Trassenplanung macht nur „taktische Pause“

15.3.2015, 07:00 Uhr
Trassenplanung macht nur „taktische Pause“

© Günter Distler

Die Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland — Amprion, 50Hertz, Tennet und Transnet BW — haben den neuen NEP aufgesetzt, der im Moment bei der Bundesnetzagentur zur Überprüfung liegt. Im Frühsommer, schätzt Amprion-Sprecher Andreas Preuß, werde die Antwort vorliegen.

Mit den neuen Verknüpfungspunkten wird die Süd-Ost-Trasse länger. Sie führt durch ein Gebiet, das auf der Deutschlandkarte im Moment mit einer schraffierten Ellipse — Scheitelpunkte sind die beiden Zielorte — definiert ist, der genaue Verlauf sei offen. „Alle Planungen sind wieder auf null“, so Preuß. Man werde dann beginnen, den konkreten Planungskorridor zu definieren, wenn die Bundesnetzagentur zugestimmt hat.

Zum NEP können auch die Bürger Stellung nehmen: Der Plan liegt aus, bis 15. Mai sind Einsprüche möglich. Darauf weist auch Kratzer auf der Website der Gemeinde Postbauer-Heng und im Mitteilungsblatt hin. Als Sprecher des Vereins „Kommunen gegen die Stromtrasse“ beobachtet er das Thema auch besonders aufmerksam.

Grasenhiller von der BI Trassenwahn ist sich sicher, dass die Trasse hier in der Region nicht entscheidend anders geplant wird als vorher: Weder nach Westen noch nach Osten gebe es große Ausweichmöglichkeiten. Für viele Bürger sei der Eindruck entstanden, dass die Trassenpläne schon verworfen seien, denn es habe viele „Durcheinanderinformationen“ gegeben. „Wir müssen wach werden, das Ding ist in Planung, das läuft weiter“, appelliert er: „Wir müssen uns für unsere Heimat einsetzen.“

Grasenhillers Ansicht nach sei bewiesen, „dass wir die Trasse nicht brauchen“. In Bayern gebe es ein hochmodernes Stromnetz. „Wenn wir jetzt den Schritt verpassen, uns regional mit Strom zu versorgen, dann läuft die Versorgung zukünftig über unseren Kopf hinweg“, fürchtet er: Die Stromversorger könnten billigen Strom aus dem Ausland kaufen, wo unter Umständen ganz andere Umweltstandards gelten, und hier deutlich teurer weiterverkaufen.

Wenn in ein paar Monaten der de-facto-Trassenverlauf veröffentlicht wird, „dann geht’s rund“, kündigt Grasenhiller an. Mit vernetztem Widerstand, mit wirksamen Aktionen will er weiterkämpfen und eine Gesetzesänderung erwirken.

Leitung durch Postbauer-Heng

Laut Bundesnetzagentur gilt für die Trassenplaner, als erstes die Möglichkeit zu prüfen, die Gleichstromleitung auf bestehenden Trassen laufen zu lassen oder die Masten von bestehenden Trassen durch höhere zu ersetzen, um die zusätzliche Leitung mitführen zu können.

Das sorgt nun bei den Gemeinden für Hellhörigkeit, durch die bereits solche Trassen verlaufen: Auch durch Postbauer-Heng führt die „Ludersheimer Leitung“, eine 220 kV-Trasse, die auf 380 kV ertüchtigt werden soll (wir berichteten), auch das ein aktuelles Projekt im NEP. Das hat an sich nichts mit der Gleichstromtrasse zu tun, doch könnte diese Leitung ins Visier der Planer geraten: Sie führt von Altdorf über Burgthann durch Postbauer-Heng, Berngau, Mühlhausen und Berching.

In Postbauer-Heng verläuft diese Leitung mitten durch den Ort, in Berngau zwischen Allertshofen und Berngau, jeweils recht nahe an den Wohnhäusern entlang. Daher beobachtet auch Berngaus Bürgermeister Wolfgang Wild die Pläne mit Argusaugen.

Von seiten der Netzbetreiber, sagt Amprion-Sprecher Preuß, suche man nach geeigneten Formen der Beteiligung, man wolle mit den Bürgern und den Kommunen gemeinsam eine Lösung suchen.

„Wir wollen einen Weg finden, mit dem so wenig Schutzgüter wie möglich betroffen sind“, sagt er: Anwohner, Tiere, Landschaften — „irgendeiner ist immer betroffen“. Das geschehe, indem man sich an vorhandener Infrastruktur wie Stromleitungen oder anderen Strukturen wie Autobahnen, Bahngleisen oder Wasserwegen orientiere.

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