Stück DDR überlebt im Hobbyraum eines Modelleisenbahners

3.10.2014, 11:00 Uhr
Stück DDR überlebt im Hobbyraum eines Modelleisenbahners

© Anton Karg

Er ist immer noch ein waschechter Thüringer, das verrät seine Dialekt. Aber seit 2001 wohnt Jürgen Marschner in Berching und sehnt sich nicht zurück in seine Heimatstadt Gera, zumal er dort keine engeren Bindungen mehr hat. Die Unruhen und Veränderungen vor 25 Jahren haben den 66-Jährigen wenig berührt, zumal er sehr bodenständig ist und in seiner Heimatstadt tief verwurzelt war. So war er unter anderem aktiv im Modellclub (MC) Elstertal, dessen Mitglieder ihrem Hobby Modelleisenbahnen mit einer Gemeinschaftsanlage frönten.

Kurz nach der Wende musste Marschner aus gesundheitlichen Gründen und auch,  weil es in Gera wenig Arbeit gab, umschulen. Der gelernte Lkw-Lackierer fand reichlich Beschäftigung als Trockenbaumonteur.

Seinem Hobby blieb er treu. Wegen Platzmangel legte er sich statt einer H0- eine TT-Anlage (Maßstab 1:120) zu und teilte die Segmente so raffiniert auf, dass die Eisenbahnanlage jederzeit vergrößert, verkleinert, abtransportiert und wieder zusammengebaut werden kann. Das Besondere an dieser Modelleisenbahn ist, dass alle Teile in Miniatur der Reichsbahn der DDR entsprechen. Dazu gehören Gleisanlagen, Zubehör wie Autos der Marke Trabi, Lkw aus russischer Produktion, Häuser im mitteldeutschen Stil oder viele kleine Details aus DDR-Beständen.

„Traurige Wirklichkeit“

Offen zeigt Marschner Mängel an Gleisbetten oder fehlende Schienenteile, die zum Einstellen der Zugverbindungen geführt haben. Naturgetreu wurden der Bahnhof Moorbach und der Bahnhof Alt-Mitwalder nachgebaut. Auf den Strecken fahren nur Modelle, die der vielfach "traurigen Wirklichkeit“ nachempfunden wurden . So gibt es zum Beispiel Behelfspersonenwagen, zusammengezimmert aus ehemaligen Güterwagen, die noch bis 1980 in Bauzügen auf den Strecken unterwegs waren.

Auf den Gleisen stehen Lokomotiven, Dampfloks und Triebwagen, wie sie in der Realität in Gebrauch waren, teils veraltet, teils neuere Generationen. In Miniatur finden sich auch Plakate und Parolen sowie Reklameschilder aus DDR-Zeiten. So erzählt dem Betrachter die Anlage des „Wahl-Berchingers“, der keinen Kontakt mehr zu Thüringen oder Gera pflegt, einen kleinen Teil der Geschichte der Eisenbahn der DDR von 1954 bis 1970.

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