Streit um Freilegen der Sulz in Berching köchelt weiter

4.10.2014, 06:00 Uhr
Streit um Freilegen der Sulz in Berching köchelt weiter

© Christian Biersack

Das überraschte den Berchinger Bürgermeister Ludwig Eisenreich, weil er dazu ganz andere Äußerungen Greipls in Erinnerung hat. Auf der anderen Seite ist dessen Aussage für ihn auch nicht mehr maßgebend. Denn Greipl ist im Ruhestand. Sein Nachfolger Mathias Pfeil sehe das Vorhaben, das Eisenreich mit dem Wort „Vergnügungspark“ diffamiert sieht, deutlich positiver.

Meyer hatte das Schreiben Egon Greipls auf Anfrage eines Berchinger Bürgers in der Stadtratssitzung am Dienstagabend vorgelesen.

Darin erklärt der ehemalige oberste Denkmalpfleger Bayerns, dass er in den 14 Jahren im Amt einige, in aller Regel positive Gespräche mit Eisenreich geführt habe, denn Berching sei ihm am Herzen gelegen. Zu keinem Zeitpunkt aber habe der ihm das ISEK-Projekt (= Integriertes Stadtentwicklungskonzept) vorgestellt. Eine persönliche Zustimmung könne er schon deswegen nicht gegeben haben, weil er gerade als Denkmalpfleger derartige Projekte in der Regel für gewaltige Fehlinvestitionen, ja „für Schnickschnack“ halte. Gegen die demografischen Probleme, gegen den Verfall der historischen Ensembles, gegen das Dahinsterben und gegen den Leerstand in den kleinen Städten sei damit nichts bewirkt. Gar nichts.

Andere Erinnerung

Eisenreich jedoch erinnert sich gut daran, dass er Egon Greipl im Juli 2011 bei einem Besuch in Berching die Initiativen der Stadt zum Erhalt und zur Fortentwicklung der Altstadt aufgezeigt habe. Eine der mit Umgestaltung des Kufferparks gewesen. Dafür habe es deutliches Lob aus dem Mund Greipls gegeben. Vorbildhaft sei Berching, habe er gesagt.

Egon Greipls Nachfolger an der Spitze der Denkmalschutzbehörde, Mathias Pfeil, habe inzwischen mündlich mitgeteilt, dass „ensemble- und baudenkmalschutzrechtliche Belange“ dem Vorhaben nicht entgegen stünden.

Die in der Stadtratssitzung vermissten „bodendenkmalpflegerischen“ Vorgaben würden, so Eisenreich, selbstverständlich eingearbeitet, von einer Fachfirma begleitet und archäologisch dokumentiert. Das ist auch die gängige Vorgehensweise.

Am 26. September hatte die Stadt Berching eine Einschätzung des Vorhabens durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege erreicht. Darin wird bestätigt, dass Greipl tatsächlich davon in Kenntnis gesetzt und sie von ihm als sinnvoll erachtet worden sei.

Erheblicher Leerstand

Die Stadt Berching, heißt es weiter in dem von Friedrich Roskamp verfassten Schreiben, zeige einen erheblichen Leerstand, so dass die Altstadt gefährdet sei. Einige Häuser seien wegen des Grundstückszuschnitts kaum nutzbar. Um die Stadt attraktiver zu gestalten, seien diese ISEK-Projekte geplant worden. Das Amt habe die Entscheidung nach Abwägung aller Belange mitgetragen, soweit nicht in historisch wertvolle Bausubstanz, wie die Stadtmauer, eingegriffen werde. An der Detailplanung zur Umgestaltung der Sulz waren die Denkmalschützer nicht weiter beteiligt. Dazu erklärte Ludwig Eisenreich, dass eine Urkatasteraufnahme aus dem Jahr 1822 die Sulz ohne das Korsett von Ufermauern zeige. Den Fluss habe unterhalb der Johannesbrücke damals eine Insel geteilt.

Die Ufermauern wurden in den Jahren von 1920 bis 1922 errichtet und dienten nach damaligem Verständnis dem Hochwasserschutz. Es werde also nur versucht, den Verlauf des Flüsschens in der Stadt dort wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurück zu versetzen.

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