Sandro, der Meister der scharfen Klingen

19.4.2014, 09:00 Uhr
Sandro, der Meister der scharfen Klingen

© Wolfgang Fellner

Ein kleiner Wagen, in dem schwere Schleifmaschinen stehen und nur wenig Platz für freie Bewegung ist. Ein rotes Plakat mit einem gelben Schriftzug, auf dem "Familienschleiferei seit Generationen" steht, sticht sofort ins Auge. In diesem Wagen steht Sandro Rigo Rose, der mit einem Mitarbeiter sieben Monate im Jahr unterwegs ist und dabei die verschiedensten Märkte in Deutschland bereist.

Die Scheren- und Messerschleiferei Rose gibt es seit über 50 Jahren, verrät das Plakat. Doch in Sachen Messer sind die Roses schon viel länger aktiv. Sein Großvater, erzählt Sandro Rose, hatte in den 1920er Jahren sogar ein Messergeschäft in Solingen, der Hauptstadt der scharfen Klingen. Er selbst sei schon seit seinem sechsten Lebensjahr als Messerschleifer aktiv und führe das Familienunternehmen nun in fünfter Generation. Zu Hause sind die Roses in Betheln in Niedersachsen.

Es gibt nichts, was er nicht schleifen kann. Nicht umsonst lautet sein Slogan: Fachmännisches Serviceschleifen aller Art.

An den Schleifstein kommt, was die Kunden bringen: Ob Küchenschere, Obstmesser, Tranchiermesser oder edles Silber - es gibt nichts, was er nicht schleifen könnte. Das längste Messer, dass er je geschliffen hat? "Ein Samurai-Schwert", sagt Sandro Rose und seine Augen hinter der dicken Schutzbrille blitzen vergnügt.

Die Messer werden auf Ölbasis geschliffen, denn das sorgt für einen längeren Halt. Wenn er anfängt zu schleifen, sieht man, wie ab und an die Funken sprühen, wenn das Metall über den Schleifstein sirrt. Je näher man an der kleinen Werkstatt auf Rädern steht, desto lauter hört man das Pfeifen der Schleifsteine.

Der Boden des Wagens ist übersät mit kleinen Papierfitzeln, denn: um zu testen, ob das Messer schon die richtige Schärfe hat, zieht es Rose immer wieder durch ein Blatt Papier. Je leichter es durch das Material gleitet, umso schärfer ist es.

Preis nach Größe

Das Schleifen eines Messers dauert rund 20 Minuten. Danach wandert die scharfe Ware in die Hände seines Mitarbeiters, der ihr mit einem weichen Lappen den letzten Schliff gibt, bevor sie vom Kunden abgeholt wird.

"Das Geschäft in Neumarkt läuft gut", sagt Rose. "Der Preis bemisst sich nach der Größe des jeweiligen Gegenstandes, zu teuer darf es aber auch nicht werden", sagt der 38-Jährige. Rose ist das erste Mal in Neumarkt. Als er vor geraumer Weile auf dem Wochenmarkt in Roth war, hat ihn ein Vertreter der Neumarkter Stadtverwaltung angesprochen, ob er nicht einmal in die Jurastadt kommen möchte. Die Premiere kurz vor Ostern sieht Rose als gelungen an, teilweise standen die Neumarkter Schlange vor seinem Wägelchen.

"Wann sind sie denn das nächste Mal da", will ein älterer Herr wissen, der mit seiner Frau Rose beim Schleifen interessiert über die Schulter blickte. "Heuer kommen wir nicht mehr", sagt Rose. Aber, wenn der Herr sich beeile, könne er auch am Nachmittag seine Messer schleifen lassen. Sein Schliff, sagt Rose, sei so gut, dass er nur einmal im Jahr nötig sei. Deswegen kommt er frühestens im nächsten Frühjahr wieder.

Und weil die Resonanz so gut war, kann sich Rose durchaus vorstellen, dass er Neumarkt von nun an in seinen Tourplan aufnimmt.

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