Schwache Abi-Quote im Landkreis Neumarkt

3.1.2019, 11:33 Uhr
Schwache Abi-Quote im Landkreis Neumarkt

© Jens Büttner (dpa)

Der Trend zum Abitur hat deutschlandweit derweil auch einen neuen Höchstwert erreicht: 34,7 Prozent der zuletzt gezählten Schulabgänger hatte das Reifezeugnis in der Tasche. Verglichen damit liegt die Quote im Kreis Neumarkt mit rund 23,9 Prozent Abiturienten niedriger als im Bund. Und in der Bundesliga der Abiturienten liegt der Landkreis damit auf Platz 333 unter den 403 im Regionalatlas ausgewerteten Städten, Kreisen und Stadtstaaten, Spitzenreiter mit einer Abiturientenquote von 62 Prozent ist in diesem Vergleich die Stadt Neustadt an der Weinstraße.

Jahrelang galt die Abiturientenquote als das Maß aller Bildungsdinge. Insbesondere bei der OECD, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Auf dem Bildungssektor ist die vor allem durch die PISA-Studie bekannt. Seit dem Bildungsbericht 2017 lobt sie auch das deutsche duale System. Und in der weltweiten Hierarchie ist der Meisterbrief inzwischen sogar etwas besser als Abitur, weil dem Bachelor gleich gestellt.

Karriere mit Lehre kann auch finanziell funktionieren, wie Betriebswirtschaftler errechnen können. Erstens, weil Abitur nicht zwingend eine Lehre ausschließt. Zweitens, weil Handwerk bekanntlich goldenen Boden hat. Sagt das Handwerk ja gerne selber und bestätigt die OECD für Deutschland beim Einkommensvergleich. Und drittens, weil der Handwerker von heute auch beispielsweise der Manager von morgen werden kann. Schuster, bleib bei deinem Leisten, gilt also nicht mehr.

Die Geschichte hat allerdings auch einen Haken: Es gibt auch einen Trend zu keinem Abschluss. Bundesweit sind es jetzt 5,7 Prozent der Jugendlichen, deren Zukunft damit nicht gerade rosig ist. Im Kreis Neumarkt blieben zuletzt 2,5 Prozent ohne jeglichen Abschluss. Im bundesweiten Vergleich bedeutet das für den Kreis Neumarkt Platz 6, die niedrigste Quote hat die Stadt Mainz mit 1,2 Prozent jungen Menschen ohne Abschluss.

Allerdings ist diese Zahl statistisch mit Vorsicht zu genießen, weil die Statistiker da zwei Gruppen mixen, die nicht in einen Topf gehören: Etwa gut die Hälfte der Schulabgänger ohne Abschluss konnte gar keinen Abschluss machen, denn sie besuchten eine Förderschule. Viele von ihnen eine mit dem Schwerpunkten Lernen oder Geistige Entwicklung, und da wird meist gar kein Hauptschulabschluss angeboten.

Viele ohne Abschluss

Aber selbst wenn alle Förderschüler, sprich bundesweit rund die Hälfte, abgezogen werden, verpasst eine hohe Zahl Jugendlicher die nötige Ausbildungsreife. Aktuell entfernen sich die Zahlen damit deutschlandweit auch weiter vom Fernziel, das die Bundesregierung beim Bildungsgipfel 2008 ausgerufen hat: Bis 2015 sollte sich die Quote der Schulabgänger ohne Abschluss von acht auf dann vier Prozent halbieren. 5,7 Prozent und Tendenz steigend sind kein Erfolgswert.

Im Kreis Neumarkt entwickelten sich die beiden Gruppen junger Menschen so: 2008 blieben 4,7 Prozent ohne Abschluss, 2013 waren es 2,5 und aktuell sind es 2,5 Prozent. Dagegen machten im Sommer 2016 im Kreis Neumarkt rund 23,9 Prozent der Schüler Abitur, und damit weniger als im Vorjahr mit 24,4 Prozent. Im Jahr 2013 hatte die Abiturienten-Quote bei 22,6 Prozent und im Jahr 2008 bei rund 19,3 Prozent aller Schulabgänger den begehrten Abschluss.

Für die Bildungspolitik heißt das: Die Abiturientenquote zu steigern, ist nur die halbe Miete. Die Zahl der Abgehängten zu senken, ist genauso wichtig.

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