Sind Neumarkter Ärzte bestechlich?

26.7.2016, 11:42 Uhr
Sind Neumarkter Ärzte bestechlich?

© Foto: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen/Nürnberg

Von etlichen  Neumarkter Ärzten, die in der Liste genannt sind, bleibt der  Rückruf aus. Der Kardiologe Johannes Heck, der mit seinem Kollegen Andreas Röschl im Ärztehaus Regensburger Straße praktiziert, hat mit der Transparenz-Offensive des Verbands forschender Arzneimittelhersteller (VFA) dagegen kein Problem. Röschl und Heck sowie das Institut für kardiologische Fortbildung und Leistungsdiagnostik im Ärztehaus werden in der Liste gleich mehrfach mit Summen zwischen 300 und 3931 Euro geführt.

„Wir veranstalten EKG-Fortbildungen für Ärzte und Gesundheitspersonal und sammeln dafür Geld von Pharmafirmen ein“, erklärt Heck. Andernfalls wären die Veranstaltungen für die Teilnehmer, darunter auch Krankenschwestern beziehungsweise -pfleger oder Rettungssanitäter — zu teuer. „Wir machen dabei keine Werbung für Präparate und bevorzugen keine Firma“, betont der Herzspezialist. Es handle sich um bis zu zwölf Veranstaltungen pro Jahr.

Honorare und Reisekosten

Auch das Klinikum Neumarkt und mehrere darin tätige Ärzte tauchen in der Liste auf. Die Gelder, die direkt ans Klinikum bezahlt werden, stammten von Symposien, die hier abgehalten werden, erklärt Klinikumssprecher Oliver Schwindl. Dabei bezahlen Aussteller — Pharmakonzerne, die medizinische Industrie und viele andere — für das Platzieren von Werbung oder einen Messestand. Diese Veranstaltungen seien ein wichtiger Part zur externen Kommunikation und zur Kontaktpflege mit den niedergelassenen Ärzten, erläutert Schwindl. Auch in Bezug auf Fortbildungen für Interne und Externe seien sie von großem Nutzen.

Bei Zahlungen, die Ärzten im Klinikum erstattet werden, handle es sich zum einen um Sponsoring-Veranstaltungen. Dies seien Fortbildungen für Mitarbeiter, meistens aus den ärztlichen und pflegerischen Bereichen. Für diese würden unter anderem Reise- und Übernachtungskosten oder die Verpflegung übernommen. Dies sei aber nur nach vorheriger Genehmigung durch das Personalmanagement und den Vorstand erlaubt. „Zum anderen treten unsere Ärzte als Referenten bei Veranstaltungen auf und erhalten hierfür ein Honorar und die Erstattung ihrer Kosten“, sagt Schwindl.

Das Neumarkter Pharmaunternehmen Bionorica hat im letzten Jahr eigenen Angaben zufolge 15 Prozent des Nettoumsatzes von 42,3 Millionen Euro für Forschung und Entwicklung ausgegeben. Auch hier arbeitet man mit Ärzten und größeren Instituten zusammen, „um die eigenen wissenschaftlichen Erkenntnisse auf den neuesten Stand zu bringen“, wie Pressesprecher Jürgen Hoffmeister erklärt. Um über jeden Verdacht der Bestechung erhaben zu sein, gebe es dazu einen Verhaltenskodex bei Bionorica.

Klaus Kubitschek, Sprecher des Ärztenetzes Neumarkt, findet es „grundsätzlich gut, wenn Transparenz im Gesundheitssystem herrscht“. Dass nicht alle, sondern nur ein Drittel von 71 000 Ärzten und Fachkreisangehörigen, die 2015 Zuwendungen von der Industrie bekamen, der Veröffentlichung zugestimmt haben, erstaunt den Internisten. Allerdings hält er es nicht automatisch für unmoralisch, Geld anzunehmen: „Man sollte zwischen Honorar und Bestechung unterscheiden.“ Die Angebote der Pharmafirmen für Essen und sonstige Vergnügungen hätten in den letzten Jahren deutlich nachgelassen.

Mit einem Gesetz, das die Veröffentlichung der Zahlungen allgemein vorschreibt, hätte Johannes Heck kein Problem: „Das sollte dann aber für alle Freiberufler, etwa auch für Rechtsanwälte, gelten.“

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