Verständigung mit Händen und Füßen klappt ganz gut

11.11.2015, 20:06 Uhr

Aktuell sind im Landkreis Neumarkt rund 1000 Flüchtlinge dezentral in 63 Ausweich- und zwei Gemeinschaftsunterkünften sowie in der Erstaufnahmeeinrichtung in den alten Delphi-Hallen untergebracht. 2014 waren es noch 380, 2013 lag die Zahl bei 120. Vorwiegend handelt es sich dabei um Syrer, Albaner, Iraker und Iraner. Größte Herausforderung sind dabei die zahlreichen unbegleiteten Jugendlichen.

In Sengenthal hat die Firma Rätzer 16 Flüchtlinge in einem Anwesen in der Winnberger Straße einquartiert, weitere zwölf sollen in einem Haus in der Dorfstraße unterkommen. In der Winnberger Straße leben mehrere albanische und irakische Familien.

Die vier albanischen Kinder besuchen die Schule in Sengenthal, die zwei älteren der drei irakischen Kleinkinder den Kindergarten. Gebert erläuterte, dass die Iraker voraussichtlich bleiben dürfen, die Albaner in ihre vor kurzem zum sicheren Herkunftsland erklärte Heimat zurückkehren müssen. Neue Flüchtlinge kommen vor allem aus Irak und Syrien.

Die Betreuerinnen begleiten die Flüchtlinge, etwa bei Arztbesuchen und Behördengängen. Dazu müssen die Flüchtlinge sich nicht nur auf eine fremde Sprache, sondern auch auf ein neues Alphabet einlassen. Die Verständigung ist dabei nicht einfach: „Mit Händen und Füßen klappt ganz gut“, so Walbert. Komplexere Sachverhalte erfordern dagegen mehr Aufwand. Mit telefonischer Hilfe eines Dolmetschers aus Parsberg wird dann von Deutsch über Englisch und Arabisch nach Kurdisch und umgekehrt übersetzt, damit alle Flüchtlinge verstehen, um was es geht. Trotz dieser Hürden seien die Flüchtlinge „unglaublich dankbar“, so Walbert, und sehr offen ihrer neuen Umgebung gegenüber. Die Integration gestalte sich deshalb problemlos: „Zum Weihnachtsmarkt nehm‘ ich die einfach mit.“

Auf „kurzem Dienstweg“

Je nach Termin bei der zentralen Erstaufnahmestelle in Zirndorf können die Flüchtlinge mehrere Monate bleiben. Sobald sie als Flüchtlinge anerkannt werden, müssen sie die Unterkunft verlassen und sich selbst eine Wohnung suchen.

Hier sah Bürgermeister Werner Brandenburger die nächsten Herausforderungen auf die Gemeinde zukommen – mit Schulpflicht, Gesundheitskosten und dem Vermitteln von Sprachkenntnissen. Während die offiziellen Sozialberater mit der Anerkennung der Flüchtlinge nicht mehr zuständig sind, sicherten Gebert und Walbert weitere Hilfe auch dann zu. Katrin Gebert wies darauf hin, dass einige Flüchtlinge bereits in Deutschland lebende Verwandte haben.

Größtes Problem ist der momentane Andrang: Auch der Verein „Chancen statt Grenzen“ wird überrannt. Werner Brandenburger versprach in der Gemeinde schnelle Hilfe „auf dem kurzen Dienstweg“: Die Helferinnen sollen eine Liste der benötigten Güter erstellen, diese will er an Vereine und Gemeinderäte weitergeben.

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