Schwungvoller Start in den Nordgautag

NEUMARKT - Auch optisch harmonieren sie gut: Sowohl die Musikanten der Blaskapelle Pölling als auch die der Kolpingmusik Cham tragen rote Westen über den weißen Hemden. Nachdem sie abwechselnd für einen schwungvollen Start gesorgt haben, ziehen sich die Chamer, als vorherige Gastgeber, dezent zurück. Der Nordgautag ist nun in den Händen der Neumarkter.

Gegen Abend sind die Temperaturen am Rathausplatz immer noch so, dass man gern noch einen Knopf des Hemdes öffnet – die Krawatte tragenden Hauptredner ausgenommen. Eine Person aber fällt kleidungstechnisch gesehen inmitten der Gäste besonders auf: Der Mann trägt eine samtene Jacke, schwere schwarze Stiefel und eine dunkle Kopfbedeckung. Die Blicke, die er auf sich zieht, wechseln zwischen Mitleid und Bewunderung. Sein Aufzug wird sich aber erst im letzten Teil des Programms erklären.

Zunächst mal geht es musikalisch los. Es obliegt den Gastgebern, temporeich mit dem Marsch „Unter dem Doppeladler“ zu eröffnen. Die Chamer beantworten dies nicht minder schnell – und das Wechselspiel beginnt. Zu Beginn finden sich nur wenige Zuschauer auf dem Rathausplatz ein, doch die weithin hörbare Blasmusik schafft es nach einigen Stücken, mehr Leute anzulocken.

Bald auch Oberpfalztag?

So kann Oberbürgermeister Thomas Thumann seine Eröffnungsworte dann schon zu einem erstarkten Kreis sprechen. Es sei gut zu wissen, wo die eigenen Wurzeln sind. Der Nordgautag sei hierfür eine gute Gelegenheit. Man wolle sich traditionell und zukunftsgerichtet zugleich präsentieren. „Für viele eine gute Gelegenheit, die Heimat neu oder wieder zu entdecken“, sagt er.

Viele verbale Blumen für Neumarkt gibt es von Axel Bartelt, Regierungspräsident der Oberpfalz. Niedriger Schuldenstand, Vollbeschäftigung – mit diesen Worten klopft er Neumarkt auf die Schulter. Er wünsche sich generell und regelmäßig einen Oberpfalztag, zu dem man auch die jüngeren Bürger verstärkt gewinnen solle.

„Wir freuen uns auf das Hochfest der Oberpfälzer Kultur“, sagt Landrat Willibald Gailler. Und weiter: „Der Nordgautag gibt uns Gelegenheit, von der Tradition, aber auch der zukunftsorientierten Entwicklung, vielen Gästen aus nah und fern Einblick zu gewähren.“

Der frühere Oberpfälzer Regierungspräsident Wilhelm Weidinger wirbt für die Veranstaltungen, die in den nächsten Tagen anstehen sowie für die Festschrift. Als Chams Bürgermeisterin Karin Bucher auf der Bühne steht und zum Grußwort ansetzt, um anschließend die Plastik zu überreichen, wird sie jäh unterbrochen.

Der auffällig gekleidete Mann stellt sich laut protestierend neben sie. Er wolle die Übergabe vollziehen. Angesprochen wird er mit Nikolaus Graf Luckner. Dieser wurde 1722 in Cham geboren und hat es aus einfachen Verhältnissen in den Adelsstand geschafft. Doch die Bürgermeisterin weist den Aufsteiger in seine Schranken: „Bei uns in Cham sind alle wichtigen Ämter seit 2008 mit Frauen besetzt, da brauche ich jetzt auch keinen Mann.“ Vollends überzeugt ist er, als sie zum Säbel greift. Nein, den Kopf will er nicht verlieren, beteuert er. Das ist ihm schließlich 1794 schon mal widerfahren.

Und so kann die Bürgermeisterin in aller Ruhe und störungsfrei die Plastik überreichen. Womit der Nordgautag offiziell eröffnet ist.