"Rem ma raweng boarisch": Berchinger Literaturwochen starten mit Mundart

6.10.2016, 11:30 Uhr

© Foto: Karg

Die sieben schreibenden Frauen um Gründerin Angelika Kunze boten ein neues Programm aus Gereimtem und Ungereimtem ihren Zuhörern dar, darunter auch Organisatorin Gerline Delacroix. Alle Texte waren bei den regelmäßigen Treffen hoch oben im Berchinger Frauenturm entstanden. Die Themen variieren, wie die Zuhörer aus mittlerweile 17 Jahren wissen.

Dargeboten wurden japanisches Haikus oder Kurzgedichte mit elf Silben, „Elfchen“ genannt. Eine andere Form des sprachlichen Ausdrucks, den die Türmerinnen verwenden, ist der Aphorismus, ein philosophischer Gedankensplitter oder reizvoller Sinnspruch. Kleiner Vers von Jutta Frank: „Es ist leichter, über die Art des Tyrannosaurus Rex zu schreiben als über uns Frauen.“ Und: „Der Nussallergiker sagt: „Die hohle Nuss ist mir die liebste.“ Musikalisch bereicherte eine Dreierformation des „Comeback Orchesters“ mit Tuba, Klarinette und Saxophon den Abend.

Ein weiterer Termin, veranstaltet von Trachtenverein und Männergesangverein, lud mit dem Motto „Die Heimat auf der Zunge tragen“ mit Ludwig Zehetner in den Winklersaal. Zehetner ist Professor für baierische Dialektologie und Autor des Wörterbuches „Baierisch Deutsch“. Für die Musik sorgten die „Grenzgänger“ aus Freystadt und Mörsdorf.

Zehetner sagte: „Die Zunge ist des Bayern Eisbergspitze.“ Mit „basst scho“ wiegele man zum Beispiel Situationen ab, die sonst möglicherweise zu ungewollten Eskalationen führen würden. Bairisch verstehe nur, wer Ungesagtes mitdenke. Eine verkürzte Sprache bedeute keinesfalls einen verringerten Verstand.

Nur die Hälfte bleibt übrig

„Lasst uns ein wenig Bairisch sprechen“ heißt in der Mundart „remmaraweng boarisch“ , also eine erhebliche Verkürzung von Wörtern und Sätzen. Hinsichtlich der Silbenzahl könne, so der Autor, Hochsprache und Dialekt bis zu einem Verhältnis von 2:1 differieren. Bei einem Satz „Was wird es denn gekostet haben?“ zum Beispiel bleibe nur knapp die Hälfte übrig: „Wos weadsn kost hom?“ Ein mageres Mädchen mit wenig Rundungen ist eine „Heigeing“ (Heugeige), wie ein Sack voller Hirschgeweih. Der Abend mit Professor Zehetner war für die Besucher der „Dialekthauptstadt“ – diesen Titel hatte vor einigen Jahren die Uni Eichstätt Berching verliehen – dann auch sehr interessant und vor allem humorvoll.

Die nächsten Termine der Literaturwochen: Freitag, 7. Oktober, 19.30 Uhr, Kulturhaus Schranne: „Literarisches Speed dating“. Mehrere Autoren stellen ihre jüngsten Werke vor. Donnerstag, 13. Oktober, 19.30 Uhr, Kulturfabrik: „Im Kettnkarussell durchs Leben fliegen“: Benefizveranstaltung zugunsten der Bolivienhilfe mit Mathias Keller. Freitag, 14. Oktober, 18.30 Uhr, Literaturnacht, Auftaktveranstaltung in der Aula der Grund- und Mittelschule Berching.

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