Reise in die Vergangenheit: Wie Adelige Mittelricht gründeten

6.3.2019, 13:30 Uhr
Reise in die Vergangenheit: Wie Adelige Mittelricht gründeten

© Foto: Anne Schöll

Heute vor 725 Jahren saß hier vielleicht in seinem Schloss bei rußigem Kerzenschein Konrad von Mittelricht mit seiner Frau Gertrud und den Kindern. Sie wärmten sich am Ofen, nachdem sie gerade von der Abendandacht aus der Kapelle gekommen waren, die alten Erzählungen zufolge beim heutigen Anwesen "Grafen" stand. Als Gäste waren dabei: Seibot von Giersreuth und seine Frau Hedwig.

Bei seinem Festvortrag zeichnete Markus Pröpster beim Festakt "725 Jahre Mittelricht" so plastische Bilder von der Entstehung Mittelrichts, dass diese sicherlich vor dem geistigen Auge der Zuhörer aufgezogen sind.

So könnte es gewesen sein: Die Adelsfamilie derer von Mittelricht und Giersreuth plauderte hier im Palas, heute die Kirche, noch einmal über den Verkauf des Hofes in Weidenwang, um den es in der Urkunde geht, in der der Name Mittelricht zum ersten Mal erwähnt wird, die älteste erhaltene Urkunde über Mittelricht, datiert vom 28. Februar 1294.

Pröpster sinnierte weiter: "Sein Vorfahre, ich nenne ihn Chunrad, macht sich seinerzeit auf, um einen neuen Ort zu gründen. Er weiß von seinen Reisen, dass zwischen den Orten Berengowe (Berngau), Meninge (Möning) und Sundaresfelda (Sondersfeld) Platz dafür wäre." Wald, soweit das Auge reicht mit mächtigen Eichen, Buchen, Linden und Tannen, die zum Hausbau hergenommen werden können, und ein Bach (Sulz) in der Nähe für die Trinkwasserversorgung.

Reise in die Vergangenheit: Wie Adelige Mittelricht gründeten

© Foto: Schöll

Chunrad wählt drei Familien aus dem Herrschaftsbereich seines Vaters aus, die bewandert sind in der Baumannskunst, viel wissen über Baum- und Bodenwuchs und die Fruchtbarkeit des Bodens einschätzen können. Sie ziehen los und finden die Anhöhe zwischen Berngau und Sondersfeld als idealen Siedlungsplatz. Wochenlang fällen sie Bäume, die zum Bauen der Häuser verwendet werden, gehen daran, für den Kleinadeligen Chunrad ein aus Steinen gemauertes Schoss samt Mauer zu errichten, das in Zeiten von Krieg und Feinden auch für sie als Rückzugsort dienen wird.

Die drei Hofstellen gibt es noch heute, mit Hausnamen beim Oberklausen, beim Balasn und beim Christian Ochsenkühn. Um derer "von Mittelricht" wird es ruhig, 1345 wird letztmals ein Konrad urkundlich genannt. Die Adeligen ziehen es vor, ihren Sitz ins nahe Neumarkt zu verlegen. Aus dem Schloss bauen sich die Mittelrichter eine Kirche.

Pröpster, der vor etwa 20 Jahren zunächst in der Familiengeschichte recherchiert hat, fand, dass die Geschichte des Dorfes und seiner Menschen mindestens so interessant ist und hat angefangen, Dokumente und Niederschriften, die er in den Staatsarchiven Amberg und München, im Diözesanarchiv Eichstätt und in den Heimatarchiven fand, zu sammeln. Parallel hat er ältere Mittelrichter Bürger besucht, sie nach alten Fotos gefragt und sich ihre Geschichten angehört. Seine Materialsammlung hat er nun in einem 400-seitigen Buch zusammengefasst und es "Mittelricht – Das Dorf" betitelt. Pröpster: "Es ist wichtig, dass die verschiedenen Generationen im Gespräch bleiben." Deshalb lud Pröpster alle auf seine Hofstelle zum Beisammensein ein, zu dem alle Mittelrichter Feinstes beigesteuert haben.

Wer das Buch zum Preis von 30 Euro kaufen möchte: Es ist erhältlich bei der Raiffeisenbank Berngau und beim Autor, E-Mail markus.proebster@t-online.de

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