Trinkwasser: Gefahr durch Teerölblase nimmt ab

6.12.2016, 14:00 Uhr
Trinkwasser: Gefahr durch Teerölblase nimmt ab

© Foto: Hubert Bösl

„Die Situation hat sich entspannt“, sagte Peter Stemmer, Leiter der Wassergewinnung bei den Stadtwerken Neumarkt, im Werksenat. Aber es werde noch lange dauern bis es sich wieder normalisiert habe.

Weshalb betreibe der Konzern keine aktive Bodensanierung, wollte Günter Stagat (SPD) wissen. Das ist sehr teuer, meinte Stemmer. So lange Pfleiderer das betroffene Gelände weiterhin als Lagerplatz nutzt, müsse das Unternehmen nichts in diese Richtung machen.

Die Stadtwerke Neumarkt erhalten jedes Jahr einen Bericht von der Firma Pfleiderer, wie sich die Grundwassersituation am Werksgelände entwickelt. Denn die Pfleiderer-Werke haben jahrzehntelang Eisenbahnschwellen und Leitungsmasten imprägniert. Mit giftigen Stoffen wie Teeröl, Arsen oder Bor. Sie schützen das Holz vor Verottung und Verfaulen. Doch ein Teil davon gelangte während der Produktion in den Boden. 1987 ereignete sich ein Unfall, bei dem eine große Menge Teeröl auslief und schließlich in das Grundwasser sickerte.

Diese „Teerölblase“ ist eine mögliche Gefahr für das Neumarkter Trinkwasser. Schließlich ist das Schutzgebiet Miss nicht weit entfernt. Eine Million Kubikmeter Wasser pumpen die Stadtwerke dort jedes Jahr heraus, das ist rund die Hälfte des in Neumarkt verbrauchten Wassers. Dies ist nicht zuletzt ein Grund, weshalb die Stadtwerke Neumarkt seit zwei Jahren auch Wasser aus dem Oberpfälzer Jura beziehen. Durch die Verbindung mit der Laber-Naab-Gruppe kann sich der Grundwasserspiegel in der Miss langsam wieder auffüllen. Die Giftfahnen werden von den Entnahmestellen fortgedrückt.

An allen Messstellen auf dem Werksgelände lag im April 2015 der Grundwasserspiegel höher als im Juli 2014. Im Durchschnitt waren es zehn bis 20 Zentimeter im Südosten wurden sogar 62 Zentimeter festgestellt.

Die Firma Pfleiderer betreibt in der Dreichlingerstraße eine Anlage zur Aufbereitung von Grundwasser. Das abgereinigte Wasser wird als Brauchwasser in der Fabrik wiederverwendet oder dem Grundwasser über Versickerungsanlagen zugeführt. Über die Jahre hinweg hat sich so die Fahne mit dem belasteten Grundwasser nach Südwesten verlagert; fort von der Miss in Richtung des Ludwig-Donau-Main-Kanals.

Seit Anfang 1995 werden von der Firma Pfleiderer in monatlichen bis zweimonatlichen Abständen Messungen der Teerölsäule an der Sohle ausgewählter Messtellen um die Unfallstelle durchgeführt. Sie hat eine Ausdehnung von etwa 40 mal zehn Metern.

Die Arsenfahne geht von der ehemaligen Imprägnierung aus. Erhöhte Konzentrationen wurden nur im Westteil des Werksgeländes und dessen Grundwasserabstroms gemessen. Seit 2000 sinken die Arsenwerte nicht mehr, eine weitere Ausbreitung verhindert die Sanierungsanlage in der Dreichlinger Straße.

Beim Chrom ist langfristig ein deutlciher Rückgang der Konzentration zu beobachten. Im April 2015 wurde der grenzwert auf dem Werksgelände noch leicht überschritten. An der Werksgrenze wird er seit 1998 eingehalten. Die Bor-Fahne hat sich offenbar aufgelöst. „Zwischenzeitig ist kein Nachweis mehr möglich“, sagte Stemmer.

Auch signifikant erhöhte Quecksilbergehalte im Grundwasser wurden im April 2015 außerhalb des Werksgeländes nicht beobachtet; innerhalb an zwei Stellen der Schwellenwert 2 überschritten. Die diesem ist in der Regel eine Grundwassersanierung erforderlich. Im Westen des Geländes befindet sich eine zusammenhängende relativ stabile Fluoridfahne. Dabei nimmt die Belastung des Grundwasser langfristig ab, allerdings mit Schwankungen.

Das Gesamt-Fazit der Untersuchung: Die Messwerte stabilisieren sich weiterhin zusehends, bei langfristig fallender Tendenz, auf niedrigem Niveau.

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