Trassengegner wollen keine Versuchskaninchen sein

17.10.2014, 14:58 Uhr
Erprobter Protest: Aus dem Bayreuther Raum hatte ein Teilnehmer  eine Mastennachbildung auf seinem Anhänger mitgebracht.

© Anne Schöll Erprobter Protest: Aus dem Bayreuther Raum hatte ein Teilnehmer eine Mastennachbildung auf seinem Anhänger mitgebracht.

  Viel Licht in die gesundheitlichen Auswirkungen der Gleichstrompassage für die betroffenen Bewohner ist bei der zweiten Informationsveranstaltung in der Freystädter Mehrzweckhalle nicht gekommen. Referentin Dr. Dorothee Twardella vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Sachbereich Arbeits- und Umweltmedizin, die zu diesem Thema vor gut 500 Trassengegnern und Interessierten referierte, hat des öfteren betont, dass es im Gegensatz zu Wechselstrompassagen für Gleichstromtrassen so gut wie keine medizinischen Erkenntnisse gibt, weil derzeit solche Technik nur im dünn besiedelten Kanada und in China verwendet wird.

Mit 500 Menschen war die Mehrzeckhalle in Freystadt gut gefüllt.

Mit 500 Menschen war die Mehrzeckhalle in Freystadt gut gefüllt. © Anne Schöll

Zu gesundheitlichen Auswirkungen von elektrischen und magnetischen Feldern erklärte sie, Wechselstromfelder produzierten eine Reizwirkung, Muskelzellen würden angeregt, statische Aufladungen beispielsweise der Haare würden fühlbar. Statische Magnetfelder könnten unangenehme Befindungen auslösen. Hier seien internationale Grenzwertempfehlungen vorhanden. Vor allem Personen mit Herzschrittmacher müssten vorsichtig sein. Bei Gleichstrom gebe es keine Grenzwerte für elektrische Felder. Hier liege es in der Verantwortung des Betreibers, Funkenentladung zu verhindern. Es gebe Beobachtungen, wonach in der Nähe von Wechselstromfeldern kindliche Leukämie vermehrt auftritt. 

Für Gleichstrom seien ähnliche Studien nicht bekannt. In der Nähe von Leiterseilen bilden sich durch Ionisierung Stickoxide und knisternde Geräusche, Atemwegsirritationen könnten eintreten. Sie fasste zusammen, auch bei Gleichstromtrassen entstehen elektische und magnetische Felder, die nicht in den Körper eindringen. Diese Magnetfelder seien ähnlich den Erdmagnetfeldern, statische Belästigungen vermeidbar. Ihr Fazit zur Gleichstromtechnik: “Ich würde die gesundheitlichen Aspekte nicht unbedingt zur Ablehnung anführen”.

"Wir wollen keine Versuchskaninchen sein"

Ein Zuhörer von der BI Betzenstein schimpfte, das Ganze sei unerforscht. “Wir wollen keine Versuchskaninchen werden”. Ein Mitglied der BI Rennertshofen korrigierte die Referentin in ihren Angaben zu Werten bei Wechselstrom. Diese seien vor einiger Zeit geändert worden. Er sprach eine Studie in Kanada mit einer Rinderherde unter einer Stromtrasse und einer Vergleichsherde “ohne” an. Erstere Tiere hätten zwar keine gesundheitlichen Schäden aufgewiesen, jedoch weniger Kälber geboren.

Ein Anwesender von der BI Obermichelbach kritisierte die Aussagen als unbefriedigend. “Wo kommen wir denn hin, wenn wir beweisen müssen, dass die Trasse unschädlich ist”.

Als zweiter Redner des Abends war Uwe Raab, Bürgermeister der Stadt Pegnitz und Vorsitzender des Vereins Kommunen gegen die Gleichstrompassage Süd-Ost anwesend. Er hielt eine flammende Rede gegen die Trasse, traf damit den Nerv der Trassengegner und erhielt frenetischen Beifall: “Wir setzen ein Zeichen gegen die geplante Zestörung unserer Heimat”.

"Folgekrankheiten sind wahrscheinlich"

Professor Dr. Markus Bieswanger, Vertreter des Aktionsbündnisses der Trassengegner, wetterte: “Amprion will 450 Kilometer Hochspannungsleitung durch Deutschland bauen mit einer Technik, die es so noch nicht gibt und damit keine Erfahrungswerte”. Elektrische und magnetische Strahlungen seien schwer abschirmbar. Zu Wohnbebauungen müssten bislang keine Abstandsflächen gehalten werden. Seine Vermutung: “Folgekrankheiten stehen wahrscheinlich in Beziehung mit solchen Feldern”, nennt beispielswiese Krebs, Tumore, Fehlgeburten oder Alzheimer, die mit Höchstspannungsleitungen in Verbindung gebracht werden. Seine Schlussfolgerung: “Nur weil Gefahren nicht erklärt sind, ist nicht gesagt, dass es sie nicht gibt.

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