Puppendoktor kommt im Dezember nochmal nach Neumarkt

28.10.2016, 11:59 Uhr
Puppendoktor kommt im Dezember nochmal nach Neumarkt

© Foto: Günter Distler

Als Kind hat sie die Puppe gut gehütet, den Puppenwagen musste sie wochenweise mit ihrer Cousine teilen.

Viele Erinnerungen sind mit der namenlosen Puppe verbunden. Ihre eigenen Kinder ließ sie nicht damit spielen, dazu war sie ihr zu wertvoll, sagt Kobras.

Vor einigen Jahren ist es dann passiert, da ist ihr selbst das blonde Kunststoff-Mädel runtergefallen – Loch im Kopf. So wanderte das gute Stück in eine Kiste. Als dann der Facharzt für Puppologie auf Einladung der Neumarkter Nachrichten hierher kam, dachte sich Marianne Kobras: „Jetzt bist du dran“, und brachte ihr einstiges Spielzeug zum Arzt. Nackt, wie Schildkröt sie schuf, trug sie die Puppe heim — dann kriegt sie ein schönes Kleidchen an, verspricht ihr Kobras im Hinausgehen.

Bei Günter und Ute Geier im Puppenlazarett starren dutzende Patienten aus braunen oder blauen Augen nach oben, die anderen haben ihre Klapp-Lider geschlossen und warten auf Abholung. Im Akkord hat der Notarzt Gummis gespannt, Augen eingeklebt – danach muss das zwischen zwei und fünf Stunden trocknen. Dann plinkern die Plastikleute aber wieder aus blanken Augen in die Welt.

Rund 15 000 Ersatzteile hat das Ehepaar mitgebracht, Ute Geier taucht bei Bedarf in eine Kiste voller Beine, Arme oder stöbert in den Fächern mit den vielen unterschiedlich großen Augen, wenn sie nicht gerade einen Puppen-Torso mit Watte aufpolstert.

Zwei neue Köpfe nehmen die Geiers mit auf die Heimreise nach Lisberg bei Bamberg: einen von der Firma Schildkröt, die Augen liegen lose drin, und einen französischen, Petit Colin, mit fein strukturierten blonden Plastikhaaren.

Teilweise ist die Schlange der Abholer sehr lang, leere Schuhkartons, Körbe und Taschen warten auf ihren runderneuerten Inhalt.

„Puppendokter“, ruft der zweijähige David, während er mit der Oma auf die Schildkröt-Puppe Franziska und deren Kumpeline wartet. Die hatte einen wehen Fuß, aber jetzt ist sie wieder fit. Ihre namenlose Kollegin hat auch ihre Stimme zurückbekommen und maunzt jetzt in astreinem Puppen-Sopran.

Weil so viele Patienten die Künste des Puppendoktors gebraucht hätten, macht sich Günter Geier ein weiteres Mal auf nach Neumarkt: Mitte Dezember wird er die Ersatzteile für Puppen und Stofftiere nochmal in den Van packen und große und kleine alte Freunde kurieren.

Der genaue Termin wird noch bekanntgegeben.

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