Viva Voces tolle Stimmen füllen St. Josef in Neumarkt

14.1.2019, 10:33 Uhr
Viva Voces tolle Stimmen füllen St. Josef in Neumarkt

© Foto: Helmut Sturm

Annähernd 500 Menschen füllten den großzügigen Raum der Kirche. Das Licht ging aus und im Rücken des Publikums erklangen die ersten Töne aus Anton Bruckners "Os justi". Mit Kerzen in den Händen zogen die Sänger dreigeteilt nach vorne in den ebenfalls dunklen Altarraum. Sie griffen zu den Mikrofonen und wechselten gänsehauterzeugend ihren Musikstil.

Von Bruckner zu den irischen Rock-Giganten U2: Innerhalb von Sekunden hatten sie ihr Publikum" mit "I still haven‘t found what I‘m looking for" im Griff. Das Publikum gab sich der Musik in der zum vollkommenen Klangraum gewordenen Kirche hin und klatschten den Rhythmus mit. Die sparsame und teils mystische Lichtkomposition unterstützte das Gesamtkunstwerk.

Publikum machte mit

Mehrere Aspekte dieses Konzertes der aus dem Windsbacher Knabenchor entstanden Profi-Formation waren neu. Hinter den Kulissen wirkten erstmals ein Regisseur, ein Tontechniker und ein Manager. Erstmalig gab es ein Programmheft mit einer Beschreibung der Musik-Titel und der Künstler. Das tiefgründige Musikprogramm stellt sich ebenso konfessionsübergreifend dar, wie die Künstler selbst. Sie animierten das Publikum erfolgreich zum Mitmachen. Mit einem Dreiklang aus dem linken und rechten Kirchenschiff und der Empore stimmten sie ein in "Irgendwo auf der Welt" von Richard Heymann.

Deutschsprachige Eigenkompo-sitionen wechselten sich ab mit Swing- und Soulklassikern, amerikanischen Gospels wie "Gentle Shepherd" oder dem klassischen Psalm "Die Pfade des Herrn". Geistliche und weltliche Musik verschmelzen zu einem stimmigen Gesamtprogramm.

Überraschend, aber trotzdem harmonisch wechselten die Musikrichtungen und schafften so zusammen mit den dramatisch eingesetzten Licht- und Schatten-Aktionen Stimmungen von heiterer Ausgelassenheit bis hin zu mystischer Stille. Während einer kreativen Auszeit in Marseille entstand der bereits zum Klassiker gewordene gleichnamige Song "Marseille" im Stil eines französischen Chansons. Was einem menschlichen Körper für Laute zu entlocken sind, zeigte auf beeindruckende Weise Jörg Schwartzmanns als "Mouthdrummer" – eine lebende Rhythmusgruppe.

Wechselndes Outfit

Ihre übliche Chorbekleidung haben sie längst hinter sich gelassen und durch eine lässigere Ausstattung ersetzt – vom modernen Anzug über das rustikale Outfit mit Schäferstock bis hin zu einem mönchsartigen Auftritt im Kapuzenmantel.

Dramaturgisch geschickt aufgebaut gaben die fünf Sänger nach der Pause richtig Vollgas, als sie mit einer beeindruckenden Version von "Nothing else matters" wieder in den dunklen Altarraum einzogen und anschließend zu ihrem ganz persönlichen Glaubensbekenntnis transformierten: "Du bist da".

Zum Ende des auf unterschiedlichste Weise faszinierenden Programms stimmten die fünf Sänger ihren Klassiker "You raise me up" an. Das Publikum war sichtlich beeindruckt und sparte folglich nicht mit kräftigem Applaus.

Ohne Zugabe kam das Qintett nicht davon. Es gab nach einem kurzen Dialog über die besten Beatles-Titel ein Medley von "Let it be" bis "All you need is Love". Die Oberpfälzer sangen freudig mit, bevor das grelle Licht das besondere Konzerterlebnis beendete.

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