Umgebung entwickeln. Es sind manchmal Kleinigkeiten, ein Haus einzupassen.“

In der Diskussion kamen Anmerkungen wie „Der Ortsrand muss sich in die Natur einfügen“. Da sich dieser durch neue Baugebiete immer wieder verändert, wird es schwer. Ein Haus muss sich aus der Umgebung entwickeln. Es sind manchmal Kleinigkeiten, ein Haus einzupassen. Die Individualität darf nicht verloren gehen. Harmonie heißt nicht, dass jedes Haus gleich sein muss, Fingerspitzengefühl ist gefragt.“

Mehr Mitsprache

Abschließend meinte Kratzer: „Wir wollen mehr Qualität und Mitsprache. Die Bauvorschriften sollen durch Experten geprüft und nicht enger gefasst werden. Es sollte mehr Einzelfallentscheidungen geben, unter Einbindung von externen Beratern, zum Beispiel Architekten, mit Vor-Ort-Besichtigungen. Eventuell angedacht ist ein Baubeirat, der sich vorab mit beratungsintensiveren Bauvorhaben auseinander setzen soll.“

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