Ungeliebte Stromtrasse: Bürger formieren sich

1.2.2019, 09:18 Uhr
Ungeliebte Stromtrasse: Bürger formieren sich

© dpa

Wie mehrfach berichtet, soll die bestehende 220-kV-Leitung, die von Raitersaich über Ludersheim durch Schwarzenbach, Ezelsdorf, Postbauer-Heng, Berngau, Mühlhausen und Dietfurt nach Süden führt, auf 380 Kilovolt aufgerüstet werden. Durch die zusätzliche Erhöhung der möglichen Stromstärke wird die maximale Leistung der neuen Leitung um den Faktor zehn erhöht. Die Folge sind entsprechend stärkere Magnet- und Strahlungsfelder. Die neue Leitung kann nicht an gleicher Stelle wie die alte gebaut werden. Doch wo soll sie hin?

Um hier ein Wort mitzureden und die gesundheitliche Betroffenheit der Bürger zu minimieren, haben sich entlang der bestehenden Leitung sowie aus den angrenzenden Kommunen zehn Bürgerinitiativen aus Mittelfranken und der Oberpfalz zur BI-Allianz P53 zusammengeschlossen. Sie dokumentieren damit, dass die optimale Trassenplanung nur landkreis- und sogar bezirksübergreifend erfolgen kann. So waren auch zahlreiche Bürger aus Postbauer-Heng nach Ezelsdorf gekommen, darunter Bürgermeister Horst Kratzer.

Sein Kollege aus Burgthann, Bürgermeister Heinz Meyer, sah keine wesentlichen Versäumnisse bei Tennet. "Tennet steht mit uns in intensivem Kontakt", erklärte er und wies darauf hin, dass die Bürger auch nach Einreichung der Pläne bei den Bezirksregierungen ausreichend Möglichkeit hätten, im anschließenden Raumordnungsverfahren ihre Vorbehalte einzubringen.

Dies ließ Dr. Jürgen Rupprecht, Marktgemeinderat aus Postbauer-Heng und Sprecher der Bürgerinitiative Postbauer-Heng, so nicht gelten. Seine Erfahrungen zeigten, dass im Raumordnungsverfahren in der Regel nur noch marginale Änderungen möglich seien. Eine grundlegende Korrektur eines verfehlten Planungsansatz werde es nicht geben. Tennet werde mit Hinweis auf die Zeitknappheit und die drohenden Zusatzkosten den vorgelegten Plan als alternativlos bezeichnen und eine grundlegende Neuplanung ablehnen, heißt es in einer Pressemitteilung der Bürgerinitiative.

Und einen solchen verfehlten Planungsansatz befürchtet die BI-Allianz P53. Tennet habe in bisherigen Treffen, etwa im Heimatministerium, durchblicken lassen, dass für sie die im Landesentwicklungsprogramm verankerte 400-Meter-Abstandsregelung nicht oberster Planungsgrundsatz sei. Vielmehr sehe sich Tennet an die Planungsgrundsätze "Bündelungsgebot" und "Energiewirtschaftlichkeit" gebunden.

Ferner kritisiert die Allianz, dass Tennet die Betrachtung auf einen Streifen von einem Kilometer links und rechts der bestehenden Leitung beschränkt. Ebenso wenig zeige sich Tennet offen für neue Ansätze zur Waldüberspannung, die mit Trägerseil-Technologien in anderen Bundesländern mit minimalen Umwelteingriffen bereits erfolgreich umgesetzt wurden. Wie wenig Rücksicht Tennet anderenorts auf die Belange der Bürger nehme, zeigten die wütenden Bürgerproteste beim Ostbayernring, der weiter fortgeschritten ist und sich bereits in der Planfeststellungsphase befindet.

Reuter betonte, die BI-Allianz werde von ihrer Forderung nicht abrücken, dass das Schutzgut "Mensch" oberste Priorität bei der Trassenplanung haben müsse. Dem schlossen sich auch die beiden Bürgermeister ausdrücklich an.

Horst Kratzer erklärte, er habe mit Tennet vereinbart, dass diese Mitte Februar auf zwei Veranstaltungen in Postbauer-Heng und in Dietfurt den anwesenden Bürgermeistern und Gemeinderäten den Stand der Planung der neuen Leitung darlegen und sich den Fragen stellen werde. Auch der Sprecher der BI-Allianz P53 werde dazu eingeladen.

Mittlerweile haben Markus Reuter, Dr. Jürgen Rupprecht, Jenny Nyenhuis (2. Bürgermeisterin von Schwarzenbruck) und der stellvertretende Landrat Nürnberger Land, Norbert Reh, den Neumarkter Landrat Willibald Gailler besucht und ihn über Umfang und Anliegen der BI-Allianz P53 informiert. Dieser zeigte sich von der bisherigen Arbeit beeindruckt und unterstützt die Anliegen der BI-Allianz. Er sagte zu, sich beim nächsten Treffen mit den Landkreisbürgermeistern für einen Schulterschluss in der Forderung einzusetzen, dass bei der Trassenplanung das Wohl der Wohnbevölkerung absoluten Vorrang haben müsse. Und dazu muss die 400-Meter-/200-Meter-Abstandregelung die Richtschnur sein.

Weitere Informationen und Anmeldung zum Newsletter unter www.bi-allianz-p53.org

1 Kommentar