VlF-Vorsitzender Hierl zieht vom Leder

11.1.2018, 20:04 Uhr
VlF-Vorsitzender Hierl zieht vom Leder

© Foto: Siegfried Mandel

Zur Jahreshauptversammlung mit Ehrungen und Neuwahl des Verbandes für landwirtschaftliche Fachbildung Neumarkt (VlF) fanden sich 108 Wahlberechtigte im Sammüller-Saal in Neumarkt ein.

In seinem Jahresrückblick sagte Vorsitzender Hierl, der Milch-Preis habe sich zur Jahresmitte auf ein halbwegs zufriedenes Niveau nach oben bewegt. Die drastisch gefallenen Butterpreise und die, wie Hierl es bezeichnete "wie Sauerbier liegende MMP Vorräte" fordern jedoch eine nüchterne Betrachtung der Marktsituation. Der VlF-Vorsitzende forderte, dass keine erneute Milchpreiskrise herbeigeredet werden solle, damit der Preisabsturz nicht zu jäh ausfalle.

Hierl prangerte an, dass bisher noch keine Kriseninstrumente entwickelt worden seien und Unterstützung von Seiten der Politik nicht zu erwarten sei. Josef Hierl gab den Rat, nun die Kriegskasse zu füllen, keine unsinnigen Investitionen zu tätigen und möglichst kostengünstig zu produzieren.

Dies gelte auch für die Schweinehalter deren Erholungsphasen wohl vorbei sein dürften. "Im Allgemeinen sind derzeit kaum positive Anzeichen einer günstigen Preisentwicklung zu erkennen."

Im Bereich Gesellschaft und Politik sprach Hierl zahlreiche Probleme an. Nach seinen Angaben war der vorläufige Höhepunkt die Bauerregelkampagne der Bundesumweltministerin Hendricks im Januar 2017. "Wenn, wie hier geschehen, Beleidigungen und Verunglimpfungen eines ganzen Berufsstandes Stil der politischen Arbeit sind, braucht man sich über das Verhalten des wählenden Bürgers nicht zu beschweren."

Bauernopfer für die GroKo

Weiter sprach Hierl die Befürchtung aus, dass bei den derzeit laufenden Sondierungsrunden zur geplanten GroKo die Interessen der Landwirtschaft geopfert werden, um dieser noch einen leicht grünen Anstrich zu verpassen. "Die Klimaschutzziele, so scheint es, wurden ohnedies verbrannt. Teil dieser Opfer wird wohl auch Glyphosat sein."

Erschüttert zeigte sich Hierl, dass bäuerliche Genossenschaften durch ihr Verhalten sich genau auf diesen postfaktischen Zug setzen. "Für mich ist das nur mit dem Wort ,Dummheit‘ zu beschreiben."

Bürokratisches Monster

In Bezug auf die Düngemittelverordnung forderte Hierl die Bauern auf, dieses "bürokratische Monster" zu zähmen, von dem bis dato niemand weiß, wie damit umzugehen ist.

Josef Hierl zitierte einen Kommentar aus dem Fachjournal "top agrar": "Die neue Düngeverordnung bereitet vielen Praktikern Kopfzerbrechen. Sie ist so kompliziert, dass auch so manches Landwirtschaftsamt redliche Mühe bei der Umsetzung hat. Gleichzeitig ist der Nutzen der Verordnung umstritten. Viele Beamte und Politiker sagen hinter vorgehaltener Hand, dass die Verordnung pauschal gestaltet ist, um Nähstoffeinträge in Luft und Wasser zu verhindern. Die Bauern müssen sich dennoch an die Auflagen halten. Erst umsetzen, dann hinterfragen, so die Marschroute."

Auch Geschäftsführer Johann Paulus gab in seinen Ausführungen noch einmal einen Rückblick auf die Arbeit des VlF und deren Aktivitäten. Als wichtigste Sitzung sprach er das Treffen der Vorstandschaft mit den VlF Nachwuchskräften an, bei dem es darum ging vorrangig die Vorstandschaft und den Hauptausschuss zu verjüngen (Wahlergebnisse rechts).

Im Blick nach vorne sprach Paulus einen Heimatabend am 23. Februar, eine Infoversammlung am 6. März und eine Podiumsdiskussion am 1. März an.

"Lebensmittel für die Tonne"

Bevor das Duo Gerd und Sepperla nicht nur die Anwesenden auf ihre parodistische Art auf die Schippe nahmen, sprachen Landrat Willibald Gailler, Harald Gebhard vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) und Obmann Michael Gruber vom Bauernverband, Grußworte in denen etwa die Millionen von Tonnen an Lebensmitteln angesprochen wurden, die weggeworfen werden.

"Wir Bauern produzieren jedes Jahr vom 1. Januar bis 1. Mai ausschließlich für die Tonne" prangerte Gruber an.

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