Scheidender Präsident rechnet mit Golfclub ab

5.2.2018, 10:15 Uhr
Scheidender Präsident rechnet mit Golfclub ab

© F.: colourbox.d

Ungewöhnlich groß war das Interesse der Clubmitglieder, die auf der außerordentlichen Versammlung die genauen Gründe, die zum Rücktritt geführt hatten, erfahren wollten. Einziger Wahlvorschlag für das Amt des Präsidenten war André Hüsgen, der mit Thomas Roidl als Vize und Florian Götz als Schatzmeister sein Team präsentierte. Letzterer war wegen Urlaubs entschuldigt und erklärte sich schriftlich zur Kandidatur bereit. Dieses Trio wurde "en bloc" per Handzeichen gewählt , da es keine weiteren Kandidaten gab. Von den 112 anwesenden Stimmberechtigten gab es keine Gegenstimme und lediglich sechs Enthaltungen.

Ex-Präsident Peter H. Maier, der sichtlich angespannt und nervös wirkte, legte die Gründe für den Rücktritts des Vorstandes dar. Gleich zu Beginn drohte er bei einem eher harmlosen Zwischenruf : "Wer stört, fliegt raus!"

Maier nahm die Gelegenheit zur Generalabrechnung mit "seinem" Club und mit den Gesellschaftern wahr und verkündete, er werde austreten. "Ich gehe komplett, damit ich dem betreffenden Herrschaften nicht mehr begegne und sie nicht mehr sehen muss", so der scheidende Präsident, der dieses Amt mehr als zehn Jahre ausgeübt hat. Seine Gesellschafteranteile und seine Wohnung im Clubhaus habe er bereits veräußert.

Rund 130 Austritte

Er sei bei einer Beiratssitzung im vergangenen Oktober auf zahlreiche Mitgliederaustritte angesprochen worden, sagte Maier. Den Vorwurf, dies sei auch auf mangelhaftes Clubleben zurückzuführen, wollte er so nicht auf sich sitzen lassen. Seine Nachfrage bei der Geschäftsführung habe ergeben, dass nicht ein einziger Austritt von insgesamt etwa 130 damit begründet worden sei. Und doch sei von Gesellschafterseite "diese Vermutung zur Tatsache hochstilisiert worden, um mich zum Rücktritt zu zwingen." Acht Wochen später, bei einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung, habe er feststellen müssen, dass ihm der Rückhalt der Investoren fehle. Maier: "Ohne Unterstützung der Gesellschafter hast du keine Chance." Einen sofortigen oder zeitnahen Rücktritt habe er damals noch abgelehnt. Er schien sich aber in seinem persönlichen Stolz verletzt zu fühlen.

Die Vorwürfe wies Maier zurück. Es sei absurd, mehr gesellschaftliches Engagement im Clubleben zu fordern, wenn von 100 Euro Clubbeitrag nur 30 übrig blieben für die Organisation von Veranstaltungen, das Training der Mannschaften, Jugendförderung und den Sportbetrieb.

Am 17. November habe er, so Maier, seine Vorstandskollegen über die Vorwürfe informiert. Einstimmiger Tenor sei gewesen: "Entweder treten alle zurück oder keiner." Er selbst sei vor kurzem auch als Beirat zurückgetreten. Daraufhin habe er von dessen Vorsitzendem ein Schreiben erhalten, in dem stand, er, Maier, habe es für seinen Einsatz verdient, "mit Fanfaren verabschiedet zu werden". Der Rest der Beiräte habe allerdings inhaltlich einen anderen Textbeitrag erhalten.

Mehrere Gründe

"Ich verstehe nicht, dass man mit mir so umgegangen ist, in dieser rabiaten Art und Weise! So wie ich angegangen wurde, das spottet jeder Beschreibung. Maier, du bist schuld", habe es nur geheißen. Im Grundgesetz stehe, die Würde des Menschen sei unantastbar. "Aber einige haben versucht, mir diese Würde zu nehmen. Deswegen trete ich jetzt zurück."

Seiner Meinung nach gäbe es für die Austritte vielfältige Gründe wie etwa mangelhafte Platzpflege, die Gastronomie, Wegzug, Gesundheit oder Alter. Als Maier rügte, es gebe Gesellschafter, die auf die Geschäftsführung (der Jura-Golf-Park; d. Red.) nichts kommen ließen, und ließ sich zudem sich über den Mehrheitsgesellschafter (Alexander Fackelmann, d. Red.) aus, ohne dessen Namen zu erwähnen. Er wurde von Jürgen Loichinger mit der Bitte unterbrochen, "jetzt nicht alles schlecht zu machen".

Ex-Präsident Emil Klinkow meinte, man solle sich "auf dieses Niveau nicht herablassen. Ich bin auch Mitglied im Gesellschafterausschuss. Vieles von dem, was du gesagt hast, stimmt nicht". Eine Entlastung des bisherigen Vorstands wurde auf die ordentliche Mitgliederversammlung am 26. April verschoben, weil es dem Schatzmeister in der Kürze der Zeit nicht möglich war, den kompletten Jahresabschluss zu erstellen. Die Kassenprüfer Dieter Waller und Albert Federer signalisierten, bisher keine Auffälligkeiten festgestellt zu haben.

Vergangenheit ruhen lassen

Wahlvorstand Dieter Waller brachte die Wahl des neuen Vorstands zügig über die Bühne. Der neu gewählte Präsident André Hüsgen sah sich, wie er sagte, nach einem Gespräch mit den Investoren "positiv gestimmt" und zeigte kurz auf, wohin unter seiner Führung "die Reise gehen soll".

Er habe sich "vier Wochen einen Kopf gemacht" und ein operatives, verjüngtes Team zusammengestellt. Die Vergangenheit wolle er ruhen lassen. Sein Wunsch sei es, Charakter zu zeigen, für die Heimat einzustehen sowie Clubkultur und Geselligkeit zu pflegen. Nötig sei aktives Marketing, mehr Sponsorenwerbung und eine Verbesserung der clubeigenen Homepage. Als Spielführer habe er mit Sven Czyperreck einen beliebten Aktiven gewinnen können.

Monika Hüsgen werde weiterhin als Jugendwartin den Nachwuchs betreuen. Referenten für Schriftführung und Öffentlichkeitsarbeit sollen noch ernannt werden. "Ich weiß nicht, was ich dem neuen Vorstand wünschen soll – er startet unter denkbar schlechten Bedingungen", erklärte Peter H. Maier, ehe er die Versammlung verließ. Die Mehrzahl der Mitglieder schien dies nicht so zu sehen und meinte vielmehr, eine "Aufbruchstimmung" feststellen zu können.

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