So wurden die Neumarkter Autohändler-Brüder geschnappt

7.2.2016, 13:00 Uhr
Auto-Handel im großen Stil sollen die Brüder vorgetäuscht haben.

© dpa Auto-Handel im großen Stil sollen die Brüder vorgetäuscht haben.

Im Oktober 2005 verschwanden die Autohändler spurlos von der Bildfläche. Mit ihnen die Millionen. Die Hauptverhandlung am Landgericht zieht sich nun bereits seit dem 3. Dezember 2015 über zehn Verhandlungstage hin. Im Verlauf des Gerichtsverfahrens zeigte sich auf, wie schwierig sich die Ermittlungsarbeit gestaltete. Richter Arno Baltes erklärte, dass er hoffe, nicht noch mehr Zeugen aus ganz Deutschland vorladen zu müssen, die über die Existenz- oder die Eigentumsverhältnisse der Autos aussagen können. „Uns allen geht irgendwann einmal die Luft aus.“

Wie kompliziert sich die Ermittlungen gestalteten, zeigte die Aussage eines Sachbearbeiters. Der war zu Beginn der Verhandlung bereits geladen und musste nun Einzelheiten nachjustieren.

Autohersteller blocken

In akribischer Feinarbeit wurde der Verbleib der Fahrzeuge nachvollzogen. Oft über zig Zwischenhändler und Eigentümer. Sinn war festzustellen, ob das Fahrzeug überhaupt je im Besitz der Brüder war, zum Weiterverkauf bestimmt dort am Firmengelände stand und als Sicherungseigentum der Banken galt.

Zuweilen gaben die Herstellerfirmen nur sehr widerwillig oder gar keine Auskunft über Fahrzeugnummern und den Verkauf der Autos. „Die haben richtig geblockt“, so der Ermittlungsbeamte. Ebenfalls schwer war es eindeutig nachzuvollziehen und zu beweisen, welche Kredite von welchem einzelnen Bruder abgerufen wurden. Die jedoch, die von beiden Brüdern gemeinsam abgerufen wurden, können zugeordnet werden und dienen als eindeutige Beweise.

Der 42-Jährige und sein zehn Jahre älterer Bruder schweigen weiterhin sowohl zur Sache als auch zu den persönlichen Verhältnissen.

Deshalb mussten auch diese ermittelt werden. Die Männer, beide ledig, hatten in Neumarkt den elterlichen Betrieb übernommen. Offensichtlich ohne Kenntnisse im Fachbereich meldete der Altere 1990 ein Gewerbe für Kfz-Handel an. Vorausgegangen war wohl lediglich der vereinzelte Verkauf importierter Fahrzeuge aus den USA an Stationierungskräfte. Es folgten mehrere unterschiedliche Gewerbeanmeldungen.

Im Jahr 2000 gründete er die Firma, mit der beide den Millionendeal machten. Von Mitte September 2005 bis Ende Oktober 2005 zogen sie den Kreditbetrug durch. Am letzten Oktoberwochenende wurden sie von Mitarbeiten zum letzten Mal auf dem Firmengelände gesehen. Um Zeit zu gewinnen, gaben sie den Angestellten mehrere Tage frei.

Verwandtschaftliche Kontakte ließen den Schluss zu, dass sie sich in die USA abgesetzt hatten. Eine Zielfahndung wurde eingeleitet und die amerikanischen Behörden um Rechtshilfe gebeten. Erst 2010 konnten die Brüder über Telefonüberwachung ausfindig gemacht werden, der Aufenthaltsort war West Hollywood/Kalifornien.. Ein Auslieferungsantrag wurde gestellt, auf den die US-Behörden nicht reagierten. Erst im Mai 2015 erfolgte die Festnahme durch die Einwanderungsbehörde und die Auslieferung. Der Prozess wird am 16. Februar fortgesetzt.

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