Steinerner Lotse für exakte GPS-Navigation

25.1.2014, 11:00 Uhr
Steinerner Lotse für exakte GPS-Navigation

© Kayser

Es ist so ähnlich wie bei einer Uhr: Will man wissen, ob sie richtig geht, schaut man auf eine Uhr-Autorität, eine Funkuhr mit der superexakten Zeit der Atomuhr aus Braunschweig. Will man wissen, ob das GPS-Gerät oder die Handy-App auch genau funktioniert, kann man einen geodätischen Referenzpunkt aufsuchen. Hier enden die Parallelen, denn eine Uhr kann man stellen, ein GPS-Gerät oder ein Handy nicht; man hat dann nur Gewissheit, dass es am Gerät liegt, wenn man beim Geocaching — der Schatzsuche mit GPS-Koordinaten — nie fündig wird.

Den ersten geodätischen Referenzpunkt der Oberpfalz hat nun Kurt Beyerlein, Leiter des Amberger Vermessungsamts, mit Staatssekretär Albert Füracker, dem Amberg-Sulzbacher Landrat Richard Reisinger und dem Kastler Bürgermeister Stefan Braun öffentlich vorgestellt. So sei „Kastl in den Mittelpunkt des Landkreises gerückt — zumindest für einen Tag“, scherzte er. In jedem bayerischen Landkreis solle künftig mindestens ein solcher Referenzpunkt öffentlich sichtbar gemacht werden, kündigte Füracker an.

Dass der erste Referenzpunkt des Bezirks in Kastl errichtet wurde, hat keine technischen Gründe, sagt Beyerlein. Er habe mit Landrat Reisinger über einen Standort nachgedacht und sich gefreut, dass Reisinger ebenso wie er für Kastl votierte: „Hier ist die Geschichte gegenwärtig“, so Beyerlein. Er nannte die Klosterburg, das benachbarte Kunstwerk zur Mumie Anna — eine Station des Hirschwald-Wanderwegs – und die frühere Trasse der König-Ludwig-Eisenbahn.

Außerdem, ergänzte Bürgermeister Braun, kreuzen sich in Kastl regionale und überregionale Wander- und Radwanderwege, etwa der Jakobsweg, der Jurasteig, der Wacholderwanderweg und der Lauterachtalradweg. Besonders hob er die kunstfertige Gestaltung des Referenzpunkts hervor: Der Kastler Steinmetz Franz Nemetschek hat die Steinstele mit den sechs Lilien, dem Kastler Wappen, angefertigt und nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet. Auf der Steinsäule verrät eine Edelstahlplatte die Koordinaten des Standpunkts.

Unsichtbares Netz

Mehr als 50 Navigationssatelliten umkreisen die Erde, so Staatssekretär Füracker. An einem solchen Referenzpunkt werde ein Teil des unsichtbaren Koordinatensystems, das die Erde überzieht, sichtbar, mit einem Klick könne jeder seinen GPS-Empfänger testen. Die meisten der Punkte seien nur für Fachleute — Landvermesser, Architekten, Kommunen — nutzbar. Das ändere sich nun. Wie wichtig eine exakte Vermessung sei, weise sich auch beim Breitbandausbau. Daher werde das Vermessungsamt nun zum Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung umbenannt.

Die genauen Daten des Referenzpunkts:

 

 

Grad Grad Minuten Grad Minuten Sekunden
49.36671730° 49° 22.00304‘ 49° 22‘ 0.1823“ nördl. Breite
11.68378087° 11° 41.02685‘ 11° 41‘ 1.6111“ östl. Länge

UTM32
32 U 694842.57 E
5471687.53 N

UTM33
33 U 259249.42 E
5473513.40 N

Höhe über NN
429,924 m ü. NN



In Bayern wurden bislang Referenzpunkte in Gunzenhausen, am Dreifrankenstein und in Marktoberdorf eingerichtet. In Deutschland gibt es bisher öffentliche geodätische Referenzpunkte in Berlin, Stuttgart und Rastatt. Weitere Informationen: www.bayernatlas.de

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