Tipps für den Winter: So helfen Sie Igeln wirklich

6.11.2016, 10:28 Uhr
Tipps für den Winter: So helfen Sie Igeln wirklich

© Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Derzeit machen vermeintliche Tierfreunde den Tierschützern wieder das Leben schwer. Igel, oft gesunde und keineswegs hilfsbedürftige Tiere, werden eingesammelt, um sie bei der nächsten Igelstation, dem nächsten Tierheim oder Tierarzt abzugeben. "Das ist alles andere als heldenhaft", sagt die Igelexpertin. Wahre Tierfreunde gestalten den eigenen Garten igelfreundlich, schaffen Unterschlupf- und Versteckmöglichkeiten und lassen das Laub wenigstens in einer ruhigen Ecke liegen.

Probleme beim Wohnungsbau

Martina Gehret sagt: "Die Tage werden kürzer, die Nächte länger. Unser Igel hat wieder mehr Zeit, sich um die wirklich wichtigen Dinge des Lebens zu kümmern. Das große Fressen hat begonnen. Es gibt zu dieser Jahreszeit nichts, was Mecki mehr liebt, als mit einem vollen Bäuchlein im Trockenen zu sitzen. Unerfahrene Jung-Igel haben aber ihre zeitlichen Probleme mit dem Wohnungsbau. Die Qualität der Überwinterungsquartiere ist bei Jungtieren oft um ein Vielfaches schlechter als bei erfahrenen Igeln. Bitte unterstützen Sie die "jungen Wilden" bei der Wohnungssuche."

Igel suchen nach Hohlräumen

Gute Schlaf- und Überwinterungsquartiere sind Laub-, Holz- und Steinhaufen mit Hohlräumen. Wer in einem kleinen Garten keine Möglichkeit für einen Igel-Unterschlupf hat, kann ein fertiges Igelhaus kaufen oder greift selbst zu Hammer und Nagel. Wichtig ist, dass die Häuser an einem ruhigen, geschützten Ort stehen und der Igel Material wie trockenes Laub, Moos oder Stroh zur Verfügung hat.

Auch wenn wirklich ein sehr kleiner Igel auf der Futtersuche entdeckt wird, ist das laut Expertin längst kein Grund, das Kerlchen mitzunehmen. Eine Zufütterung im Garten ist oft die bessere Lösung.

Was und wie man füttert, ist ausführlich auf den Internetseiten des LBV beschrieben. Katzenfutter vermengt mit Haferflocken oder Weizenkleie, gekochtes Geflügel oder angebratenes, nicht gesalzenes Hackfleisch sind nie verkehrt. Herkömmliches Igelfertigfutter ist wegen der geringen Proteingehalte nicht zu empfehlen. Obst, Gemüse und Milch darf gar nicht angeboten werden.

"Igelpflege ist kein Hexenwerk", betont Martina Gehret. Mit Hilfe der Online-Tipps können Tierfreunde Igel auch selbst aufpäppeln. Aber wirklich nur im allergrößten Notfall. Den erkennt man an der Einbuchtung hinter dem Kopf, birnenförmigen Körper und daran, dass seine Augen nicht halbkugelig hervorstehen, sondern eingefallen sind. Er röchelt oder hustet und sucht als nachtaktives Tier tagsüber nach Futter. Er torkelt, bewegt sich merkwürdig fort oder liegt apathisch herum. Er ist sichtbar verletzt. Er steckt voller Zecken, Flöhe, Fliegeneier oder Maden. Er hinterlässt dünnflüssigen Kot.

Wer meint, dass der Igel krank oder verletzt ist, sollte ihn mit Handschuhen oder einem Tuch vorsichtig aufnehmen und auf den Rücken drehen: Wenn der Igel sich nicht zur Kugel zusammenrollt und sich der Igelbauch deutlich kälter anfühlt als die eigene Hand, scheint der Igel krank.

Dringend Hilfe benötigen verwaiste Igel-Junge, die sich tagsüber außerhalb des Nestes befinden und noch geschlossene Augen und Ohren haben. Igel, die nach Wintereinbruch, bei Dauerfrost oder Schnee herumlaufen – vor allem tagsüber – sind oft kranke oder schwache Alttiere.

Wer all diese Tipps beherzigt und etwas Eigeninitiative an den Tag legt, hilft den Stacheltieren mehr als durch sinnlosen Aktionismus. Die meisten Igel-Stationen sind dadurch hoffnungslos überfüllt, Tierheime am Rande ihres Leistungsvermögens. Im Landkreis Neumarkt beispielsweise kann nur beratend geholfen werden. In der nächsten Igel-Station in Mittelfranken – sie ist wegen Krankheit geschlossen – ebenfalls. Und auch beim LBV werden keine Tiere angenommen.

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