„Tour d’Allemagne“ mit kurzen Schlafpausen

23.7.2014, 19:22 Uhr
„Tour d’Allemagne“ mit kurzen Schlafpausen

© Hauck

Es gibt Momente im Leben, auf die blickt man zurück und sagt: Was habe ich mir dabei nur gedacht? Einer dieser Momente dürfte sich für Gerhard Liebel und Manfred Büttner so oder so ähnlich abgespielt haben: Die Radsportler saßen gemeinsam am Tisch, erst kürzlich hatten sie ein 1100 Kilometer langes Fahrradrennen absolviert, in 47,5 Stunden; und fühlten sich gut danach. So gut, dass sie planten, eine noch längere Strecke anzupacken. Eine halbe Runde um Deutschland herum sollte es werden.

„Lass uns die ganze Runde fahren“, hatte Manfred Büttner gesagt. Monate nach diesem Moment stecken Gerhard Liebel und Manfred Büttner längst in den Vorbereitungen zum „Race around Germany“.

Zum Pressegepräch sind beide – natürlich – mit dem Fahrrad erschienen. Der 55-jährige Gerhard Liebel ist von Leinburg nach Neumarkt geradelt. „Ein eigenes Auto habe ich nicht“, erzählt er. Zur Arbeit fahre er täglich mit dem Fahrrad.

Training bei Regen und Schnee

Seit Oktober trainieren die Athleten des Triathlonvereins Windschatten Neumarkt für das Rennen rund um Deutschland. 500 bis 800 Kilometer bringen die Sportler pro Woche in der Vorbereitung hinter sich. Beim Spinning und „beim Sonntagsausflug bei Schnee und Regen“, erzählt Manfred Büttner (45).

Am 24. Juli reichen 800 Kilometer pro Woche nicht aus. 3300 Kilometer sollen nach rund einer Woche auf dem Tacho stehen. Aber auch mit acht bis neun Tagen wären beide zufrieden.

Gestartet wird in Cham. Von dort geht es Richtung Passau, Salzburg und Bodensee. Die Strecke verläuft weiter über den Schwarzwald und die Rheinebene. Sogar elsässischen und belgischen Boden werden die Reifen berühren. Ob auch die Fahrer einen Fuß auf ausländisches Terrain setzen werden, ist ungewiss. „Wir steigen nur ab, um Ruhepausen zu machen, kurz zu schlafen.“ Gegessen und getrunken wird auf dem Fahrrad. Nachts leuchten helle Fahrradlichter den Weg.

In 24 Stunden schaffen die Athleten rund 500 Kilometer. Das ist ein Schnitt von 25 Stundenkilometer. So die Theorie. „Alles, was nach Tag drei kommt, ist für uns völliges Neuland“, sagt Liebel. Weitere Unwägbarkeiten: das Wetter, die Muskeln, die Psyche.

Während des gesamten Rennens ist das Begleitteam um Physiotherapeuthin Elke Röll dabei. Außerdem gehen Freunde, Verwandte und Vereinskollegen mit auf die Deutschlandreise.

Sie steuern je einen Wohnwagen und ein Begleitfahrzeug, das Werkzeug, Verpflegung und Fahrräder mitführt. „Ein anderer Sattel ist Gold wert auf 3300 Kilometer“, sagt Gerhard Liebel.

Manfred Büttner startet am 24. Juli um 8 Uhr in Cham, Gerhard Liebel eine halbe Stunde später. Das Fahren im Windschatten ist verboten. Jeder Fahrer ist auf sich allein gestellt. „Die ersten Tage wird es noch um Zeiten gehen“, sagt Büttner, „danach nur noch ums Ankommen.“ Als Gewinn winkt beiden: Ruhm und Ehre. Bereuen werden sie es sicher nicht.

Auf www.nm-online.de finden Sie ab 24. Juli einen täglich aktualisierten Ticker zum „Race around Germany“.

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