Riesiges Wespen-Nest auf dem Spitzboden

15.12.2016, 06:00 Uhr
Riesiges Wespen-Nest auf dem Spitzboden

© Fotos: Hauke Höpcke/dpa

Riesiges Wespen-Nest auf dem Spitzboden

Zweimal jährlich kommt der Kaminkehrer in das Haus der Familie Oppolzer am Ortsrand von Pfeffertshofen. Außer ihm klettert niemand die steile Leiter zum unbeleuchteten Spitzboden hinauf. Wozu auch? Im März war dem schwarzen Mann nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Bei seinem jüngsten Besuch sah er in der Ecke einen 90 Zentimeter hohen, grauen Haufen, der am Fuß bis zu 70 Zentimeter tief war. Ein riesiges Wespennest, von zigtausenden Tieren aus zerspeichelten Holzfasern Wabe für Wabe aufgebaut. „Wir haben den ganzen Sommer über nichts bemerkt“, sagt Karl-Heinz Oppolzer. Dabei lebten mehrere tausend Wespen nur wenige Meter über seinem Kopf, flogen ein und aus.

„Das ist keine ungewöhnliche Größe für ein Wespennest“, sagt Harald Biersack, Schädlingsbekämpfer aus Nittenau. Nur sieht man es meistens nicht. Wenn die Bedingungen stimmen, bauen die Hautflügler sogar noch größere Behausungen.

Beste Bedingungen

Auf dem Spitzboden der Familie Oppolzer fanden die Tiere beste Bedingungen vor: Es war trocken, windstill und warm. Niemand störte sie. Man kann sich geradezu vorstellen, welch ein Gewusel und Gesumme im Sommer unter dem Dach herrschte. Doch jetzt ist die graue Hülle verlassen.

Denn anders als bei Bienen, bei denen der gesamte Stock überwintert, stirbt das Wespenvolk im Herbst. Nachdem die Königin tot ist, verlassen die befruchteten jungen weiblichen Tiere das Nest und suchen in der Umgebung Schutz zum Überwintern. „In einem Nest dieser Größe sind es in der Regel 200 Jungköniginnen“, sagt Biersack. Sie verstecken sich in kleinen Höhlen, unter Steinen – oder auch in Rollokästen und im Dachgebälk.

Nur jede zehnte von ihnen überlebt die kalte Jahreszeit. Im Frühjahr kommen sie aus ihren Verstecken, bauen ein kleines Nest, in das sie die Eier legen. Sobald die ersten Arbeiterinnen geschlüpft sind, beginnt das Leben im Nest wieder zu pulsieren. Bis zum nächsten Herbst.

Noch haben Oppolzer und seine Frau Brigitte kein Einflugloch gefunden. Aber sie haben eine Vermutung: An der Stelle, an der das Kabel der Satellitenschüssel nach innen führt, ist ein Ziegel leicht angehoben. „Ich werde das Loch mit Silikon abdichten“, sagt Oppolzer. Noch einmal möchte er nicht so ein großes Nest in seinem Haus haben. Deshalb wird er es wohl bald entfernen. Rechtlich hat er sich abgesichert. Denn anders als etwa Hornissen genießen die gewöhnlichen Wespen keinen besonderen Schutzstatus. Und selbst wenn: In dem Nest lebt kein Tier mehr.

Nach der Entfernung des Nestes empfehlen Experten, die Stelle gut zu säubern. Denn Wespen orientieren sich am Geruch. Wohnungssuchende Königinnen könnten sich sonst im nächsten Jahr wieder an der Stelle einfinden, an der es „nach Wespe riecht“.

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