Regensburger Sachsen sprechen keinen fränkischen Dialekt

25.8.2018, 09:29 Uhr
Regensburger Sachsen sprechen keinen fränkischen Dialekt

In Kontakt war der 48-Jährige mit dem Opfer des Anrufs und deren Freund über eine Zeitungsanzeige gekommen, in der er seine Dienste als Maler anbot. Nach einer Wohnungsbesichtigung machte er einen Kostenvoranschlag, den das Pärchen jedoch als zu hoch ablehnte.

Bei der Begegnung hat er sich womöglich in die attraktive junge Frau verguckt. Denn Monate später sandte er von seinem Telefon eine schwärmerische Nachricht. Schön wie eine Göttin sei sie, schrieb er darin. Das passte freilich dem Freund der 25-Jährigen nicht und er stellte ihn telefonisch zur Rede. "Er habe nur gelacht und meinen Freund verspottet", erinnerte sich die junge Frau, die das Gespräch mithören konnte, vor Gericht.

Und dann eines Morgens, kaum war der Lebensgefährte außer Haus, klingelt kurz vor sechs Uhr das Telefon. Arglos sei sie ran gegangen, erzählte die Zeugin, obwohl die Rufnummer unterdrückt war. Etwas umschrieben pries der unbekannte Anrufer sein bestes Stück an, auf das sie doch auch scharf sei. Es habe noch weitere Worte unter der Gürtellinie gegeben, daran könne sie sich aber nicht mehr genau erinnern. Sie habe sich in ihrer Ehre gekränkt gefühlt und traute sich nicht, das Haus zu verlassen, weil sie fürchtete, beobachtet zu werden.

Was ihr an der Stimme im Gedächtnis geblieben sei, wollte Richter Rainer Würth von der jungen Frau wissen, die zu ihrem Schutz die Sonnenbrille nicht ablegen wollte. Der Anrufer habe eine tiefe Stimme gehabt, sagte sie und fränkischen Dialekt gesprochen. Sie war sich sicher, den Maler erkannt zu haben.

Da bohrten Verteidiger Peter Grau und der Richter nochmal nach. Aus gutem Grund. Denn der Angeklagte ist in Sachsen-Anhalt geboren, lebte dort bis zu seinem 20. Lebensjahr und zog dann nach Regensburg, wo er heute noch wohnt. Sein Sächsisch hat er behalten, Fränkisch lernt man da nicht.

Das sah auch Staatsanwältin Lisa Rackl so. Der Vorwurf lasse sich nicht erhärten. Deshalb müsse der Angeklagte frei gesprochen werden. Auch Richter Würth war dieser Ansicht. Die Kosten übernimmt die Staatskasse. "Falls Sie es doch waren, lassen Sie sich das als Warnung dienen", gab er dem 48-Jährigen mit auf den Weg. Wenn nicht, dann machen sie weiter so wie in den letzten Jahren." Denn die 13 Vorstrafen liegen nun schon eine Weile zurück, und zuletzt hat der Regensburger Sachse sich nichts mehr zu Schulden kommen lassen.


Hier geht es zu allen aktuellen Polizeimeldungen.