„Privilegium“ aus Neumarkt im Fernsehen versteigert

28.10.2016, 09:15 Uhr
„Privilegium“ aus Neumarkt im Fernsehen versteigert

© F.: Distler

Das Konzept der Sendung, die von Zwirbelbart-Träger Horst Lichter moderiert wird, ist eine Art „Kunst & Krempel“ mit anschließender Versteigerung. Darin wird nach einer Expertise der Wert der angeschleppten „Raritäten“ geschätzt. Doch den kennen die fünf Händler bei der folgenden Auktion nicht.

Nun liegt es beim Gast, den Preis über den Schätzwert hinaus zu treiben. Annelore Meier kam sogar auf den vierfachen Wert, denn Experte Albert Maier hätte für ihr königliches „Privilegium“ von 1848 lediglich 50 Euro hingeblättert. Die 77-Jährige aus einem Dorf bei Roth bekam es am Ende für 200 Euro los: „Ich hab mich halt a bisserl blöd gestellt.“

Filzfabrik am Unteren Markt

Der Sammler Ludwig Hofmaier aus Regensburg war von Beginn an Feuer und Flamme. Er ersteigerte die Patenturkunde, die einst im Besitz des Neumarkter Hutmachermeisters Martin Hauer gewesen ist, für glatte 200 Euro. „Womöglich hätte ich noch mehr rausholen können“, grübelt Annelore Meier im Nachhinein.

Mit einem Privilegium (lateinisch für „Vorrecht“) wurde einer Person oder einer Gruppe ein Vorrecht eingeräumt. In diesem Fall handelt es sich um eine Art Patent. Maximilian II., der Vater von Ludwig II., hat es dem Neumarkter Martin Hauer aus. Darin werden dem Hutmacher, der 1824 am Unteren Markt eine Filzfabrik gegründet hatte, die Rechte an einem selbst entwickelten Verfahren zugesichert. „Es handelt sich dabei um eine bestimmte Beize“, erklärte Fachmann Albert Maier in der ZDF-Sendung.

In den 1920er Jahren findet sich die „Einlegesohlen- und Filzwaren-Fabrik Martin Hauer’s Witwe“ in Nürnberg wieder. Die Fabrik sei von Rosalie Oettinger übernommen worden, erzählt Annelore Meier. „Weil sie Jüdin war, wurde sie im Dritten Reich enteignet.“

Der nächste Eigentümer betrieb die Fabrik bis 1978, dann führten Annelore Meier und ihr Mann sie weiter. „Wir haben hauptsächlich Filter für Staubsauger hergestellt.“ Im Jahr 1995 gaben die Meiers die Produktion auf, die Firma erlosch.

Die Urkunde von 1848 „erbten“ die jeweiligen Fabrikbesitzer. „Die hing immer eingerahmt an einem Nägele an der Wand“, sagt Meier, die vor 30 Jahren deswegen schon einmal beim Neumarkter Stadtarchiv angerufen hat. Heute weiß Stadtarchiv Frank Präger: „Besagter Hutmacher ist zunächst vom Unteren Markt in Richtung Residenzplatz gezogen. Deshalb gibt es heute noch eine Hutmachergasse in Neumarkt.“

Was den Wert des Privilegiums allerdings geschmälert hat: „Es ist nicht von König Maximilian eigenhändig unterschrieben worden, sondern nur von einem Sekretär“, bedauerte TV- Experte Maier. Äußerst interessant sei allerdings das Papiersiegel auf der Rückseite. Bis ins 18. Jahrhundert wurde noch mit rotem Siegellack, im 19. Jahrhundert dann mit geprägten Papiersiegeln beurkundet.

Also keine große Rarität, aber dem Regensburger Sammler immerhin 200 Euro wert. „Ich war froh, dass es wenigstens in Bayern bleibt“, sagt Annelore Meier. Vielleicht kommt das Patent auch zurück nach Neumarkt: Stadtarchivar Präger verriet, dass ein heimischer Sammler nun die Fühler danach ausstrecken wolle.

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