Trockene Sommerzeit ist Brombeerzeit

18.8.2018, 06:00 Uhr
Trockene Sommerzeit ist Brombeerzeit

© Foto: Hans Christian Biersack

Die Waldfrucht stammt aus Zentralasien, wo trockene, heiße Sommer die Regel sind. Auf Waldlichtungen hierzulande haben sich diese Pionierpflanzen heuer prächtig entwickelt.

Die wilde, aromatische Brombeere macht es aber dem nicht leicht, der sie lesen will. Es fließen Blut, Schweiß und Tränen, wenn einem die salzige Brühe in die Augen läuft. Von den Schmerzen nicht zu reden: Selbst die Stiele der Blätter sind noch mit winzigen Dornen bewehrt. Und die Widerhaken der ausladenden, oft meterlangen Triebe, die verhindern wollen, dass man sich den besonders einladenden Früchtchen nähert, bohren sich selbst durch stabile Armeehosen und dicke Flanellhemden.

Auf friedliche Koexistenz

Nun, da viele Früchte bereits reif und süß sind, und schon bei sanfter Berührung zu Boden fallen, ist der hartnäckigste Konkurrent des einsamen Sammlers in den Wäldern um Neumarkt die Wespe.

Die friedliche Koexistenz ist erlernbar: Hektische Bewegungen vermeiden. Dann kommen beide ohne schmerzhafte Konfrontation auf ihre Kosten. Doch nicht nur auf fliegende Tierchen sollte man achten: In die dichten und kühlen Brombeerschläge ziehen sich tagsüber auch gerne Wildschweine zurück. Um eine unangenehme Begegnung zu vermeiden, sollte der Beerensammler auf die warnenden Geräusche der Sauen achten und sich gegebenenfalls unaufgeregt zurückziehen. Die Brombeeren selbst lieben kalkhaltigen Boden. Der Jura ist da geradezu ideal. Sie mögen es aber auch stickstoffreich.

Fatalerweise geht es den Brennnesseln genauso. Vor dem schmerzhaften Kontakt gibt es kein Entkommen. Angeblich soll das Nesselgift die Gesundheit fördern. Aber das sagt manch einer auch den viel schmerzhafteren Bienenstichen nach. Wer‘s glaubt, erträgt es leichter.

Streng genommen handelt es sich bei den Brombeeren nicht um Beeren, sondern um Sammelnüsse, zu denen auch Erd- und Himbeeren zählen.

Pur, als Konfitüre oder Saft

Die Früchte sind saftig und wohlschmeckend. Wer den Fuchsbandwurm nicht fürchtet, kann gleich von der Hand in den Mund schlemmen. Sie eignen sich auch als Kuchenbelag und um Konfitüre, Gelee, Sorbet, Saft, Wein oder Likör zu bereiten.

Frisch eingefroren sind Brombeeren lange haltbar: Aufgetaut und heiß im Joghurt oder zum Eis sind sie ein Gedicht. Wegen des angenehmen Geschmacks sind auch junge Blätter der Brombeeren in vielen Tees enthalten. Er kann als Haustee auch über längere Zeit gefahrlos getrunken werden.

Heilende Wirkung

Als Arzneimittel dienen die getrockneten Blätter (lateinisch: Rubi fruticosi folium) schwach behaarter Arten. Sie enthalten die Gerbstoffe Gallotannine und dimere Ellagitannine sowie Flavonoide und Fruchtsäuren wie Citronensäure und Isocitronensäure, dazu etwas Vitamin C.

Aufgrund des Gerbstoffgehalts wird die Arznei gegen Durchfall oder als gefäßverengendes Mittel verabreicht. Auch zum Gurgeln bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum sowie äußerlich angewendet für Waschungen bei chronischen Hauterkrankungen kommt sie zum Einsatz.

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