Rosingers zweiter Anlauf in Lotte

19.7.2014, 12:00 Uhr
Rosingers zweiter Anlauf in Lotte

© Fritz-Wolfgang Etzold

Bernd, lange war nicht klar, ob Ihre Profikarriere bereits beendet ist, bevor sie richtig begonnen hat. Wie haben Sie das letzte halbe Jahr erlebt?

Bernd Rosinger: Man kann durchaus sagen, es war eine muntere Achterbahnfahrt. Zunächst ging alles sehr schnell und im Grunde auch nur nach oben. Von den Club-Amateuren in die dritte Liga zu den Profis nach Burghausen. Dort wollte ich mich durchsetzen und dann den nächsten Schritt machen. Im ersten Spiel bekam ich auch gleich die Chance von Beginn an. Doch in der Halbzeit nahm mich Trainer Uwe Wolf raus und sprach danach im Grunde so gut wie nicht mehr mit mir. Ich war raus und wusste nicht warum.

Haben Sie nicht von sich aus das Gespräch gesucht?

Rosinger: Doch. Aber es war keine leichte Zeit, weder für mich, noch für die Mannschaft oder für den Trainer. Ich habe versucht, das umzusetzen, was der Trainer von mir erwartet hat, ich habe mich im Training immer wieder angeboten, doch er hat mich nicht mehr berücksichtigt.

Sind das die berüchtigten Schattenseiten des knallharten Profigeschäfts?

Rosinger: Wenn man es so nennen mag, vielleicht. Offen gesagt, habe ich mittlerweile aufgehört, mir darüber Gedanken zu machen. Ich habe eine neue Aufgabe und der gilt jetzt meine Aufmerksamkeit. Ich habe meine Schlüsse gezogen aus dieser Erfahrung, aber jetzt brenne ich darauf, etwas Neues in Angriff zu nehmen und etwas zu erreichen.

Welche Schlüsse sind das?

Rosinger: Das sind verschiedene Dinge, bisweilen ganz banale Sachen. Zum einen habe ich erkannt, dass das Niveau in der dritten Liga nicht unwesentlich höher als in der Regionalliga ist. Aber was für mich eine wichtige Erkenntnis ist: Ich muss mich in meinem Umfeld absolut wohl fühlen, um auch Leistung zu bringen. Man hört und liest so etwas ja oft, aber das ist eben so. Als Fußballspieler musst du dich wohl fühlen, innerhalb der Mannschaft, im Umfeld, aber auch in der Stadt. Diese Erkenntnis ist mir vor allem gerade jetzt in der Sommerpause sehr bewusst geworden.

Wieso erst in der Sommerpause?

Rosinger: Nun, es war zwar eine fantastische WM und ich habe sehr viele Spiele geguckt, aber letztendlich willst du ja immer auch selber spielen, und so habe ich mich in Seligenporten fit gehalten. Zusammen mit all den vertrauten Gesichtern, zuhause bei der Familie, da wurde mir bewusst, wie wichtig es auch für mich ist, in einem „Wohlfühlklima“ zu spielen. Wenn man das so nennen mag.

Haben Sie nie mit dem Gedanken gespielt, ins „Kloster" zurückzukehren?

Rosinger: Ich würde lügen, wenn ich nein sagen würde. Ich habe dem SVS viel zu verdanken, ich hatte hier eine tolle Zeit und habe viele Freunde und meine ganze Familie hier. Aber dann kam das Angebot von den Sportfreunden Lotte, die im vergangenen Jahr nur knapp den Aufstieg in die Dritte Liga verpasst haben.

Dennoch spielen Sie dort zunächst mal wieder in der Regionalliga.

Rosinger: Das ist richtig. Allerdings unter Profibedingungen und mit dem Anspruch, den Aufstieg zu packen.

Aber werden Sie sich im westfälischen Lotte wohl fühlen?

Rosinger: Ich bin erst seit Donnerstag hier und kann hierzu sicher keine 100-prozentige Antwort geben. Doch habe ich in der Sommerpause bereits eine Woche hier mittrainiert und wurde super aufgenommen. Auch Trainer Michael Boris gab mir gleich das Gefühl, auf mich zu bauen. Er ist ein echter Fußballlehrer mit einer klaren taktischen Ausrichtung und einer sehr präzisen Vorstellung davon, wie er Fußball spielen lassen will.

Woran lässt sich das festmachen?

Rosinger: So etwas lässt sich schnell aus dem Trainingsaufbau ablesen. Wir trainieren Standardkombination und präzise Spielzüge ein. Es macht viel Spaß, ich fühle mich absolut wohl hier.

Viele Spieler stecken sich vor neuen Aufgaben große Ziele: Sie möchten sich durchsetzen, Titel gewinnen, aufsteigen. Was sind aber sind die kleinen Ziele, die sich ein Fußballer stellt?

Rosinger: Ich brauche zunächst mal eine Wohnung hier, schließlich wohne ich aktuell noch im Hotel.

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